Dornier Seastar
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Der Dornier Seastar (auch Claudius Dornier Seastar) ist ein zweimotoriges Amphibienflugzeug des deutschen Herstellers Dornier.
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[Bearbeiten] Entwicklung
In den frühen 1980er Jahren entwickelten die Dornier Werke ein Mehrzweckamphibienflugzeug, das ohne Spezialausrüstung von Graspisten, von Wasser- Schnee- und Eisflächen aus eingesetzt werden kann. Der Erstflug des Versuchsmusters VT-01 (auch als PT 01 bezeichnet) fand am 17. August 1984 statt. Um Zeit und Kosten bei der Flugerprobung zu sparen, war diese Maschine mit dem Metallflügel der Do 27 ausgerüstet.
Claudius Dornier war der älteste Sohn von Claude Dornier und fühlte sich dem Vermächtnis des Vaters Wasserflugzeuge bauen zu wollen stark verpflichtet. Er legte das Projekt Seastar gegen den Widerstand der Miterben auf und gründete letztlich ein eigenes Unternehmen für den Seastar. Die Dornier Werke, wie auch die späteren Mehrheitsanteileigner an den Dornier Werken, Daimler Benz legten Wert auf die Tatsache, dass es sich um ein externes, eigenes Projekt von Claudius Dornier handelte. Sofern Kapazitäten der Dornier Werke in Friedrichshafen und Oberpfaffenhofen genutzt wurden, erfolgte eine Verrechnung zu Lasten von Claudius Dornier, bzw. der Seastar GmbH.
Im Frühjahr 1986 wurde das Seastar-Projekt in das neu gegründete Unternehmen Claudius Dornier SEASTAR GmbH & Co. KG ausgegliedert, die das Seastar-Projekt fortan realisieren sollte. Die Musterzulassung wurde im Oktober 1990 vom Luftfahrt-Bundesamt erteilt. Zu diesem Zeitpunkt bestanden zwei feste Kaufaufträge, fünf Optionen und 72 Bestellungen. Jedoch stellte das Bundeswirtschaftsministerium die benötigten Förderungen ein, so dass das Programm nicht fortgeführt werden konnte.
Um die geschaffene Technologiebasis zu sichern, gründete Conrado Dornier 1991 die Dornier Seastar GmbH & Co. KG, die 2001 in der Dornier Seawings AG aufging. Mit dem Ziel der Realisierung des Seastar-Programms wird der einzige noch existierende Seastar bis heute flugfähig gehalten.
[Bearbeiten] Technische Auslegung
Bewährte Prinzipien der früheren Dornier Flugboote und moderne Technologie sind im Seastar vereint:
- Der Rumpf besteht größtenteils aus faserverstärkten Kunststoff. Um eine gegen Korrosion durch Meerwasser sehr beständige Zelle zu erhalten, ist diese weitgehend aus glasfaser- und kohlenstofffaserverstärktem Epoxydharz hergestellt. An dem um eine Stufe nach oben gezogenen Rumpf sind zwei seitliche Stabilisierungstummeln angebracht, die die gute Seegängigkeit garantieren sollen. Der Rumpfboden ist bootsförmig ausgearbeitet.
- Der Seastar ist ein halb freitragender Schirmhochdecker, dessen Tragwerk abgestrebt ist. Die beiden Pratt & Whitney-Triebwerke sind in Tandemanordnung mit je einem Druck- und Zugpropeller aufgesetzt. Diese ungewöhnliche Anordnung soll zuverlässiges Flugverhalten in jeder Witterung sichern.
- Das freitragende Leitwerk entspricht der Normalbauweise und beinhaltet ein sehr hoch gesetztes Höhenleitwerk.
- Das einziehbare Fahrwerk befindet sich im Bootsrumpf und in zwei Flossenstummeln, denen die genannten Stabilisierungstummel angeschlossen sind. Das einfach bereifte Bugrad befindet sich im Rumpfbug, die doppelt bereiften Hauptfahrwerksbeine in den Stummeln.
[Bearbeiten] Einsatzmöglichkeiten
Bei der Entwicklung legte Dornier, der Tradition entsprechend, großen Wert auf die vielseitige Verwendbarkeit des Musters. Kombiniert werden die Einsatzmöglichkeiten eines Landflugzeuges mit denen eines Seeflugzeuges auf dem Kostenniveau eines konventionellen Landflugzeuges. Als mögliche Einsatzmöglichkeiten nennt der Hersteller:
- Passagiertransport
- Tourismus
- Geschäftsreise- und Privatflüge
- Überwachungsflüge (Umweltschutz, Küstenschutz, hoheitliche Aufgaben)
- Shuttleverkehr zwischen Häfen, Flughäfen, Schiffen, Inseln und Küstenorten
- Such- und Rettungsflüge (SAR)
- Ambulanzflüge
- Katastrophenschutz/Notfalleinsätze
- Forschungseinsätze/Postdienste
- Medieneinsätze (Film, Fernsehen)
- Seeraumüberwachung im Zoll und Grenzschutz
- Einsätze zur Versorgung von Ölbohrplattformen
- Mannschaftstransporte, Versorgung von Küsten- und Inselregionen
- Frachttransport
[Bearbeiten] Technische Daten
[Bearbeiten] Abmessungen
- Länge: 12,90 m
- Spannweite: 17,74 m
- Höhe: 5,28 m
[Bearbeiten] Gewichte
- max. Abflugmasse: 5000 kg
- Gesamtzuladung: 1800 kg
[Bearbeiten] Antrieb
- Anzahl: 2
- Typ: Propellerturbinentriebwerk
- Modell: Pratt & Whitney PT6A-135A
- Startleistung: 2 x 650 PS
- Reiseleistung: 2 x 500 PS
[Bearbeiten] Leistung
- max. Reisegeschwindigkeit: 335 km/h
- Reisegeschwindigkeit bei einmotorigem Flug: 282 km/h
- Steigleistung: 1218 ft/min
- Steigleistung bei einmotorigem Flug: 333 ft/min
- max. Reichweite: 1740 km
[Bearbeiten] Kabine
- Besatzung: 1-2
- max. Sitzanzahl: 12
[Bearbeiten] Produktionsliste
Seriennummer | Bezeichnung | Kennzeichen | Erstflug | Verbleib |
---|---|---|---|---|
1001 | CD-1 | D-ICDS | 1984 | Nicht mehr flugfähiger Prototyp, abgestellt in Oberpfaffenhofen. |
1002 | CD-2 | D-ICKS | 1988 | Flugfähiges Demonstrationsflugzeug der Dornier Seawings AG. |
Ferner wurde eine nicht mehr existierende Attrappe gebaut, die in Oberpfaffenhofen abgestellt war.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Wilfried Kopenhagen: Das große Flugzeugtypenbuch. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-613-01686-9