Bergehalde
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Bergehalden sind anthropogene geologische Körper, die weithin sichtbar als künstliche, vom Menschen geschaffene Hügel das Landschaftsbild in den Steinkohlerevieren, vor allem im Ruhrgebiet und im Saarland, prägen.
Beim Untertageabbau von Steinkohle fällt unvermeidbar taubes, d.h. nicht kohleführendes Nebengestein, die sogenannte Berge, an. Früher versuchte man das Bergematerial vor Ort möglichst aus der Förderung herauszuhalten. So blieb der Anteil des Bergematerials an der geförderten Kohle gering. Durch die starke Mechanisierung der Steinkohlenförderung stieg der Bergeanfall jedoch drastisch. Die Verlagerung des Abbaus in immer größere Tiefen von bis zu 1500 m erhöhte den Anfall von Bergematerial weiter, da zur Beherrschung des Gebirgsdrucks größere Streckenquerschnitte mit mehr Gesteinsausbruch erforderlich sind. Er erreichte in den 80er Jahren schließlich einen Spitzenwert von 47-48 %, der bis heute in etwa konstant blieb. Stabil ist seit Jahren die Aufteilung bei der Verwendung des Bergematerials. Lediglich 4 % werden als Versatz wieder untertage verfüllt, nur 24 % können als Fremdabsatz insbesondere als Baumaterial genutzt und 72 % müssen jährlich aufgehaldet werden. Im Laufe der Bergbaugeschichte sind auf diese Weise im Ruhrgebiet rund 170 Halden als künstliche Hügel und Berge von bis zu 100 m Höhe entstanden, von denen eine ganze Reihe aufgrund ihrer ungeeigneten Schüttung und Gestaltung wieder abgetragen wurden. Ende der 90er Jahre wurden von der Ruhrkohle AG 19 große Bergehalden betrieben.
In den Anfängen des Steinkohlenbergbaus wurde das anfallende Bergematerial möglichst unauffällig in naher Umgebung verbracht. Typisch für diese Zeit sind Hangböschungshalden, die dadurch entstanden, dass das Bergematerial an einen Hang gestürzt wurde. Diese kleinen Halden sind heute so gut in die Landschaft integriert, dass sie nur noch schwer zu erkennen sind.
Die anwachsende Menge von Bergematerial machte es notwendig, auf einer möglichst kleinen Fläche viel aufzuschütten. Durch den Transport über Förderbänder entstanden die sogenannten Spitzkegelhalden. Diese erste Generation von Bergehalden bestand in der Regel aus mehreren sich überschneidenden Kegeln mit durchschnittlich 19 m Höhe. Aufgrund ihrer lockeren Schüttung und des damit verbundenen ungehinderten Sauerstoffeintrags neigten diese Halden zur Selbstentzündung. An vielen Standorten kam es dadurch zu Haldenbränden, die nur mit großem Aufwand nach mehreren Monaten gelöscht werden konnten. Zwar fand das ausgebrannte, rot verfärbte Bergematerial als Baustoff Verwendung, doch war die Umweltgefährdung durch Haldenbrände so groß, dass bis Ende der 60er Jahre die Spitzkegelhalden im Ruhrgebiet nahezu vollständig abgetragen wurden.
Die Probleme mit Rauchentwicklung, Standsicherheit und Schwierigkeiten bei der Begrünung von Spitzkegelhalden führten zu einer neuen Generation von Haldenkörpern: terrassierte Tafelberge mit strengen Linien und harten Konturen. Die Schütthöhe betrug in der Regel etwa „doppelte Baumhöhe“, d.h. etwa 40 m, sie wurde in einigen Fällen jedoch deutlich übertroffen.
Proteste aus der Bevölkerung und den Kommunen gegen diese am Reißbrett entworfenen hart konturigen Gebilde, die störenden Elemente in der Landschaft darstellten, führten dazu, dass die Bergehaldenrichtlinien in den 80er Jahren geändert wurden. Sie legten fest, dass Bergehalden künftig als Landschaftsbauwerke anzulegen seien, die alle räumlich strukturellen, ökologischen, landschaftsgestalterischen und sicherheitstechnischen Anforderungen ganzheitlich berücksichtigen. Diese dritte Generation von Bergehalden zeichnet sich durch eine Grundfläche von mehr als 100 Hektar und eine Höhe von 50-100 Meter aus.
[Bearbeiten] Brennende Halden
Bei Abraumhalden aus dem Steinkohlenbergbau beträgt der Anteil der Restkohle bis zu 20 %, so dass schwelende Brände möglich sind, die Temperaturen von 500 °C und mehr erreichen. Die Brände können 100 Jahre und länger dauern. Dabei werden teilweise auch Schwelgase frei, die giftig sind. Hangrutschungen sind möglich. Es kann bei Löschversuchen auch zu Verpuffungen und Explosionen kommen. Eine geothermische Nutzung wurde bislang nur erörtert, aber nicht umgesetzt.
Zu den brennenden Halden zählen zum Beispiel
- Halde Rheinelbe in Gelsenkirchen
- Halde Rungenberg in Gelsenkirchen
- Halde Preußen in Lünen
- Halde Graf Moltke in Gladbeck
- Halde Norddeutschland in Neukirchen-Vluyn
- Halde Wehofen-Ost in Dinslaken