Bräuteln

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Das Bräuteln am Fastnachtsmontag, dem Montag nach Estomihi, ist der Haupttag der Scheerer Fasnet.

[Bearbeiten] Herkunft

Der Brauch geht auf heidnische Ursprünge und Fruchtbarkeitsriten zurück, verbunden mit altem Brunnen- und Quellenkult. Mitgeprägt wurde das Bräuteln auch durch die Notjahre während und nach dem 30-jährigen Krieg. Truchseß Wilhelm Heinrich war nach Konstanz geflohen. Das Schloss und die Stadt Scheer, sowie die zur Grafschaft gehörenden Orte waren ausgeplündert. Ein Großteil der Bevölkerung war umgekommen, ein anderer Teil nach Bayern, Österreich und in die Schweiz geflüchtet. Schon 1636 war durch den Pestausbruch die Bevölkerungszahl in Scheer von 800 auf 300 Bewohner gesunken. Nach dem Krieg konnten die wenigen übrig gebliebenen Bürger nur schwerlich ihren Lebensunterhalt bestreiten. 1649 wurden die Ausgewanderten zur Rückkehr aufgerufen, was aber meist an den finanziellen Verhältnissen scheiterte, da die ausgewanderten, um wieder Bürger zu werden, ein Vermögen von 57 Gulden nachweisen mussten und auch mit Freibrief beweisen mussten, dass sie von ihrer bisherigen Herrschaft freigegeben waren und keine Leibeigenen waren.

Diese Bedingungen war jungen angehenden Eheleuten nicht möglich. Deshalb unterstützten die Handwerkszünfte die Heirat. Die Zunftmeister wählten einen Obergesellen. Er war für die heiratslustigen Gesellen der Ansprechpartner. Solch eine Hochzeit wurde dann für alle Gesellen und für die Bürger ein besonderes Fest, wie auch ein Spruch beweist:

„Einst hot onser Ländle so hoimgsuacht dr Schwed,
dass koiner hot Luscht meh’ zum Heirota ghett.
Der Erst, ders probiert hot in selbiger Zeit,
den hot ma vor Fraid om da Bronna rom trait.
Doch heut z’tag isch omkehrt,
do hot mancher Bua D’Luscht zwar ond s’Mädle,
aber Geld et drzua!
Koi Wohnung, nix z’Essa ,
für d’Kender koi Wieg,
s’ischt schlimmer,
als wia noch dem Schweda-Kriag!“

[Bearbeiten] Ablauf

Das maskierte „Brautpaar“ (niemand weiß, um welche Neuvermählten es sich handelt) kommt zum Hindenburgplatz (früher in den „Deutschen Hof“). Während sich im Städtle (umgangssprachlich: Altstadt) die Schaulustigen und sonstige närrische Leut’ versammeln, befreit der „Hanswurst“ (früher Hofnarr) oben in der Grundschule die Kinder vom Unterricht und rennt dann mit dem bunt bekleideten „Narrensamen“ auf den Hindenburgplatz zum „Wurstschnappen“.

Laut erklingt dabei das „Horig-Schreien“:

„Horig, horig ischt dia Katz,
ond wenn dia Katz it horig ischt,
no fängt se koine Mäus!
Pletz am fiedla, Pletz am Loch,
Hongerleider send m’r doch!
Det leit Menga, do leit Scheer,
mittla denna Annada,
s’buzlet oiner d’Stiaga na,
dem isch übel, dem isch wohl,
d’r scheißt an ganze Kübel vo’l!
Halli, hallo, mi beißt a Floh,
i woiß ist wo – am Hendrapopo!

Mittlerweile begeben sich die Bräutler mit dem leeren Prügel von der Zunftstube zur „Brunnenstube“ (früher „Deutscher Hof“) um sich mit Bier und „Gröscht’s“ zu stärken. Währenddessen rennen die Rußler durch die Gassen und suchen sich insbesondere die ledigen Mädchen und jungen Frauen heraus, denen sie sanft bis recht derb mit ihren rußgeschwärzten Händen über das Gesicht streichen. Nach Fertigmeldung des „Großen Fasnetsnarren“ gegen 10 Uhr ruft der Obergeselle zum Fertigmachen für den Umzug auf. Die „Schneller“ postieren sich auf der Hauptstrasse vor der „Brunnenstube“, schwingen ihre Karpeitschen im Dreiertakt und erzeugen dabei ein alles übertönendes Knallen.

Inzwischen formiert sich der Bräutelzug. Voraus die Musikanten (früher waren es die Geiger), begleitet von Klarinettisten, dem Schellenbaum mit Halbmond, der großen Trommel und der Triangel. Danach folgt der Zunftmeister mit dem Zunftrat. Das „Brautpaar“ wird auf den von vier Altgesellen getragenen „Prügel“ gesetzt. Der Braut wird der Korb mit den Bonbons und Orangen hinaufgereicht. Der Bräutigam erhält den Stecken mit den Brezeln. Danach folgt der Obergeselle mit seinen Gesellen. Neben dem Obergesellen der „Stift“, der nicht von der Seite weicht und ihm ständig das Glas aus einem Weinkrug nachzufüllen hat, sobald dieser ausgetrunken hat. Die Gesellen aus allen Handwerkssparten in Doppelreihe mit gefülltem Bierkrug und den Stecken mit Brezelvorrat für den Bräutigam bilden den Schluss des Bräutelzuges, welcher sich unter den Klängen des Scheerer Fasnetsmarsches in Bewegung setzt. Um den Zug tänzelt der „Hanswurst“ und macht Platz. Dreimal muss der Zug den Brunnen umrunden. Während dieser Zeit wirft die Braut die Orangen und Bonbons aus dem Korb in die Menge, der Bräutigam die Brezeln. Nun verlegt der Zug sein Treiben auf den Platz vor dem „Adler“, wo früher ebenfalls ein Brunnen stand. Dort wiederholt sich dieselbe Zeremonie. Danach setzt sich der Zug zum Bräuhaus über die Donaubrücke in Bewegung. Gespannt erwartet die versammelte Narrenschar das „Abspringen“ des Bräutigams. Besonders wacht der „Große Fastnachtsnarr“ auf ihn, denn sobald der Bräutigam sich von seiner Angetrauten löst und vom „Prügel“ springt, beginnt zwischen beiden ein Wettlauf ins Bräuhaus. Der Verlierer zahlt ein Fass Bier.

Wenn der Obergeselle später in der Stadthalle unter großem Beifall das „Brautpaar“, die „Rußler“ und den „Hanswurst“ demaskiert hat, beginnt der Brauttanz, der bis zum Nachmittag dauert. Danach verteilen sich die versammelten Bräutler in verschiedene Gasthäuser zum traditionellen „Gröschtsessen“, einem besonderen Scheerer Leckerbissen. Abends geht es dann zum traditionellen Bräutlerball.