Enkratiten
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Enkratiten (griech., "Enthaltsame") war im weiteren Sinne häresiologische Bezeichnung einer weitverbreiteten und vielgestalteten asketischen Richtung in der ältesten Kirche, welche durch strenge Enthaltung des Genusses von Fleisch und Wein sowie sexueller Enthaltsamkeit das Ziel der Vergeistigung anstrebte. Häufig wurde Wein selbst beim Abendmahl durch Wasser ersetzt (Aquarier oder Hydropurastaten).
Aufgrund phänomenologischer gleicher Askese bei einigen gnostischen Gruppierungen, wo Materie als böses Prinzip galt, wurden auch die Enkratiten als Teil der Gnosis gesehen. In der heutigen Wissenschaft werden mit dem Begriff gelegentlich Strömungen innerhalb der Großkirche mit starker Askese bezeichnet, also gerade nicht Gnostiker. Zumeist wird der Begriff jedoch rein phänomenologisch gebraucht.
Im engeren Sinne bezeichnet Enkratiten eine christliche Gruppierung in Mesopotamien in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts um den syrischen Theologen Tatian.
Als häresiologischer Terminus wurde Enkratiten fast ausschließlich von griechisch- bzw. lateinischsprachigen Theologen verwendet. In Syrien wurde die Haltung eher den Kirchenchristen zugesprochen, während gnostische Gruppierungen wie die Anhänger Bardaisans Askese ablehnten, sodass man davon ausgeht, dass das syrische Christentum in den ersten Jahrhunderten enkratitisch geprägt war. Wirkungsgeschichtliche Ausläufer waren die Messalianer, die wiederum das Mönchtum mitprägten.