Flottendienstboot
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Als Flottendienstboot bezeichnet man ein Hilfsschiff, das mit speziellen Sensoren ausgerüstet ist und im Bereich der strategischen Informationsgewinnung eingesetzt wird.
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[Bearbeiten] Missionsprofil
Während des Kalten Krieges bestand die Aufgabe der damaligen Flottendienstboote Alster (A 50), Oker (A 53)und Oste (A 52) sowie ihrer Vorgänger Eider und Trave in der optischen und elektronischen Aufklärung der Seestreitkräfte des Warschauer Paktes im Ostseeraum, insbesondere der Baltischen Rotbannerflotte. Die elektronische Aufklärung erfolgte neben dem Abhören des Funkverkehrs durch Messen der elektromagnetischen Signatur der von der Gegnerseite verwendeten Radargeräte, wodurch teilweise die Identifikation bestimmter Einheiten möglich war. Deshalb wurden die Flottendienstboote anfangs auch Messboote genannt. Die optische Aufklärung bestand in der Anfertigung von Film- und Fotoaufnahmen der gesichteten Schiffe, wobei besonders die Antennenanlagen von Interesse waren. Hierzu mussten die Boote in die Nähe des "Bildmotivs" gelangen. Diese konnten sich aber durch ihre überlegene Geschwindigkeit einer unerwünschten Ausspähung regelmäßig entziehen, da die Flottendienstboote mit ihren maximal 15 Knoten nicht mit den Zerstörern und Fregatten der Sowjets schritthalten konnten.
[Bearbeiten] Schiffe
Bei Alster und Oker handelte es sich um die ehemaligen Seitenfang-Trawler Mellum und Hoheweg. Die Oste war ein ehemaliger Hochseeschlepper. Mitte der 1980er-Jahre wurden sie durch Neubauten ersetzt. Alster und Oker wurden an Griechenland bzw. die Türkei verkauft, die sie für den gleichen Zweck in der Ägäis bzw. im Schwarzen Meer einsetzten.
Die Deutsche Marine verfügt derzeit über drei Flottendienstboote der Oste-Klasse. Die Schiffe haben eine Länge von 84 m und die Besatzung kann 76 Mann betragen. Die Boote können eine maximale Geschwindigkeit von 21 Seemeilen pro Stunde fahren.
Diese Nachfolger wurden 1986-88 bei der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft gebaut. Bereits wenige Jahre nach ihrer Fertigstellung führte der Zusammenbruch der Sowjetunion dazu, dass ihr ursprünglicher Einsatzzweck erheblich an Bedeutung verlor. Da die Kräfte, von denen heute im Jahr 2006 eine Bedrohung ausgeht, über keine nennenswerten Seestreiträfte verfügen, werden die drei Boote u.a. als U-Boot-Begleitschiffe oder für die Ausbildung von Offizieren eingesetzt, darüber hinaus aber auch immer häufiger zur Aufklärungsunterstützung in multinationalen Marine-Verbänden. Der Heimathafen für die Flottendienstboote ist Eckernförde.
Nr. | Name | Klasse | Dienstzeit | Anmerkung |
---|---|---|---|---|
A50 | Eider (ex-HMS Flint) | Klasse 752 (vorher 139) | 1956 - 1978 | ehemals brit. Isles-Klasse |
A51 | Trave | Klasse 715 (vorher 139) | 1956 - 1971 | |
A1449 | Hans Bürkner | Klasse 421 | 1963 - 1990 | gleichzeitig U-Boot-Jäger Typ B |
A50 | Alster | Klasse 422 (vorher 753) |
1960 - 1989 | an die Türkei verkauft |
A52 | Oste | 1957 - 1987 | verschrottet | |
A53 | Oker | 1961 - 1988 | an Griechenland verkauft | |
A50 | Alster (II) | Klasse 423 (Oste-Klasse) |
seit 1989 | 1. U-Boot-Geschwader |
A52 | Oste (II) | seit 1988 | 1. U-Boot-Geschwader | |
A53 | Oker (II) | seit 1988 | 1. U-Boot-Geschwader |
[Bearbeiten] Quelle
- Aktuelles Lexikon, Flottendienstboot, Süddeutsche Zeitung, Nr. 249, 28.10.2006