Drafi Deutscher
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Drafi Deutscher (* 9. Mai 1946 in Berlin-Charlottenburg als Drafi Richard Franz Deutscher; † 9. Juni 2006 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Sänger, Komponist und Musikproduzent.
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Biografie
Der nach eigenen Angaben aus der Musikerfamilie Kálmán stammende Deutscher (der bekannte ungarische Operettenkomponist Emmerich Kálmán soll ein Großonkel Deutschers gewesen sein, diese Angaben Deutschers lassen sich leider auch im Familienkreis nicht mehr überprüfen, werden jedoch vielfach angezweifelt) wuchs in Berlin unter ärmlichen Verhältnissen bei seiner Großmutter auf. Seinen Vater, einen gebürtigen Ungarn, hatte er nie kennengelernt. Deutschers Mutter Margarete war Krankenschwester.
Bereits im Alter von 11 Jahren nahm Deutscher an einem Talentwettbewerb teil und belegte mit dem Titel Tutti Frutti seines Idols Little Richard den ersten Platz. Es folgte eine kleine Rolle in einem Fernsehfilm.
Nach Beendigung der Schulzeit mit 14 Jahren verdiente Deutscher seinen Lebensunterhalt als Musiker in seiner Band "Charlie & The Timebombs", die vor allem Rock ’n’ Roll-Hits aus den USA interpretierte. Nach Auflösung der Band stieß Deutscher 1963 auf die Gruppe "The Magics", die für einige Jahre seine feste Begleitband bleiben sollte. Das Repertoire hatte sich inzwischen auf die seit Anfang der 1960er Jahre zunehmend populärer werdende Beatmusik erweitert.
Noch im selben Jahr werden, wiederum bei einem Talentwettbewerb, die Musikproduzenten Peter Meisel und Christian Bruhn auf Deutscher und die Magics aufmerksam. Es folgt ein Vertrag bei der Plattenfirma Decca und die erste Single mit den von Christian Bruhn komponierten deutschsprachigen Beatnummern Teeny und Shu Bi Du Bi Du The Slop. Mit einer Verkaufzahl von rund 80.000 Stück gelang Deutscher damit ein erster Achtungserfolg.
Einen ersten Hit landete Deutscher mit seiner dritten Single Shake Hands (1964). Zudem spielte der Sänger zusammen mit seiner Band im Beiprogramm einer Deutschland-Tournee von Cliff Richard. Dass Deutscher jedoch gewissermaßen über Nacht berühmt wurde, verdankte er der Tatsache, dass er in den 1960er Jahren der einzige überzeugende deutschsprachige Beat-Interpret war.
Nach weiteren erfolgreichen Single-Veröffentlichungen wie Keep Smiling, Cinderella Baby, Heute male ich dein Bild, Cindy Lou und der Langspielplatte Shake Hands! Keep Smiling! kam 1965 der Titel Marmor, Stein und Eisen bricht (Erstveröffentlicht als "Marmorstein und Eisen bricht") auf den Markt. Das Stück, das heute als Evergreen bezeichnet werden kann, kletterte bis auf Platz 1 der deutschen Verkaufscharts und entwickelte sich zu Deutschers größtem Erfolg. Die 1966 veröffentlichte englischsprachige Version Marble Breaks and Iron Bends konnte sich sogar in den US-Charts platzieren.
1966 befand sich Deutscher auf dem Höhepunkt seiner jungen Karriere. Die Singles Nimm mich so wie ich bin, Honey Bee, Die goldene Zeit (mit Manuela) und die Langspielplatte Drafi!, auf der Deutscher auch gesellschaftskritische Protestlieder sang, avancierten allesamt zu Verkaufshits. Im gleichen Jahr erhielt er den Goldenen Otto der Jugendzeitschrift Bravo als beliebtester Schlagerstar.
Im Jahr 1967 führte ein Eklat zu einem Knick in der Karriere des Sängers. Deutscher hatte von einem Balkon aus auf die Straße uriniert, was von Schulkindern beobachtet wurde. Es folgte ein von der Boulevardpresse aufmerksam verfolgter Prozess und eine Verurteilung wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses.
Deutscher verschwand zunächst aus dem Rampenlicht, trennte sich von der Band "The Magics", veröffentlichte aber weiterhin vor allem unter verschiedenen Pseudonymen Platten und war auch als Produzent und Komponist für andere Interpreten erfolgreich. So schrieb er unter anderem Titel für Tina Rainford (Silverbird, Charly Boy), Peggy March (Fly Away Pretty Flamingo), Bino (Mama Leone) oder Boney M. (Belfast).
Selbst hatte er mit seinem Projekt Mr. Walkie Talkie besonders in den Benelux-Ländern große Erfolge mit dem Titel Be My Boogie Woogie Baby, der sich auch in den Top 40 der deutschen Charts platzieren konnte. 1980 feierte Drafi unter dem Pseudonym Jack Goldbird ein kleines Comeback als Sänger und landete mit Can I Reach You einen Hit.
1983 belegte Deutscher mit der gleichen Komposition (Guardian Angel / Jenseits von Eden) über mehrere Wochen die ersten beiden Plätze der deutschen Singlecharts. Die deutsche Version sang Nino de Angelo, die englische Fassung Deutscher selbst unter dem Decknamen Masquerade.
Mit dem Projekt Mixed Emotions, einem Duo zusammen mit Oliver Simon, war Deutscher 1987 sehr erfolgreich. Mitte des Jahres standen sie mit drei Titeln gleichzeitig in den deutschen Charts. 1989 ging Deutscher mit seinem Album Über Grenzen geh'n auf Deutschlandtournee. 1991 setzte Drafi das Duoprojekt mit Andreas Martin als New Mixed Emotions fort.
Auch in den letzten Jahren produzierte er weitere Alben. Mit dem Album We Belong Together kehrten Deutscher und Simon 1999 als Mixed Emotions in der Originalformation zurück und erreichten erneut die Top 30 der deutschen Albumcharts. 1998 hatte Deutscher einen Schlaganfall erlitten, trat aber weiter auf.
Im Jahr 2003 feierte Deutscher sein 40jähriges Bühnenjubiläum. Danach trat er noch 20 bis 25 Mal im Jahr auf, meist bei Oldie-Veranstaltungen.
Familie
Er war insgesamt drei Mal verheiratet (u. a. zwischen 1989 und 1991 mit der Schlagersängerin Isabel Varell, für die er auch einige Titel komponierte). Mit seiner ersten Frau Karin war er von 1966 bis 1976 verheiratet. Dieser Verbindung entstammten die 1965 geborenen Zwillingssöhne Drafi jun. und René.
Krankheit und Tod
Drafi Deutscher lag seit Ende Mai 2006 im künstlichen Koma, nachdem er zunächst an einer Lungenentzündung erkrankt war. Die Ärzte vermuteten eine Schädigung von bis zu drei Herzkranzgefäßen infolge eines Infarktes. Als eine der Ursachen für seinen schlechten Gesundheitszustand gilt sein hoher Zigarettenkonsum.
Drafi Deutscher starb an den Folgen dieser Herzerkrankung. Er wurde auf dem Städtischen Parkfriedhof Berlin-Lichterfelde beigesetzt.
Pseudonyme (Auswahl) und Projekte
Es sind etwa 40 Pseudonyme bekannt, unter denen Deutscher auftrat und arbeitete. Hier eine Auswahl: Baby Champ, Blue Brothers, Blue Lagune, Big Wigwam, Dave Bolan, Piña Colada, Continental Brothers, Deddies Driver Group, Pit Eisenbrecht, Fingernails, Lars Funkel, Kurt Gebegern, Jack Goldbird, Ironic Remark, Erus Tsebehtmi, Hektor von Usedom, Renate Vaplus, Wir, Persona non grata
Diskografie (Alben)
- Shake Hands! Keep Smiling!, 1964
- Drafi!, 1966
- Weil ich Dich liebe, 1971
- Die Welt von heut' (Gruppe „Wir“), 1972
- Gute Tage & Schlechte Tage, 1973
- Happy Rummel Music (als „Mr. Walkie Talkie“), 1977
- Lost In New York City, 1981
- Drafi, 1982
- The Sound Of Masquerade (als „Masquerade“), 1984
- Krieg der Herzen, 1985
- Gemischte Gefühle, 1986
- Deep From The Heart (mit Oliver Simon als „Mixed Emotions“), 1987
- Diesmal für immer, 1987
- Just For You (mit Oliver Simon als „Mixed Emotions“), 1988
- Steinzart - Die besten Jahre, 1988
- Lost In New York City (Remix), 1989
- Über Grenzen geh'n, 1989
- Side By Side (mit Andreas Martin als „New Mixed Emotions“), 1991
- Wie Ebbe und Flut, 1992
- So viele Fragen, 1996
- Zukunft, 1998
- We Belong Together (mit Oliver Simon als „Mixed Emotions“), 1999
- Wer war Schuld daran, 2002
- Diesseits von Eden - Die große Drafi Deutscher Hit-Collection, 2006
Singles (Auswahl)
- Teeny / Shu Bi Du Bi Du The Slop, 1963 (D: Pl. 26, 13 W.)
- Grün, grün ist Tennessee / Kleine Peggy Lou, 1963
- Shake Hands / Come On, Let's Go, 1964 (D: Pl. 1, 26 W.)
- Keep smiling / Es war einmal, 1964 (D: Pl. 7, 9 W.)
- Cinderella Baby / Es ist besser, du gehst, 1964 (D: Pl. 3, 22 W.)
- Heute male ich dein Bild, Cindy Lou / Hast Du alles vergessen, 1965 (D: Pl. 3, 22 W.)
- Marmor, Stein und Eisen bricht / Das sind die einsamen Jahre, 1965 (D: Pl. 1, 21 W.)
- Nimm mich so wie ich bin / Ich geh' durch's Feuer für Dich, 1966 (D: Pl. 7, 18 W.)
- Honey Bee / Hello Little Girl, 1966 (D: Pl. 21, 13 W.)
- Marble Breaks and Iron Bends / The Language of Love, 1966
- In Love with an Angel / Amanda, 1966
- Die goldene Zeit / Take It Easy (mit Manuela), 1966 (D: Pl. 32, 7 W.)
- Ich hab den Mond in meiner Tasche / An Deiner Seite, 1966 (D: Pl. 37, 4 W.)
- I Wanna Take You Home / Trouble, 1967
- Old Old Germany / Mit Schirm, Frack und Melone, 1967 (D: Pl. 36, 2 W.)
- Sweet Dreams for You, My Love / Darling, 1967
- Der Hauptmann von Köpenick / Zwei fremde Augen, 1968
- Rock'n'Roll Lady / Alice im Wunderland, 1968
- Weil ich dich liebe, 1971 (D: Pl. 20, 12 W.)
- Denkst du immer noch an ihn?, 1971 (D: Pl. 42, 1 W.)
- Be My Boogie Woogie Baby (als Mr. Walkie Talkie), 1976, (D: Pl. 36, 6 W.)
- Can I reach you? (als Jack Goldbird), 1980 (D: Pl. 21, 12 W.)
- Guardian Angel (als Masquerade), 1984 (D: Pl. 2, 17 W.)
- Everyday Loser (als Masquerade), 1984, (D: Pl. 59, 5 W.)
- Sensuality, 1986 (Pl. 60, 8 W.)
- Herz an Herz Gefühl, 1986 (D: Pl. 34, 18 W.)
- Uns're Herzen frieren, 1986 (D: Pl. 56, 8 W.)
- You Want Love (zusammen mit Oliver Simon als Mixed Emotions), 1987 (D: Pl. 4, 40 W.)
- Wenn Du zum Mond fliegst, 1987
- Bring Back (Sha na na) (zusammen mit Oliver Simon als Mixed Emotions), 1987 (D: Pl. 13, 19 W.)
- Sweetheart - Darlin' - My Deer (Lisa my Love) (zusammen mit Oliver Simon als Mixed Emotions), 1987 (D: Pl. 21, 19 W.)
- Das 11. Gebot, 1987 (D: Pl. 36, 9 W.)
- Just for you (zusammen mit Oliver Simon als Mixed Emotions), 1988 (D: Pl. 12, 19 W.)
- I Never Give Up (zusammen mit Oliver Simon als Mixed Emotions), 1989 (D: Pl. 70, 2 W.)
- You Want Love '99 (zusammen mit Oliver Simon als Mixed Emotions), 1999 (D: Pl. 71, 4 W.)
Zitat
"Das Show-Business ist bestimmt nicht geeignet, den Menschen den inneren Frieden zu bringen."
Udo Jürgens zum Tod von Drafi Deutscher (TV-Sendung "Menschen der Woche")
Weblinks
- Literatur von und über Drafi Deutscher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Drafi Deutscher Fanseite
- Offizielle Gedächtnis-Seite
Personendaten | |
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NAME | Deutscher, Drafi |
ALTERNATIVNAMEN | Jack Goldbird; Richard Franz Deutscher |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Sänger, Komponist und Musikproduzent |
GEBURTSDATUM | 9. Mai 1946 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 9. Juni 2006 |
STERBEORT | Frankfurt am Main |