Borgward
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Borgward war von 1929 bis 1961 ein deutscher Automobilhersteller mit Sitz in Bremen, Gründer war Carl F. W. Borgward.
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[Bearbeiten] Vorkriegszeit
Das erste Fahrzeug war der Borgward Blitzkarren, ein minimalistisches Transportvehikel, das in der Zeit der Weltwirtschaftskrise eine Marktlücke füllte. Borgwards erstes Automobil ist ein offenes Dreirad mit 2,2 PS und einer Ladekapazität von fünf Zentnern. Borgwards Teilhaber, der Kaufmann Wilhelm Tecklenborg, verkauft die Lizenz für den Blitzkarren an die Reichspost, die damit die Bremer Briefkästen leert. Vier Jahre später – als der Blitzkarren Goliath heißt – fährt eine ganze Generation von Gemüsehändlern, Bäckern, Bauern und Handwerkern mit dem Gefährt auf Deutschlands Straßen.Mit den erwirtschafteten Überschüssen, auch aus der Produktion des ersten Personenwagens Goliath Pionier (1931), konnte Borgward schließlich Anfang der 1930er-Jahre die Hansa-Lloyd Automobilwerke mit Werken in Bremen und Varel übernehmen. 1931/32 war die Dreirad-Limousine Pionier das meistproduzierte Personen-KFZ in Deutschland. 1937 konnte Borgward seinen Partner Wilhelm Tecklenborg auszahlen und fortan die Firma alleine leiten. Die Expansion setzte sich fort, und die produzierten Fahrzeuge wurden immer größer. Dies gipfelte 1938 im neugebauten modernsten Autowerk Europas in Bremen-Sebaldsbrück sowie den Fahrzeugen Hansa 1700 und Borgward 2300 mit Sechszylindermotor. Auch im LKW-Bereich war die Firma einer der bedeutendsten Produzenten Deutschlands.
[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg
Der Schell-Plan zwang Borgward zur Umstellung seiner Produktpalette. Während des Zweiten Weltkrieges war die Firma Hauptlieferant für Halbkettenfahrzeuge, weiterhin wurden Schützenpanzer und Zugmaschinen produziert. Das 1938 eröffnete damals modernste Werk in Bremen wurde im Zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört.
[Bearbeiten] Nachkriegszeit
[Bearbeiten] Wiederaufbau
Der Gründer Carl Borgward baute nach 1948 neu auf. Borgward hatte sich vorher in Kriegsgefangenschaft befunden und nutzte die Zeit, einen völlig neuen Pkw zu konstruieren, den Borgward Hansa 1500. Dieser war 1949 die erste deutsche Neukonstruktion nach dem Krieg und verfügte anders als alle Konkurrenten über eine Pontonkarosserie. Design-Anregungen hatte Borgward während der Internierung amerikanischen Autozeitschriften entnommen. Die Lkw-Produktion lief bereits 1945 wieder an.
Um mehr Rohstoffzuteilungen zu erhalten, teilte Borgward die bisherige Firma 1949 in drei Einzelfirmen auf:
- Goliath GmbH (Werk in Bremen-Hastedt),
- Lloyd Maschinenfabrik GmbH (Werk in Bremen-Neustadt), später umbenannt in Lloyd Motoren Werke GmbH, und
- Automobil- und Motorenwerke Carl F. W. Borgward GmbH (Stammwerk in Bremen-Sebaldsbrück).
Als sehr erfolgreich erwies sich der Kleinwagen Lloyd LP 300 mit Kunstlederbespannung auf der Sperrholzkarrosserie und Zweitaktmotor. Er war im Marktsegment unterhalb des VW Käfer lange führend, in überarbeiteten Versionen behauptete sich die Modellreihe ein Jahrzehnt lang am Markt. Im Volksmund hieß dieser Verkaufsschlager bald Leukoplastbomber. Des weiteren war ein Hansa 1800 Diesel erhältlich – niemand sonst außer Mercedes-Benz bot in dieser Klasse einen Dieselmotor an.
Das Unternehmen produzierte die Marken
Bei Borgward wurde auch das erste Automatikgetriebe, ein so genanntes Strömungsgetriebe, in Deutschland entwickelt. In den kommenden Jahren wurde Borgward der viertgrößte deutsche Automobilhersteller seiner Zeit, Ende der 1950er-Jahre arbeiteten 20.000 Menschen in den Bremer Werken. Auch im Automobilrennsport engagierte sich Borgward.
[Bearbeiten] Großer Borgward, Isabella, P 100, Arabella
Der Borgward Hansa 2400, der „Große Borgward“, wurde von 1952 bis 1958 gebaut. Aufgrund des anfälligen Strömungsgetriebes und der schwachen Bremsen der frühen Modelle trug der ansonsten sehr aufwändig und solide gebaute Wagen Rufmängel davon; darüber hinaus traf die stromlinienförmige Fließheck-Karosserie nicht den Geschmack der Oberklasse-Kundschaft. Auch die „Pullman“-Limousine mit Stufenheck fiel beim Publikum durch. Es blieb bei insgesamt 1032 Exemplaren. 1955 kam noch eine stark verbesserte Neuauflage des Großen Borgward heraus, welche aber nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne nennenswerte Werbung in nur 356 Exemplaren entstand.
Größter Verkaufserfolg in der Mittelklasse wurde die 1954 vorgestellte Borgward Isabella (60 PS, 135 km/h, 1.500 cm³ Hubraum), die über 200.000 Mal gebaut wurde. Borgwards Entwurf traf den Zeitgeist, der amerikanisch-elegante Linienführung und reichen Chromschmuck bei europäisch-kompakten Abmessungen wünschte. Als TS-Version mit 75 PS erreichte die Isabella Fahrleistungen der damaligen Sportwagen. Die Isabella war insbesondere als Coupé einer der deutschen Traumwagen der Wirtschaftswunderzeit schlechthin, allerdings hatte sie mit zahlreichen Kinderkrankheiten zu kämpfen; erst drei Jahre nach Serienbeginn galt sie als ausgereift. Sie wurde bis 1961 gebaut.
Der Chef bestimmte die Gestaltung fast aller Automodelle bis ins Detail mit. Weitere Modelle waren unterhalb der Isabella die Arabella und der Alexander sowie in der Oberklasse der P 100, der erste deutsche Pkw mit Luftfederung. Wie viele andere Borgward-Modelle litt die Arabella in der Anfangszeit unter erheblichen Qualitätsmängeln, die das Image der Marke endgültig ruinierten. Borgwards Finanzdecke war mittlerweile so dünn geworden, dass er es sich nicht mehr leisten konnte, die Fahrzeuge vor Produktionsbeginn ausgiebig auf Herz und Nieren zu testen. Die Fahrzeuge standen zu Hunderten auf Halde.
[Bearbeiten] Hubschrauber
Zusätzlich zum Fahrzeuggeschäft versuchte sich Borgward in Zusammenarbeit mit Henrich Focke ab 1956 auch im Bau von Hubschraubern. Es wurde zwar nur ein Exemplar angefertigt, aber dieses hob ab 1958 tatsächlich ab. Der Hubschrauber erhielt den Namen Kolibri. Die wirtschaftlichen Probleme der Borgward-Werke und der folgende Konkurs verhinderten eine Serienproduktion.
[Bearbeiten] Konkurs
1961 musste Borgward unter bis heute nicht eindeutig geklärten Umständen Konkurs anmelden. Mit ursächlich war, dass sich der Firmeninhaber in seiner Modellpolitik zu sehr verzettelte. Hinzu kam, dass Carl F. W. Borgward zwar ein begnadeter Ingenieur war, sich in kaufmännischen Fragen aber weniger auskannte und sich als Firmenpatriarch als beratungsresistent erwies.
1960 wurde ruchbar, dass sich Borgward nur noch mit Millionenkrediten aus öffentlicher Hand über Wasser halten würde. Für die Winterflaute 1960/61 beantragte Borgward beim Bremer Senat weitere monatliche Kredite von je 10 Mio. DM. Ende Januar wollte die Presse Details des Deals wissen; der unter Druck geratene Senat gab für Februar 1961 keine Gelder mehr frei.
Am 4. Februar 1961 kam es so zu einer der spektakulärsten Insolvenzen der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Das Land Bremen sperrte Borgward einen bereits zugesagten Kredit und überführte die Borgward-Werke in eine Aktiengesellschaft. Diese AG gehörte zu 100 % dem Land Bremen, Carl Borgward verwehrte man fortan den Zugang zu den Werksanlagen. Der bestellte Wirtschaftsprüfer, Johannes Semler, wurde kurzzeitig von der Konkurrenzfirma BMW beurlaubt, um die Sache für den Bremer Senat abzuwickeln. Das Vorliegen der Konkursreife wird von seinen Kritikern heute noch nicht anerkannt, da einige Jahre später alle Gläubiger befriedigt wurden, nur Carl Borgward wurde nicht entschädigt.
Der Konkurs erschütterte die damals noch junge Republik, nachträglich wurde er als Anfang vom Ende des Wirtschaftswunders gesehen. Bis dahin war es in Deutschland praktisch unvorstellbar, dass es nach dem wirtschaftlichen Aufschwung der 1950er-Jahre auch wieder bergab gehen könnte. Für die Stadt Bremen war das Ende von Borgward der Beginn einer ganzen Serie von Pleiten traditioneller Bremer Betriebe mit dem Verlust von Tausenden von Arbeitsplätzen (zum Beispiel AG Weser, Bremer Vulkan, Nordmende, Hansa-Waggon).
[Bearbeiten] Produzierte Fahrzeuge
[Bearbeiten] PKW
Es wurden folgende Pkw-Modelle gebaut:
- Borgward 2000
- Borgward 2300
- Borgward Hansa 1500
- Borgward Hansa 1800
- Borgward Hansa 1800 D
- Borgward Hansa 2400
- Borgward Isabella
- Borgward P 100
- Borgward 230
[Bearbeiten] LKW
Während die Pkw von Borgward, Lloyd, Goliath und Hansa noch heute auf vielen Oldtimertreffen zu sehen sind, ist die Rolle Borgwards als Nutzfahrzeughersteller weniger bekannt. Auch nach dem Krieg wurde Borgward zu einem bedeutenden Produzenten von Kleintransportern und Lkw. Neben den klassischen Haubenfahrzeugen wurden von 1957 bis 1961 auch moderne Frontlenker produziert. Die zum Antrieb dienenden Dieselmotoren stammten aus eigener Fertigung. Die Fahrgestelle wurden von anderen Herstellern auch zum Aufbau von Bussen verwendet. Als Verkaufsschlager erwiesen sich auch Dreirad-Transporter, die unter dem Namen Goliath vertrieben wurden. Borgward stellte auch nach dem Zweiten Weltkrieg Militärfahrzeuge her. Bekannt wurde insbesondere der Borgward B 2000 A/O, der ab 1956 als Neun-Sitzer-Kübelwagen zur ersten Kraftfahrzeug-Ausstattung der Bundeswehr gehörte.
Es wurden folgende Lkw-Modelle hergestellt:
- Borgward B 611
- Borgward B 622
- Borgward B 655
- Borgward B 1000
- Borgward B 1250
- Borgward B 1500
- Borgward B 2000
- Borgward B 2500
- Borgward B 3000
- Borgward B 4000
- Borgward B 4500
Borgward THW-Fahrzeug |
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Borgward 611 als Bus |
[Bearbeiten] Nach dem Konkurs
[Bearbeiten] Der „alte“ Borgward
Carl F. W. Borgward überlebte seine Firma nur um zwei Jahre, er starb 1963. Eine Gruppe von Investoren kaufte 1964 die Maschinen und die Rechte, und baute in den Jahren 1967 bis 1970 den Borgward P 100 in Mexiko nach.
Das Werk in Sebaldsbrück wurde von der hannoverschen Hanomag übernommen, die dort in den Folgejahren Kleintransporter, leichte Lkw und Baumaschinen produzierte. Nach der Übernahme der Hanomag-Henschel durch Daimler-Benz bekam das Werk 1971 wieder einen neuen Eigentümer und gehört heute zu DaimlerChrysler.
Das Werk in Osterholz-Scharmbeck übernahm 1962 Büssing aus Braunschweig, um dort bis 1969 den Kübelwagen für den Bundesgrenzschutz weiter zu fertigen. Büssing verkaufte das Werk schließlich an Faun.
[Bearbeiten] Wiedergeburt der Marke Borgward
Christian Borgward, ein Enkel von Carl F. W. Borgward, möchte zusammen mit erfahrenen Partnern die Marke Borgward wiederbeleben. Das Design, die Produktion und das Marketing sind bereits in Planung.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Hartwig, Engelbert: Mußte Isabella sterben? : Die Tragödie der Borgward-Gruppe. - Bremen: Kurze, 2001, ISBN 3-927485-29-2
- Kubisch, Ulrich (Hrsg.): Borgward: Ein Blick zurück auf Wirtschaftswunder, Werksalltag und ein Automythos. - Berlin: Elefanten-Press 1984, ISBN 3-88520-121-6
- Roland, Martin-Paul: Borgward-Automobile: 1949-1961 - Stuttgart: Schrader, 2001, ISBN 3-613-87215-3
- Schmidt, Georg: Kaisen und Borgward: Wie zwei Hamburger berühmte Bremer wurden. - Bremen : Döll, 1997, ISBN 3-88808-233-1
- Walter Zeichner: Borgward Lastwagen 1947-61. Schrader Automobil-Bücher, München 1987, ISBN 3-922617-23-9
- Werner Oswald: Deutsche Autos, Band 4, 1945-1990, Audi, BMW, Mercedes, Porsche und andere, 1. Auflage. Motorbuch Verlag 2001, ISBN 3-613-02131-5
- Werner Oswald: Deutsche Last- und Lieferwagen, Band 2, 1945-1969, 3. Auflage. Motorbuch Verlag 2004, ISBN 3-613-01197-2
- Wolfram Block: Weltreise mit 19 PS - Im Lloyd auf großer Fahrt 1.Auflage. edition garage 2cv, Lüdenscheid 2006, ISBN 3-9809082-3-2
- Borgward - Goliath - Lloyd, Personenwagen 1931-1970, Typenkompass, Motorbuch Verlag 1999, ISBN 3-613-01946-9
- Andreas A. Berse: Borgward lebt. Auferstanden aus Intrigen. Ein Automobil-Roman - Delius Klasing, 2006, ISBN 3-768-81827-6
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Borgward-Wagen – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |