Enveloppe (Mathematik)
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In der Mathematik bezeichnet Enveloppe (nach franz. enveloppe, Umhüllung, auch Hüllkurve oder Einhüllende) eine Kurve, die eine Kurvenschar einhüllt. Das heißt, die Enveloppe berührt jede Scharkurve einmal.
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[Bearbeiten] Beispiel
Hüllkurven entstehen unter anderem bei bewegten Objekten, z. B. beim Öffnen und Schließen eines Garagentores.
Vergleiche hierzu: [1] oder als Kaustik in einer Kaffeetasse.
[Bearbeiten] Definition
Eine Kurve H ist Enveloppe einer Kurvenschar Kt, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
- Mindestens eine Kurve von Kt berührt H an einer Stelle xh.
- Die Kurve H berührt jedes Element der Kurvenschar Kt an einer Stelle xh.
- Zwei infinitesimal benachbarte Elemente von Kt müssen an einer Stelle xh einen gemeinsamen Punkt P haben. P ist ein Punkt der Enveloppe H.
Die ersten beiden Bedingungen sind zusammen hinreichend, da durch die Bedingung (2) auch sichergestellt ist, dass benachbarte Elemente der Kurvenschar auch gemeinsame Punkte haben. Die Bedingung (3) ist auch alleine hinreichend.
[Bearbeiten] Berechnung von Hüllfunktionen
Wir benutzen die 1. und die 2. Bedingung der Definition:
- Man leitet die Funktion f(x,t) nach t ab und bestimmt die Nullstellen t0 in Abhängigkeit von x dieser Ableitung.
- In f(x,t) setzt man t0 für t ein und erhält einen Kandidaten h(x) für die Hüllfunktion.
- Man ermittelt alle xh, für die H ein Element von Kt berührt.
- Man weist nach, dass alle Elemente von Kt die Kurve H an mindestens einer Stelle berühren.
[Bearbeiten] Hüllkurven-Bestimmung durch Grenzwertbetrachtung
Wir benutzen die 3. Bedingung der Definition. Zwei infinitesimal benachbarte Elemente der Kurvenschar Kt müssen an der Stelle xh einen gemeinsamen Punkt P haben. Dieser Punkt P ist ein Punkt der Hüllkurve H. Um zwei infinitesimal benachbarte Kurven zu erhalten, wählen wir zwei beliebige Kurven und lassen den Scharparameter t1 der einen Kurve gegen den Scharparameter t2 der anderen laufen. Für nähert sich ihr Schnittpunkt P an den Punkt P der gesuchten Hüllkurve H an.
- Aufstellen der Gleichung f(x,t1) = f(x,t2) und nach x auflösen.
- Den Limes xh von x für berechnen.
- xh in f(x,t) einsetzen, um yh zu erhalten, P(xh,yh) ist ein Punkt der Hüllkurve H, seine Koordinaten xh und yh hängen formal von t2 ab. Diese Beziehungen gelten für alle Punkte P von H, wir haben also die Funktion der Hüllkurve in Parameterdarstellung.
- Durch Eliminieren von t2 von der Parameterdarstellung in eine Funktion der Form h(x) = y umformen.
[Bearbeiten] Anwendung
Hüllkurven eignen sich gut, um den benötigten Platz für bewegte Gegenstände zu beschreiben. Man kann also mit Hüllkurven feststellen, ob man einen Schrank um eine Ecke im Flur bekommt (Vergleiche hierzu: http://jan.orend.lg-bs.de/~jan.orend/Presentation/html/slide_15.html), oder wie schmal eine Straße in einer Kurve sein darf, und wie diese aussehen muss, damit ein LKW sicher auf ihr fahren kann. Für die meisten technischen Anwendungen eignen sich numerische Verfahren am besten.