Buchmalerei
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Buchmalerei oder Illumination ist der farbige Schmuck einer Handschrift mit Bildern, Ornamenten und Initialen.
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[Bearbeiten] Grundsätzliches
Kenntnisse der Maltechnik mittelalterlicher Buchmalerei ergeben sich aus zwei verschiedenen Quellen. Die eine sind die Werke selbst, die untersucht werden können. Die anderen sind schriftliche Überlieferungen mittelalterlicher Malwerkstätten, soweit sie vom frühen bis zum späten Mittelalter erhalten sind. Diese Werkstätten waren im frühen wie auch weitgehend im hohen Mittelalter in klösterlicher Hand. Im Skriptorium der Klöster waren mönchische Schreiber und Maler beieinander und stellten gemeinsam Bücher geistlichen und weltlichen Inhalts her. Dabei war es nötig, dass zwischen den Schreibern und den anderen an der Arbeit Beteiligten – etwa dem oder den Rubrikatoren, den Zeichnern oder Malern – Einverständnis über die Verteilung von Text und Buchschmuck erzielt wurde. Der oder die Schreiber der Texte mussten auf einzusetzenden Buchschmuck Rücksicht nehmen, für den daher die nötigen Stellen aufgespart wurden. Notizen betreffend die Koordination der Schreib- und Malarbeiten sind gut in der großen Bibel von Winchester erhalten, die zwischen 1150 und 1170 entstand und deren malerischer Schmuck nicht ganz vollendet wurde. Am Rand von Stellen, für die eine große Bildinitiale und anschließend Zeilen farbiger Großbuchstaben vorgesehen waren und entsprechend der Platz ausgespart war, sieht man, oftmals in winziger Schrift, Regieanweisungen.
[Bearbeiten] Geschichte
Vorläufer der Buchmalerei finden sich bereits seit etwa Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. auf ägyptischen Papyri. Die eigentliche Entfaltung und Blüte erlebte die Buchmalerei jedoch zwischen der Spätantike und dem 16. Jahrhundert auf Pergamenthandschriften.
Neben kleineren und größeren Textbildern (Miniaturen) mit Deckfarben und Gold kennt die Buchmalerei insbesondere ornamente Formen wie die Ausstattung des Anfangsbuchstabens (Initiale) und der Überschriften sowie die Verzierung des Blattrandes (Randleisten) und des Zeilenausganges. Vor allem wurden kirchliche Texte zum liturgischen Gebrauch durch Buchmaler illustriert. Die Visionen vom siegreichen Kampf der Kirche gegen die teuflischen Mächte haben die Fantasie der Künstler immer wieder angeregt. Die Darstellungen sind nicht nur Schmuck, sondern Veranschaulichung der Offenbarung.
Die Karolingische Buchmalerei bildete sich im 7. und 8. Jahrhundert in Irland aus und wurde durch den fränkischen König Karl der Große gefördert. Die Denkmäler der mittelalterlichen Buchmalerei wurden zunächst in Klöstern, vom 13. Jahrhundert an zunehmend von weltlichen Klerikern und alsdann von gewerbsmäßigen Künstlern ausgeführt. Zu den bekanntesten Bilderhandschriften des 14. Jahrhunderts zählt die Große Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse).
Wichtige Werke sind das "Stundenbuch des Herzogs von Berry" (15. Jh.) und das von Jan van Eyck geschmückte Gebetbuch, die "Heures". Ihre höchste Blüte erreichte die Buchmalerei im 14. und 15. Jahrhundert in den Niederlanden und an den Höfen von Frankreich und Burgund.
Mit dem Aufkommen der Buchdruckerkunst im 15. Jahrhundert zog sich die Buchmalerei in die Nische exklusiver bibliophiler Einzelstücke zurück, während im Gros der Druckausgaben sich schlichterer Buchschmuck in Form von Druckgraphik einbürgerte.
[Bearbeiten] Technik
[Bearbeiten] Benutzte historische Pigmente
- Roter Ocker: Wurde im Abendland schon in vorgeschichtlicher Zeit verwendet (z. B. in Altamira in Spanien, Lascaux in Frankreich). Dieses Pigment besitzt eine rotbraune Farbe und wird aus gelbem Ocker hergestellt, indem dieser nämlich gebrannt wird.
- Mennige: Mennige bildet mit ic, cl und g vermalt eine deckende Farbschicht.
- Zinnober: rot, giftig; Den Römern aus Spanien bekannt, wo es heute noch große natürliche Zinnobervorkommen gibt. Er kann aber auch künstlich aus Quecksilber und Schwefel hergestellt werden. Zinnober ist lebhaft feuerrot und kann, aufgetragen in Verbindung mit „ichthyocollon (ic)“, „clarea (cl)“ und „gummi (g)“ (à siehe Bindemittel), hauchartig und durchscheinend wirken.
- Bleiweiß: weiß, giftig
- Ultramarin: blau, früher sehr teuer, da seltenes Vorkommen (heute wird es künstlich hergestellt); pulverisierter und gereinigter Lapislazuli. Oft finden sich in der harten blauen Massen des L. feine Adern von Kalkspat und Pyrit. Diese müssen, damit das Farbpulver, mit dem gemalt wird, möglichst rein im Farbton wird, beim Zerkleinern entfernt oder auch nach einem besonderen Verfahren herausgewaschen werden. Der Farbton ist je nach Art und Reinheit des L., der zur Verfügung steht, ein tiefes bis etwas helleres Himmelblau. Oberfläche: stumpf in Verbindung mit ic und g, mit cl vermalt zuweilen matt schimmernd. Bei dünnem Auftrag manchmal zart durchscheinend.
- Malachit: grünes Mineral
- Lampenschwarz: schwarzer Ruß von Öllampen
- Kadmiumrot, -gelb, -orange (beim Verbrennen hochgiftig)
- Carmin: Das mittelalterliche Karmin wird aus dem Weibchen der Kermesschildlaus gewonnen, die auf der Kermeseiche lebt. Durch Behandlung vor allem mit Alaun lässt sich das tief purpurfarbene Carmin herstellen. Da sie als so allgemein und grundsätzlich galt, fehlen nähere Anweisungen zur Herstellung dieser Farbe fast gänzlich.
- Folium: Wurde aus dem Farbsaft von Früchten oder ganzen Pflanzen von Krebskraut gewonnen. Dabei wurden drei verschiedene Arten besonders bevorzugt: Das folium rubeum (neigt ins Bräunlichrot), das folium purpureum (tief weinrot) und das folium saphireum (spielt ins Blauviolett).
Gelbe Farbmittel
- Gelber Ocker: Farbton: warmes Gelb, Ocker vermalt mit ic, cl und g wirkt deckend.
- Auripigment: gelbes Arsenfluid, wurde schon im alten Ägypten und in Assyrien verwendet. Der Farbton ist ein helles oder dunkles Schwefelgelb. Die Oberfläche ist nie ganz glatt, zuweilen glimmerartig mit winzigen, glitzernden Stellen. Die Farbschicht ist bei dickem Auftrag deckend, bei dünnem schleierartig transparent in Verbindung mit ic, cl und g.
- Bleigelb: Wird hergestellt durch Erhitzen von Bleiweiß. Der Farbton ist ein helles Eigelbm in Verbindung mit ic, cl und g deckend, Oberfläche der Farbschicht glatt, leicht salbig.
- Blei-Zinn-Gelb: Bleistannat, war bisher nicht in mittelalterlicher Buchmalerei nachzuweisen. Neuerdings ist indessen wahrscheinlicher gemacht worden, dass es in der Reichenauer Buchmalerei im 11. Jh. verwendet worden ist. Farbton wir Bleigelb, jedoch etwas heller, Deckfähigkeit und Oberflächenerscheinung in Verbindung mit cl nahezu gleich.
- Safran: Farbsaft aus den getrockneten Blütennarben des Safran, welche in Wasser ausfärben. Als Färbemittel in Kreta in der mittelminoischen Periode bekannt, wurde Safran in Syrien und Ägypten angepflanzt. Mit Auripigment und anderen Zusätzen wird Safran zu einer anderen Goldfarbe verbunden.Der Farbton ist orangefarben, die Farbschicht ist bei dickem Auftrag wenig und bei dünnem sehr durchscheinend.
Grüne Farbmittel
- Grüne Erde: Farbton: stumpf, sie wirkt in Verbindung mit ic, cl und g deckend.
- Malachitgrün, Berggrün: Wurde in altägyptischen Zeiten schon als Schminke benutzt. Aus gemahlenem Malachit hergestellt. Farbton: blaustichiges Grün, pulverartige Oberfläche, wirkt in Verbindung mit ic, cl und g deckend.
- Grünspan: Bei Ausführung der mittelalterlichen Rezepte, nach denen außer Essig noch andere Substanzen auf Kupferplatten einwirken, ergeben sich farbig sehr vielfältig abgestufte Nuance von grünen Ausblühungen, die zum Malen verwendet werden können. Die Tönung der Kupfergrünfarben kann, je nach dem Grad der Einwirkung der Ingredienzien, mit denen sie behandelt werden, sehr verschieden ausfallen, von tiefem Seegrün über etwsa gelbliches bis zu bläulichem oder weißlichem Giftgrün. Auch die Deckwirkung kann erheblich nach Dicke der Farbschicht und nach dem Mischungsverhältnis zwischen Farbmittel und Bindemitte variieren.
- Grüne Buchmalereifarben auf pflanzlicher Basis: Hergestellt z. B. aus den Früchten von Geißblatt, welche im Mörser zerrieben und anschließend mit Wein und Eisenrost aufgekocht wurden. Farbton: sehr dunkles Olivgrün. Farbschicht mit ic, cl und g etwas transparent.
Es gibt aber auch Pflanzensäfte, die mit anderen Farben zusammen oder allein als Lasuren verarbeitet werden können: z. B. Schwertliliensaft, Kohlsaft, Lauchsaft. Diese werden zum Anmischen der olivgrünen Farben für Baumstämme, Erde und Berge und in Grundschichten und Schattenlinien in Gewändern verwendet. Farbton der Pflanzensäfte: dunkles Laubgrün, alle drei Arten ein wenig durchscheinend.
Blaue Farbmittel
- Azurit, Bergblau: ist pulverisierter Kupferlasurstein. In der Antike wurde er im Sinaigebirge abgebaut, im Mittelalter im Süden in Italien und Spanien, nördl. der Alpen in England und Deutschland. Azurit kommt in Buchmalereirezepten nicht als sich zu verwendendes Pigment sondern nur als Mischungsbestandteil. Etwas kühler und schärfer im Farbton als L.
- Indigoblau: In der Antike und im Mittelalter wurde dieser blaue Farbstoff aus der tropischen und subtropischen Indigopflanze oder Waid gewonnen. In mittelalterlichen Buchmalereien ist die Verwendung von Indigoblau vielfach zu beobachten, es kann dabei jedoch praktisch nicht unterschieden werden, ob es sich dabei um Blau aus der Indigopflanze oder aus dem Waid handelt. Das Indigoblau kann nach Sorte des Indigo oder nach Herstellung aus Waid im Farbton von samtig tiefem, fast schwarzem Dunkelblau bis zu zartem, dabei immer warmem Hellblau variieren. Die Farbe wirkt in Verbindung mit cl am ehesten satt, in Verbindung mit ic und g eher stumpf.
Weiße Farbmittel
- Bleiweiß: Als weißes Pigment ist in mittelalterlichen Buchmalereien vielfach Bleiweiß verwendet worden. Dieses wird durch Einwirken von Essig – und im Mittelalter auch von Urindämpfen – auf Bleiplatten gewonnen. Bleiweiß wirkt in Verbindung mit ic, cl und g deckend, bei Vermalung mit cl kommt es aber vielfach zu Sprungbildung. Bleiweiß ist aber empfindlich und dunkelt unter Umständen nach oder schwärzt sich mit der Zeit. Deshalb wird auch vielfach die Verwendung von weißer Kreide als Mischelement zum Aufhellen von Farben erwähnt. Weiterhin kann Weiß aus gebrannten Knochen gewonnen werden, wobei dieses Weiß nur in Verbindung mit wenigen Farben empfehlenswert ist, da Knochenweiß ebenfalls sehr empfindlich reagiert. Ferner wurden auch in Essig eingelegte und zerstoßene Eierschalen zum Weißen verwendet.
Schwarze Farbmittel
Schwarze Farbmittel wurden im Mittelalter, so wie auch allgemein in der Antike, durch das Verkohlen verschiedenster Materialien (pflanzlicher Stoffe, Elfenbein, Harz, Pech, Kiefernholz), gewonnen.
[Bearbeiten] Bindemittel
Die wichtigsten Bindemittel des mittelalterlichen Buchmalers, welche die Werkstättenschriften nennen, sind ichthycollon (Fischleim), clarea (Eikläre) und Gummi.
Clarea (Eikläre): Wird aus Eiweiß hergestellt, das mehrfach durch einen Filter passiert und dadurch flüssig gemacht wird. Oder aber man schlägt das Eiweiß, lässt es nur einmal durchseihen und verwendet es sofort. Manche Schriften besagen auch, dass das Eiweiß mit Gummi gemischt werden kann.
- Gummi arabicum (wasserlösliches Sekret von Akazienbäumen)
Gummi: Kann einerseits aus Pflanzenharzen hergestellt werden, die man bis zur Auflösung in warmem Wasser quellen lässt (Gummiwasser). Diesem wurde sodann Alaun hinzugefügt oder es wurde mit Eikläre versetzt, damit gearbeitet werden konnte. Ein weiteres Rezept für Gummi bestand aus Gummi arabicum, Kirschgummi, etwas Honig und Essig. Gummi konnte fernerhin auch aus Myrrhenharz und Tragantgummi gewonnen werden.
- Hausenblase (Leim aus der Schwimmblase einiger Stör-Arten)
Ichtyocollon: Schon zu Plinius’ Zeiten bekannt, seit jeher wegen seiner klebenden Wirkung gut bekannt, hergestellt unter anderem aus der Blase des Hausenfisches.
[Bearbeiten] Buchmaler
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
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