Benutzer:Davidl/Fachleute
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[Bearbeiten] Die Situation
Der Ausstieg (1 & 2) wichtiger Mitarbeiter aus der Wikipedia und dem Wikiprojekts Philosophie ist das Symptom eines viel grundlegenderen Problems, das insbesondere die Darstellung wissenschaftlicher Themen betrifft und weiterhin vollkommen ungelöst ist.
Eine fundierte und ausführliche Darstellung komplexer, wissenschaftlicher Sachverhalte ist nur durch Fachleute zu gewährleisten, die untereinander vernetzt Streitfälle klären, neue Artikel anlegen / verbessern, Quellenbelege einfordern und auch über die Löschung von Artikeln entscheiden. Die offene Struktur der Wikipedia führt genau dann zu fatalen Konsequenzen, wenn ein entsprechendes Netzwerk von Fachleuten fehlt. Selbst in Grundlagenartikel wie Wahrheitstheorien, Taxonomie, Zen oder Zwillingsparadoxon lässt sich sehr leicht enormer Unsinn einfügen, der nur durch Spezialisten als solcher erkennbar ist. Tatsächlich geschieht dies täglich, existiert in der entsprechenden Disziplin kein Netzwerk von Fachleuten, so bleibt der eingefügte Unsinn oft Monate im Artikel. Die Wikipedia hat keine Chance, dem Ziel einer Enzyklopädie näher zu kommen, wenn es nicht gelingt, diesem Problem zu effektiv zu begegnen.
Die Lösung des Problems scheint in der Problembeschreibung enthalten zu sein: Es müssen Netzwerke von Fachleuten geschaffen werden – sei es in Form von Wikiprojekten oder Redaktionen – die mit weitgehenden Kompetenzen für ihre jeweilige Disziplin ausgestattet sind. Es muss möglich sein, dass diese Netzwerke weitgehend unabhängig vom alltäglichen Wikipediawahnsinn arbeiten können.
Nun scheitert die Einführung von derartigen Netzwerken jedoch an einem einfachen Sachverhalt: Es fehlt an Fachleuten. In der Philosophie haben wir etwa weniger als 10 konstant aktive Philosophen. Führt man sich die ungeheure Popularität der Wikipedia und die Anzahl von deutschsprachigen Philosophen vor Augen, so muss man die Konsequenz ziehen, dass das bisherige Verfahren zur Gewinnung von Fachleuten gescheitert ist. Es ist nicht so, dass die Wikipedia bei Philosophen unbekannt wäre. Es ist meiner Erfahrung nach auch nicht so, dass die Wikipedia von den meisten Wissenschaftlern als unseriös schlicht abgelehnt würde. Doch es ist ein unbestreitbares Faktum, dass diese Spezialisten nicht Autoren bei der Wikipedia werden.
Die Konsequenz ist klar: Wir sind bei der Anwerbung von Fachleuten vollkommen gescheitert und müssen neue Wege finden, an diese Menschen heranzutreten. Nur wenn dies gelingt, kann durch eine institutionelle Reform (etwa die Schaffung eines Fachredaktionsprinzips) eine nachhaltige Verbesserung eintreten. Die folgenden Vorschläge bestehen aus noch recht unausgereiften Ideen, die zum Teil auch nur auf die Philosophie anwendbar sein mögen. Es wird allerdings höchste Zeit, hier aktiv zu werden.
[Bearbeiten] Konkrete Vorschläge
[Bearbeiten] Fachgebunde Begrüßung von Neulingen
Ein erster, unzureichender Schritt muss in der fachgebundenen Begrüßung von Neulingen bestehen. Selbst für die Philosophen, die einen Artikel verändern und sich anmelden gilt, dass sie in der überwiegenden Anzahl sehr schnell wieder verschwinden. Existierende Wikiprojekte / Redaktionen sollten eine Begrüßungsnachricht und eine Seite für Neulinge entwerfen, mit denen sie an neue Nutzer herantreten können. Es muss klar gemacht werden, dass a) die Arbeit von Spezialisten nicht nur geduldet, sondern dringend benötigt wird, b) Neulinge in ihrem Fachgebiet Ansprechpartner haben, an die sie sich bei Problemen wenden können und c) die Artikelarbeit nicht nach kurzer Zeit im Wikipediasumpf verschwinden muss, wenn man sich gemeinsam um die Sicherung der Qualität bemüht.
Philosophiebezogene Vorschläge für eine Begrüßungsnachricht und eine Neulingsseite sind bereits formuliert.
[Bearbeiten] Mitarbeitsmöglichkeiten
Die meisten Besucher der Wikipedia bearbeiten die Artikel nicht, noch weniger Menschen melden sich an. Diesen Leuten ist meistens nicht bewusst, dass kompetente Mitarbeiter verzweifelt gesucht werden. Hier müssen dringend neue Wege gefunden werden. Ein Teil des Problems ist, dass die Wikiprojekte für den uniformierten Besucher praktisch unsichtbar sind, es bringt daher nichts, auf den Projektseiten um Mitarbeit zu werben.
Eine Möglichkeit ergibt sich im Hinblick auf das Verfahren, dass sich in der Bilderwerkstatt etabliert hat. Ist ein Bild in der Werkstatt verbessert worden, so wird in der Bildbeschreibung ein Baustein eingefügt, der auf die Arbeit der Werkstatt hinweist (siehe unten). Nun sind sehr viele Artikel in der Philosophie von Mitarbeitern des Wikiprojektes erstellt worden, es wäre möglich, auf der Diskussionseite derartiger Artikel auf die Arbeit des Projektes hinzuweisen.
Ich weiß, dass Baussteine in der Wikipedia ein heikles Thema sind. Es gibt eine Flut von Boxen, Leisten und Listen, die als Spielereien von dem eigentlichen Inhalt des Artikels ablenken. Ich denke jedoch, dass die beschriebene Situation derart desolat ist, dass ein Baustein, der darauf hinweist, dass ein ausgezeichneter Artikel im Rahmen eines Projektes entstanden ist, tatsächlich nützen könnte. Allerdings sollte die Einfügung von derartigen Bausteinen in der Philosophie sicher nicht Teil einer allgemeinen Richtline oder eines Meinungsbildes werden.
Dieses Bild wurde in der Bilderwerkstatt hergestellt und ist aus einem bereits existierenden Bild der deutschen Wikipedia oder der commons abgeleitet. Wenn Du Verbesserungsbedarf bei weiteren Bildern siehst, stelle es dort ein.
Dieses Bild sollte nicht als Duplikat gelöscht werden, weil es für den Vorher-Nachher-Vergleich gebraucht wird.
Dieser als lesenswert ausgezeichnete Artikel wurde im Rahmen des Wikiprojekts Philosophie erstellt oder verbessert. Für die Existenz qualitativ hochwertiger Artikel ist die Mitarbeit von Fachleuten notwendig. Das Wikiprojekt Philosophie freut sich über kompetente Mitarbeiter und bietet Neulingen auf dieser Projektseite gerne Hilfe an.
[Bearbeiten] Seminargebunde Mitarbeit
Die beiden bislang ausgeführten Vorschläge sind sicher nicht hinreichend, um in der Philosophie auf absehbare Zeit ein funktionierendes Netzwerk zu errichten. Es ist notwendig, auf die Leute direkt zuzugehen. Ein interessantes Phänomen ist, dass es immer wieder Seminare in Universitäten gibt, bei denen die Erstellung von Wikipediaartikeln Teil eines Leistungsnachweises ist. Ein Beispiel ist dieses Projekt von Franz Martin Wimmer, auch ich bin durch ein solche seminargebunde Arbeit zur Wikipedia gekommen. Werden seminargebundenen Projekte nicht unabhängig von der Wikipediagemeinde durchgeführt, so können sie zu guten Resultaten führen und auch der Mitarbeitergewinnung dienen.
Eine zentrale Frage ist, wie man die Lehrenden auswählt, an die man mit einer entsprechenden Anfrage herantritt.
[Bearbeiten] Externe Hilfe
Ein vielleicht eher mittel- oder langfristig anzugehendes Projekt ist, einzelne (etwa die ausgezeichneten) Artikel durch Fachwissenschaftler verifizieren zu lassen. Man könnte etwa eine Reihe von Wissenschaftler anschreiben und bitten, ein oder zwei Wikiartikel ihres Fachgebiets zu „adoptieren“. Dies könnte bedeuten, dass der Artikel von dem Wissenschaftler durchgelesen und bestätigt oder korrigiert wird. Diese Version würde dann auf einer Seite – entsprechend der Inventur in der Philosophie – gelistet und auf diesem Standard gesichert. Bei umstrittenen Änderungen könnte man dann den Wissenschaftler, der den Artikel adoptiert hat, um eine Stellungnahme bitten.
Könnte ein derartiges Verfahren realisiert werden, so würde dies verschiedene Vorteile haben. 1) Zum einen wäre natürlich es natürlich eine weitere Qualitätssteigerung bei den schon eh recht guten Artikeln. 2) Zum anderen – und wohl viel wichtiger - könnte man bei einem solchen Verfahren die Philosophie in der Wikipedia stärker an die akademische Welt anbinden und etwa zunehmend die oben erwähnte, seminargebundene Mitarbeit zu realisieren.
Auch hier müsste diskutiert werden, nach welchen Kriterien man die Wissenschaftler auswählt, die man anschreibt.
[Bearbeiten] Schluss
Die Anwerbung von Fachleuten ist kein Selbstzweck, es kann nicht darum gehen, die Wikipedia durch immer mehr Artikel und Edits aufzublähen. Eine größere Anzahl von aktiven Fachleuten ist allerdings die Voraussetzung die stärkere fachliche Differenzierung der Wikipedia und eine zunehmende Autonomie von Disziplinen, wie der Philosophie. Ohne ein Netzwerk akzeptabler Größe wird die Einführung von Fachredaktionen ein elektronischer Papiertiger werden, der bei den wenigen Aktiven zu weiterer Frustration führt.
