Daphnis und Chloe
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Daphnis und Chloe ist ein antiker Liebesroman des sophistischen Rhetors Longus, den er vermutlich im 3. Jahrhundert auf der ägäischen Insel Lesbos schrieb.
Longus erzählt die Geschichte von Daphnis und Chloe, die ihre Kindheit elternlos bei Hirten erleben, voneinander getrennt werden, wieder zueinander finden, sich lieben und schließlich bei ihren Eltern glücklich leben.
Longus wandelt in seiner idyllischen Geschichte die Poesie in epische Prosa. Die gesprochene Rede dominiert die Schriftlichkeit, wird gleichsam moderner Hörbuchstoff.
Johann Wolfgang von Goethe schrieb, man tue wohl, es alle Jahre einmal zu lesen. Und schwärmt:
- die herrliche Landschaft, immer der blaueste Himmel, die anmutigste Luft und keine Spur von trüben Tagen! Wenn auch viel von Hirten aller Art, Feldarbeitenden, Gärtnern und Winzern erzählt wird, so ist ihr Tun doch nie als harte Arbeitt geschildert, sondern als eine Beschäftigung, die sich in die umgebende Natur einfügt.
Der Roman fand 1559 einen unübertroffenen Übersetzer in Jacques Amyot, dem späteren Bischof von Auxerre, dessen französische Version (insbes. in der Überarbeitung von Paul Louis Courier) weitere Verbreitung gefunden hat als der griechische Originaltext. Dieser wurde erst 39 Jahre danach in Florenz von Columbani erstmals gedruckt.
Der deutschen Übersetzung liegt ein Text von Rudolf Hercher zugrunde; in der „Sammlung Dieterich“ erschien das Buch 1964 in zweiter Auflage.
Daphnis und Chloe war Vorlage für viele Werke der europäischen Schäferliteratur des 16./17. Jh., z. B. La Sireine von Honoré d'Urfé, die Diana enamorada von Jorge de Montemayor, die Aminta von Torquato Tasso und The Gentle Shepherd von Allan Ramsay. Noch der immens erfolgreiche Roman Paul et Virginie (1784) von Bernardin de Saint-Pierre ist ein später Nachfahre. In der Musik wurde die Geschichte von Daphnis und Chloé durch das Ballett von Maurice Ravel aus den Jahren 1909-1912 bekannt.
Die wichtigsten weiteren Ausgaben sind die von
- G. Jungermann (1605),
- Jean-Baptiste Gaspard d'Ansse de Villoison (1778, die erste kommentierte Standardausgabe),
- A. Coraes (Coray) (1802),
- P. L. Courier (1810, mit neu entdeckten Teilen),
- E. Seiler (1835),
- R. Hercher (1858),
- N. Piccolos (Paris 1866)
- Kiefer (Leipzig 1904),
- W. D. Lowe (Cambridge 1908).
- A. J. Pons' Ausgabe (1878) von Couriers Version enthält eine umfangreiche Bibliographie; zahlreiche illustrierte Ausgaben liegen vor, die mit den Zeichnungen von Prudhon ist besonders hervorzuheben.
[Bearbeiten] Werkausgaben
- M. D. Reeve, Daphnis and Chloë (1986)
- O. Schönberger, Hirtengeschichten von Daphnis und Chloe (1989)
[Bearbeiten] Literatur
- R. L. Hunter: A study of Daphnis and Chloë (Cambridge 1983)
- N. Holzberg: Der antike Roman (1986)
- N. Kuch (Herausgeber): Der antike Roman (Berlin-Ost, 1989)