Cundrie la Surziere

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Cundrie la Surziere (häufig auch Cundrîe; frz.: la sorcière = die Hexe) ist eine literarische Figur der Artuserzählung (Li Contes del Graal) und aus Parzival von Wolfram von Eschenbach.

In der Verserzählung ist Cundrie die Tochter des Norwegerkönigs Lot und dessen Frau Sangive und somit die Schwester von Gawan. Sie soll intelligent, aber von großer Hässlichkeit sein. Der Sage nach wurde Cundrie als Kind zusammen mit ihrer Mutter Sangive, ihrer Großmutter Arnive und ihrer Schwester Itonje vom Zauberer Clinschor (Klingsor) entführt, der sich an Gawan für erlittene Schmach rächen wollte. Der Befreiung durch Artus und Gawan folgte die politisch motivierte Vermählung Cundries mit Lischoys, dem Herzog von Gowerzin.

[Bearbeiten] Cundrie bei Wolfram von Eschenbach

Im Parzival fungiert Cundrie am Hof von König Artus (Arthur Pendragon) als Gralsbotin, sie dient den Gralsrittern, überbringt Botschaften zwischen der Ritterschaft und die Berufungen an König Artus’ Tafelrunde. Cundrie ist eng mit der Figur des Parzival verknüpft: Sie ist es, die Parzival seine Berufung an die Tafelrunde überbringt. Zur tragenden Nebenfigur wird Cundrie im sechsten Buch mit der „Verfluchung des Parzival“: Vor der versammelten Ritterrunde enthüllt sie, dass Parzival der Sohn des angesehenen Ritters Gahmuret ist, wodurch eine Verwandtschaftsbeziehung zwischen Artus und Parzival angedeutet wird. Sie prangert jedoch vor allem Parzivals vermeintliche Herzlosigkeit und sein damit verbundenes Versagen auf der Gralsburg des Königs Anfortas an und versucht ihn, indem sie ihn als aus „der Art geschlagen“ bezeichnet, als unwürdigen Spross seines Vaters und dessen Familie gesellschaftlich unmöglich zu machen. Damit löst Cundrie als Schlüsselfigur die jahrelange Suche Parzivals nach dem Gral aus.

[Bearbeiten] Kundry bei Richard Wagner

Dieses Grundmotiv wird später von Richard Wagner im Parsifal und in der Gralserzählung aufgegriffen. Hier wandelt sich die Figur Cundrie la Surziere zu Kundry der Gralsbotin. Auch jetzt ist es ihre Rolle, den Gralsrittern zu dienen, doch diese fürchten sie als Hexe und Zauberin. Gleichzeitig steht Kundry unter dem dämonischen Einfluss des Zauberers Klingsor, der die heilige Lanze geraubt hat, die den König Amfortas retten könnte.

Bei Wagner ist Kundry keineswegs eine hässliche Frau, sondern eine kluge Schönheit, der kaum ein Mann widerstehen kann. Wagner erweitert das Schicksal der Kundry um eine weitere Facette: So dichtet er ihr die Verdammnis zur Unsterblichkeit an, da sie Jesus am Kreuz verspottet hatte. Ein Aspekt, der in der Artussage und im Parzival von Eschenbach niemals erscheint. Der „reine Tor“ Parsifal kann der Verführung durch Kundry widerstehen und bricht damit den Bann: Er tauft sie, und die Geschichte endet mit Kundrys plötzlichem, erlösendem Tod.

Wagner gliedert Kundry nicht in das Verwandtschaftsgefüge der Ritterwelt um König Artus ein, sie spielt gleichwohl eine eigene entscheidende Rolle. Ähnlich wie im literarischen Werk Parzival ist sie eng an den Helden gebunden und gibt wesentliche Impulse zu den Handlungssträngen. Ohne Cundrie/Kundry würde Parzival/Parsifal nicht zur Gralssuche aufbrechen.

Die Handlung um Kundry bestimmt den Zweiten Aufzug des Weihespiels. Kundry ist bei Wagners Parsifal die einzige weibliche Hauptrolle und wird von einer Sopranistin oder Mezzosopranistin gesungen. Bei der Uraufführung 1882 im Bayreuther Festspielhaus auf dem Grünen Hügel wurde die Rolle von Amalie Materna gesungen, in den 1950er Jahren wurde Martha Mödl in der Rolle berühmt und später Régine Crespin. Von 1983 an sang Waltraud Meier zehn Jahren lang die Bayreuther Kundry. Im Sommer 2006 trat Evelyn Herlitzius in Bayreuth in der Rolle auf.