Eisenturm (Mainz)
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Der Eisenturm in Mainz ist ein mittelalterlicher Stadtturm aus dem beginnenden 13. Jahrhundert mit Ausbauten aus dem 15. Jahrhundert. Namensgebend für das Gebäude war der bis zum 19. Jahrhundert im direkten Umfeld stattfindende Eisenmarkt. Zusammen mit dem Holzturm und dem Alexanderturm ist er einer der drei heute noch existierenden Stadttürme der Mainzer Stadtmauer.
Der Eisenturm diente im Rahmen der Stadtbefestigung als Wachturm und Stadttor und später als Gefängnis. Im 2. Weltkrieg wurde er schwer beschädigt und in den 1960er Jahren des 20. Jahrhunderts rekonstruiert. Heute beherbergt der Eisenturm verschiedene Künstlerinitiativen und Vereine und dient als Ort für Künstlerausstellungen.
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[Bearbeiten] Vorgeschichte: Die Mainzer Stadtbefestigung
Die Stadt Mainz hatte bereits seit spätrömischer Zeit eine eigene Stadtbefestigung mit Mauer, Türmen und Stadttoren. Kurz vor dem Fall des Limes 259/260 nach Christus wurde der erste Mauerring um die Stadt Moguntiacum errichtet. Nicht lange nach 350 n. Chr. wurde die Stadtmauer des spätantiken Moguntiacum im Zuge der Aufgabe des Legionslagers deutlich verkürzt und unter Verwendung älteren Baumaterials (Spolien) ausgebaut und verstärkt. Nach dem Abzug der Römer kam es vor allem in merowingischer und karolingischer Zeit zu Ausbesserungsarbeiten an der römischen Stadtmauer. Es entstand die in der Mainzer Stadtarchäologie als „römisch-karolingisch“ bezeichnete Stadtmauer.
Die Kontinuität der frühmittelalterlichen Stadtbefestigung wurde aber 1160 drastisch unterbrochen. Nachdem Mainzer Bürger nach langanhaltendem Streit mit ihrem Erzbischof Arnold von Selenhofen (und dem staufischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa) diesen erschlugen, verhängte Kaiser Friedrich I. 1163 zur Strafe die Reichsacht über die Stadt. Ihre Stadtmauer mitsamt den Stadttürmen wurde geschleift (nach einigen Historikern beschränkte man sich dabei allerdings auf die Zerstörung der Tortürme).
Da die Stadt Mainz ein wichtiger politischer und strategischer Verbündeter im Kampf der Staufer gegen die Welfen um die Vorherrschaft in Deutschland war, wurde bereits um 1190/1200 die Erlaubnis zum Neuaufbau einer Stadtbefestigung erteilt. In dieser Bauphase entstand auch der Eisenturm als einer von insgesamt 34 Tor- und Wachtürmen.
[Bearbeiten] Bauphasen
Das spätromanische Torgeschoss des Eisenturms mit dem Rundbogenportal wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, eventuell sogar schon um 1200, erbaut. Das Rundbogenportal schmücken zur Rheinseite hin zwei romanische Löwenskulpturen aus Sandstein. Eine der Figuren hält einen Widder in ihren Pranken, teilweise interpretiert als Symbol kirchlicher Macht. Die zweite Löwenskulptur hält ein Fabelwesen (Drachen) in ihren Pranken, das Symbol weltlicher Macht. Die Löwenskulpturen selbst sollen wahrscheinlich den Herrschaftsanspruch des staufischen Herrschergeschlechts repräsentieren.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts, eventuell auch schon zu Anfang des 14. Jahrhunderts, verlor das Portal seine Funktion und der Zugang zur Stadt erfolgt über das so genannte Eisentürlein in einem direkt an den Turm angebauten kleineren Gebäude.
In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurden die Geschosse des Turms aufgestockt und dieser damit erhöht. Der Eisenturm wurde im 18. Jahrhundert zur Rheinseite hin mit einer Mauer umbaut, die bis in das beginnende 20. Jahrhundert stand. Bis 1945 waren an der Löhrstraßenseite zudem kleinere Fachwerkhäuser angebaut.
[Bearbeiten] Nutzung im Mittelalter und in der Neuzeit
Der Eisenturm diente von seiner Erbauung bis in das 16. Jahrhundert als Stadt- und Torturm im Rahmen der Mainzer Stadtbefestigung. Seinen durchaus auch repräsentativer Charakter verdankte er der im Mittelalter durch die Rheinschifffahrt stark frequentierten Rheinfront und dem Handelsschwerpunkt der Stadt am Rhein. Der Eisenturm bildete dabei zusammen mit den anderen Türmen der Rheinseite (Holzturm, Fischturm u.a.) einen weltlich-architektonischen Gegensatz zu den vielen Kirchentürmen der Kirchenstadt Mainz.
Im Mittelalter wurde rund um den Eisenturm der Markt der Mainzer Eisenhändler abgehalten, welcher dem Turm den bis heute gebräuchlichen Namen gab. Ab dem 17. Jahrhundert nutzte man die oberen Turmgeschosse als Hauptgefängnis. Prominente Gefangene des damals französischen Mayence, die im Eisenturm eingesperrt wurden, waren 1813 einige Offiziere des Lützowschen Freikorps. Nach 1848/1849 saßen hier die Mainzer Revolutionäre im Anschluß an die Märzrevolution als politische Gefangene bis zu ihrer Freisprechung 1850 in Haft.
1900 sollte der Eisenturm abgerissen werden. Der Mainzer Alterumsverein rettete allerdings das Gebäude und der Eisenturm ging 1905 in das Eigentum der Stadt Mainz über. Nach dieser Zeit beherbergte der Eisenturm ein Maleratelier und kleinere Wohnungen. In dem durch die rheinseitige Ummauerung gebildeten Hof wurden damals auch alte Steindenkmäler der Mainzer Stadtgeschichte provisorisch gelagert.
[Bearbeiten] Zerstörung und Wiederaufbau
Im 2. Weltkrieg wurde der Eisenturm wie die gesamte Innenstadt von Mainz stark zerstört. Der Turm brannte vollständig aus, ebenso der Dachstuhl. 1958 wurde der Eisenturm wieder aufgebaut und mit einem neuen Dach, einem schiefergedeckten Walmdach, versehen. Die ihn umgebende Ummauerung wurde Anfang der 1970er Jahre im Zuge der Neugestaltung des benachbarten Brandes niedergelegt. Links und rechts des Eisenturms wurden Rekonstruktionen der Anbauten sowie ein Stück der Stadtmauer angebaut die das mittelalterliche Ensemble wieder nahezu originalgetreu wiedergeben sollen.
[Bearbeiten] Der Eisenturm heute
Der Eisenturm beherbergt heute den deutschlandweit renommierter Kunstverein Eisenturm Mainz. Die Mainzer Künstler nutzen den Eisenturm als Galerie- und Ausstellungsort und vergeben dort den Mainzer Eisenturm-Preis. Auch andere öffentliche Einrichtungen und Vereine wie z.B. der Fotoclub Mainz und der Rotaract Club Mainz haben im Eisenturm ihr Domizil.
Im Rahmen der bundesweiten Veranstaltung Tag des offenen Denkmals kann der Eisenturm besichtigt werden.
[Bearbeiten] Literatur
- Das Bürgerhaus in Mainz (= Das deutsche Bürgerhaus XVIII); Ernst Stephan; Wasmuth, Tübingen 1974 ISBN 3-8030-0020-3 (ISBN bezieht sich auf die Wiederauflage von 1982)
- Wenn Steine reden könnten - Mainzer Gebäude und ihre Geschichten; Hrsg.: Günther Gillessen; Verlag Philipp von Zabern; Mainz 1991, ISBN 3-8053-1206-7
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 50° 0' 3.75" N 8° 16' 31.7" O