Besunzane
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Die Besunzane sind ein einzig im sogenannten Bayerischen Geographen genannter westslawischer Stamm. Da dort jedoch keine geographischen Hinweise auf das Siedlungsgebiet dieses Stammes gegeben werden, ist dessen Lokalisierung umstritten. Einen Anhalt bietet lediglich die Reihenfolge, in der die einzelnen Stämme genannt werden. Besunzane folgt dabei auf die Sleenzane, Lunsizi, Dadosesani und Milzane. Da deren Stammesgebiete weitgehend bekannt sind und auch die Siedlungsgebiete der sich westlich anschließenden Stämme, bleibt für die Lokalisierung der Besunzane nur das nördliche Böhmen (Joachim Huth, Walter Frenzel) oder das sich östlich an das Siedlungsgebiet der Milzener anschließende Neißetal (Richard Jecht).
Gegen das Neißetal als Siedlungsgebiet spricht v.a. eine Urkunde aus dem Jahr 1071, in der der Bischof von Meißen Land in der "villa goreliz in pagus milsca" (im Gutshof Görlitz im Gau der Milzener) erhält. Die Besunzane müssten demnach in den Stamm der Milzener aufgegangen sein. Für das Neißetal spricht neben dem namenkundlichen Bezug von Besunzane zu businc, bisenzc und weiter zum heutigem Ort Biesnitz, die Existenz eines durch die Königshainer Berge geographisch von den Milzenern geschiedenen slawischen Siedlungsgebietes im Neißetal.
Im Baierischem Geographen werden weiterhin für die Besunzane zwei civitates genannt (Zum Problem der Definition einer civitas siehe entsprechenden Artikel). Eine dieser civitates ist sicher in dem Gebiet um die Landeskrone zu suchen, zumal diese, wie Jecht vermutet, dem ganzen Stamm ihren Namen gab (Jecht nimmt an, dass die Landeskrone, die heute keinen slawischen Namen mehr hat, früher wie der an ihrem Fuß liegende Ort Biesnitz mit dem Namen businc genannt wurde). Die zweite civitas könnte im Raum um Ostritz liegen, mit dem Veensberg als Zentralort. Dieser könnte mit dem "castella ostrusna" gemeint sein, das 1006 dem Bistum Meißen geschenkt wurde. Allerdings gibt es im Neißetal um Görlitz über 20 slawische und frühdeutsche Burgwälle, so dass die Lokalisierung der zweiten civitas und ihres Zentralortes denkbar schwer fällt.
Ähnlich kompliziert ist die Bestimmung des Ausmaßes der slawischen Siedlungsgebiete im Neißetal, zumal die archäologische Bearbeitung der Region z.T. sehr zu wünschen übrig lässt. Da Schriftquellen bis ins 13.Jahrhundert fast vollkommen fehlen, muss die Feststellung der Siedlungsgefilde sich fast ausschließlich auf siedlungsgeographische und namenkundliche Untersuchungen stützen. Diese ergeben, anhand von Ortsform-, Flurform- und Flurgrößenuntersuchungen zwei Siedlungskammern. Zum einen dürfte das Gebiet entlang der Wittig, zwischen Seidenberg und Neiße, sowie am Unterlauf der Pließnitz, schon früh relativ dicht besiedelt gewesen sein, desweiteren aber auch das Gebiet südlich der Landeskrone und vielleicht das heutige Stadtgebiet von Görlitz. Joachim Huth verdanken wir die Erkenntnis, dass dieses Kerngebiet schon vor der deutschen Ostkolonisation (in der Oberlausitz beginnt diese wohl um 1200) durch slawische Kolonisten beträchtlich erweitert wurde. So spricht der Name des 1071 belegten Goreliz (altslaw. Brandstädte, dörfliche Vorsiedlung der Heutigen Stadt Görlitz, evtl. in der Lunitzvorstadt zu suchen) für rege Rodungstätigkeit. Desweiteren belegt Huth eine stufenweise Aufsiedlung des Eigens ab spätestens 1100. Schon zu slawischer Zeit verschwand auch der Wald auf der Flur von Deutsch-Ossig, der die beiden Siedlungsgebiete trennte und auch die Dörfer entlang des Schwarzen Schöps haben, nach Huth, slawische Vorgänger.
[Bearbeiten] Literatur
- Blaschke, Karlheinz: Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Leipzig 1957.
- Gerhard Billig, Zur Rekonstruktion der ältesten slawischen Burgbezirke im obersächsisch-meißnischen Raum auf der Grundlage des Bayerischen Geographen. Neues Archiv für sächsische Geschichte 66, 1995, 27-67.
- Jasper von Richthofen, Die Landeskrone bei Görlitz - eine bedeutende slawische Befestigung in der östlichen Oberlausitz. Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 45, 2003, 263-300.
- Blaschke, Karlheinz: Zur Siedlungs- und Bevölkerungsgeschichte der Oberlausitz. In: Oberlausitzer Forschungen. Leipzig 1961. S.60-80
- Jecht, Richard: Erste Erwähnung der Oberlausitz. - Der Gau Besunzane und die urbs Businc sind gleich dem Orte Biesnitz und der Landeskrone. - Wo lag Sciciani? NLM 97 (1921). S.188-199
- Müller, Reinhard: die vor- und frühgeschichtlichen Funde und Fundstätten der Amtshauptmannschaft Zittau. NLM 103 (1927). S.1-44
- Lange, Johanes: Siedlungsgeographische Studie über die Flurgrößen der südlichen Waldzone zwischen Elbe und Neiße. In: NLM 102. Görlitz 1925. S.77-125
- Dannenberg, Lars-Arne: Ostritz - frühstädtische Entwicklungslinieneiner oberlausitzischen Kleinstadt. NLM NF 9. Görlitz 2006. S.173f
- Huth, Joachim: Slawische Siedlungen im Eigenschen Kreise. Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 1963 Bd.11/12. S.89-109
- Ders.: Die slawische Vorbesiedlung des Eigenschen Kreises. In: Letopis 9/1 (1962)
- Ders.: zu mittelalterlichen Siedelvorgängen in der sorbisch-deutschen Kontaktzone der Oberlausitz, dargestellt am Beispiel von Dittersbach auf dem Eigen. Letopis B 11/2 (1964). S.181-203
- Frenzel, Walter: Gab es einst einen Gau Besunzane an der Landeskrone bei Görlitz. In: Bautzender Geschichtshefte III/1. S.25
- Kühnel, Paul: Die slavischen Orts- und Flurnamen der Oberlausitz. Leipzig 1982.