Business Process Modeling Notation
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Die Business Process Modeling Notation (BPMN) ist eine graphische Spezifikationssprache in der Wirtschaftsinformatik. Sie stellt Symbole zur Verfügung, mit denen Fach- und Informatikspezialisten Geschäftsprozesse modellieren können.
Die BPMN wurde 2002 durch Stephen A. White, Mitarbeiter von IBM, erarbeitet und durch die Business Process Management Initiative (BPMI), einer Organisation, die Standards im Bereich Geschäftsprozessmodellierung definiert hatte, veröffentlicht. Sie wurde im Juni 2005 durch die Object Management Group (OMG) zur weiteren Pflege übernommen. Die BPMI fusionierte gleichzeitig mit der OMG, so dass die BPMN ähnlich wie die Unified Modeling Language (UML) ab diesem Zeitpunkt als Standard der OMG galt.
Wie der Name sagt, liegt der Schwerpunkt der BPMN auf Notation, das heißt, auf der graphischen Darstellung von Geschäftsprozessen. Das Standarddokument zur BPMN definiert auch die Semantik, das heißt, die Bedeutung, der Symbole, aber es misst diesem Aspekt weniger Gewicht bei und legt keinen Wert auf formale Definitionen. Über ein standardisiertes Format für die Speicherung und den Austausch von Diagrammen der BPMN schweigt sich die Spezifikation gänzlich aus.
Diagramme in der BPMN heißen Business Process Diagram (BPD). So einfach diese durch Menschen gezeichnet oder interpretiert werden können, so schwer fällt es Computern, die graphische Notation direkt für die Ausführung eines Geschäftsprozess zu übernehmen. Maschinell lesbare Prozessbeschreibungen sind deshalb meistens in so genannte Ausführungssprachen für Geschäftsprozesse festgehalten, zum Beispiel in der Business Process Execution Language (BPEL) oder in der XML Process Definition Language (XPDL), beides XML-Anwendungen für die Beschreibung von Prozessen. BPMN, BPEL und XPDL ergänzen sich wechselseitig, indem BPEL und XPDL dort eingesetzt werden, wo BPMN Lücken aufweist. So definiert der BPMN-Standard, wie ein BPMN-Diagramm in BPEL übersetzt wird, damit die beschriebenen Prozesse durch einen Computer ausgeführt werden können. Eine analoge Übersetzung definiert die Workflow Management Coalition (WfMC) für BPMN und XPDL. Abbildungen auf weitere Sprachen, wie zum Beispiel auf ebXML Business Process Specification Schema, sind geplant aber noch weniger weit fortgeschritten.
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[Bearbeiten] Notation
Die graphischen Elemente der BPMN werden eingeteilt in
- Flow Objects - die Knoten in den Geschäftsprozessdiagrammen
- Connecting Objects - die verbindenden Kanten in den Geschäftsprozessdiagrammen
- Swimlanes - die Bereiche, mit denen Aktoren und Systeme dargestellt werden
- Artifacts - weitere Elemente wie Data Objects, Groups und Annotations
Wir verwenden hier die englischen Bezeichnungen für die Notationselemente der BPMN. Bis 2006 gab es keine allgemein akzeptierten deutsche Übersetzungen.
[Bearbeiten] Flow Objects
Eine Activity beschreibt eine Aufgabe, die durch den Geschäftsprozess zu erledigen ist. Sie wird als Rechteck mit abgerundeten Ecken dargestellt. Eine elementare Activity heißt Task, komplexere Activities werden als Subprocess bezeichnet. Sie unterscheiden sich in der Notation durch ein +-Symbol. Subprocesses können in kollabiertem oder expandiertem Zustand dargestellt werden.
Ein Gateway stellt einen Entscheidungspunkt dar, oder einen Punkt, an dem verschiedene Kontrollflüsse zusammenlaufen. Er wird als Rhombus gezeichnet. Je nach Symbol im Inneren des Rhombus steht er für einen AND-, einen OR-, einen XOR- oder einen Event-basierten Gateway.
Ein Event ist etwas, das sich in einem Geschäftsprozess ereignen kann, zum Beispiel das Eintreffen eines Briefes, das Erreichen eines bestimmten Datums oder das Auftreten einer Ausnahmesituation. Events werden nach zwei Klassifikationen eingeteilt:
- nach ihrer Position im Geschäftsprozess in Start-, Intermediate- und End-Event.
- nach ihrer Art in Timer-, Message-, Exception-Event, etc. Pro Event-Typ kennt die Notation ein eigenes Symbol, das im Innern des Kreissymbols für den Event angezeigt wird.
[Bearbeiten] Connecting Objects
Sequence Flows verbinden Activities, Gateways und Events. Sie stellen dar, in welcher Reihenfolge Activities ausgeführt werden. Ein Conditional Flow wird nur dann durchlaufen, wenn eine bestimmte Bedingung wahr ist, ein Default Flow nur, wenn kein anderer Sequence Flow durchlaufen werden kann.
Ein Message Flow zeigt an, dass zwei Elemente in einem Business Process Diagramm Meldungen austauschen. Message Flows verbinden Flow Objects oder Pools mit anderen Flow Objects oder Pools. Ein Message Flow muss immer zwei Pools verbinden, entweder direkt oder indem er ein Flow Objects in einem Pool mit einem Flow Object im anderen verknüpft.
[Bearbeiten] Swimlanes
Ein Pool repräsentiert einen Participant in einem Workflow, das heißt einen Benutzer bzw. eine Benutzerrolle oder ein System. Ein Lane ist eine Unterteilung eines Pool.
[Bearbeiten] Artifacts
Eine Text Annotation ist ein Kommentar, der einem Elements eines Geschäftsprozesses zugeordnet werden kann.
Ein Data Object repräsentiert einen Artefakt, den der Geschäftsprozess bearbeitet. Mit Data Objects können sowohl elektronische Objekte wie Dokumente oder Datensätze, als auch physische Objekte wie Brötchen oder Bücher dargestellt werden.
Eine Group ist ein Hilfsmittel, um Elemente eines Geschäftsprozess visuell zusammenzufassen. Sie ist nicht zu verwechseln mit einem Sub Process.
[Bearbeiten] Weblinks
- OMG BPMN - OMG Final Adopted Specification - Spezifikationsdokument zur BPMN
- Business Process Modeling Notation (BPMN) Information - Informationsseite der OMG zur BPMN (engl.)