Femeiche
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Die Femeiche (früher auch Ravenseiche) in Raesfeld im Kreis Borken ist eine der ältesten Eichen in Deutschland. Die Stieleiche steht im Ortsteil Erle in der Nähe der Pfarrkirche. Das Alter wird auf über 1.000 Jahre geschätzt.
[Bearbeiten] Geschichte
Der alter Name Ravenseiche und der Name der Gegend „Aßenkamp“ deutet auf eine Verbindung zur germanischen Mythologie hin. Der Rabe ist das Symbol des germanischen Toten- und Kriegsgottes Odin und als Asen bezeichnet man ein germanisches Göttergeschlecht. So wird vermutet, dass die Eiche schon zu germanischer Zeit als Kultstätte genutzt wurde.
Unter der Eiche tagte das Erler Femgericht als Freistuhl, der „vreye Stoel tum Aßenkampe“, welcher im Mittelalter seine größte Macht hatte. Er unterstand dem Stuhlherrn von Heiden und richtete über das Gebiet der Kirchspiele Erle, Raesfeld, Rhade, Holsterhausen und Alt-Schermbeck.
Das Femgericht urteilte im Namen des Kaisers über Schwerverbrechen wie Mord, Raub, Brandstiftung und Meineid, sein Schuldspruch zog stets den Tod am Strang nach sich. Überliefert ist, dass 1441 der Freigraf Bernt de Duiker unter dieser Eiche Gert von Diepenbrock und zwei seiner Knechte wegen Schöffenmord verfemte und sie für vogelfrei erklärte. 1375 war der Burgherr der Burg Raesfeld Inhaber der Freigrafschaft.
Im 16. Jahrhundert verlor das Femgericht seine Befugnisse an den Fürstbischof Münster bis es Ende des 18. Jahrhunderts völlig aufgelöst wurde.
Da der Baum von Pilz befallen war, rückte der örtliche Pfarrer dem kranken Baum 1750 mit scharfem Gerät zu Leibe. Er kratzte das morsche Mittelstück heraus, um dem Baum so das Überleben zu sichern. Wie groß die entstandene Aushöhlung ist, erzählt die Geschichte, dass Friedrich Wilhelm IV., der spätere König von Preußen, 1819 während eines Manövers 19 Infanteristen in der Eiche Aufstellung nehmen ließ. Auch soll der Bischof von Münster Bernard Georg Kellermann im Jahre 1851 mit elf Geistlichen an einem runden Tisch in der Eiche gespeist haben. Aus dem Jahre 1892 stammt die Angabe von vier bis fünf Meter Umfang in Brusthöhe.
Heute hat der Baum einen Umfang von etwa 12 Metern, er wird allerdings von mehreren Stützen aufrecht gehalten. 1994 wurde zum Schutz des Baumes eine Umzäunung errichtet.
[Bearbeiten] Siehe auch
Markante und alte Baumexemplare in Deutschland
[Bearbeiten] Literatur
- Norbert Stuff: Die Femeiche in Raesfeld-Erle, nach über 1000 Jahren vital wie ein junger Baum. 2000, in Westmünsterland 2001, S. 70-72
Koordinaten: 51° 44′ 43″ N, 6° 51′ 44″ O