Baudenkmale in Kaiserslautern
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Dieser Artikel gibt eine Übersicht über bemerkenswerte oder bedeutende Baudenkmale sowie Sehenswürdigkeiten in Kaiserslautern. Die Einträge sind nach ihrem Alter geordnet.
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[Bearbeiten] Profanbauten
[Bearbeiten] Ensemble Martinsplatz
Der Martinsplatz (offiziell: St.-Martins-Platz) im Zentrum der Altstadt entstand wohl im Zusammenhang mit dem hier seit dem Mittelalter bezeugten Kaufhaus und Getreidespeicher im Osten des Platzes (1808 abgebrochen). Der dreieckige Platz führt im Osten in die Steinstraße und Klosterstraße, die Spitze im Westen wird jenseits der Spittelstraße durch die Marktstraße weitergeführt. Der Platz erhielt seinen heutigen Namen zur 700-Jahr-Feier der Stadt mit dem Abschluss der Altstadtsanierung; davor wurde die Bebauung zu den oben genannten Straßen gezählt. Der Platz selbst wurde im östlichen Teil als Kornmarkt bezeichnet, der westliche Teil hieß wegen der dort über die Lauter (Glan) führenden Scherbrücke „Auf der Brücke“.
Zentrum des Platzes bildet der Fontainebrunnen von Eduard Kölwel (1890/91). In einem runden Sandsteinbecken befindet sich eine gusseiserne Brunnensäule mit Schwänen als Wasserspeiern, darüber zwei weitere Brunnenschalen. Den Abschluss bildet eine Putte, aus deren Trinkhorn Wasser sprudelt. An der Westseite des Platzes befindet sich eine 1976 errichtete Spoliensäule. Drei große Kastanienbäume spenden Schatten.
Die Randbebauung des Platzes, ausschließlich zwei- oder dreigeschossige Putzbauten, stammt aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert. Als ehemalige öffentliche Gebäude bzw. Gasthäuser sind die Fassaden repräsentativ gestaltet. An der Südseite befindet sich die Martinskirche. Die Gebäude werden heute zum größten Teil als Gasthäuser genutzt, das ehemalige Stadthaus mit dem wappengeschmückten Portal im Norden des Platzes ist heute Musikschule, die südliche Begrenzung bildet ein Wohn- und Geschäftshaus.
[Bearbeiten] Jugendstilkinos
Mit den beiden Kinos „Union“ und „Central“ hat Kaiserslautern zwei Denkmäler von überregionalem Rang aufzuweisen, die zu den ersten in Deutschland gebauten Lichtspieltheatern überhaupt gehören und noch immer als Kino genutzt werden.
Das „Union“ [[1]] (Kerststraße, Ecke Rosenstraße) wurde 1911 nach Plänen von Christian Hocke errichtet. Der dreistöckige Putzbau über L-förmigem Grundriss mit Sandsteingliederung zeigt historisierende Formen (Erker, Zwerchgiebel mit Krüppelwalmdach, Portal mit Relief im Giebelfeld). Die Innenausstattung lässt die originale Aufteilung und Einrichtung noch ahnen. Das Kino wird seit 2004 von Team des Provinzkinos Enkenbach bespielt.
Das Gebäude des „Central“ [[2]] (Osterstraße, Ecke Münchstraße) wurde 1913/14 für den Gipsermeister Philipp Henkel nach Plänen von Alois Loch errichtet (Erweiterung 1925, Umbau um 1990). Der langgestreckte Baukomplex besteht aus zwei zweigeschossigen Kopfbauten, die durch einen eingeschossigen Verbindungstrakt verbunden werden. Das ehemalige Hauptportal an der Osterstraße ist mit barockisierendem Sandsteinschmuck versehen; seit dem modernen Umbau ist die Richtung des Gebäudes jedoch umgedreht, Eingang und Kassenhalle befinden sich jetzt am entgegengesetzten Ende des Gebäudes. Auch Raumaufteilung und Innenausstattung sind nicht mehr original. Seit 2005 ist das Central das erste Kino mit digitaler Projektion (DLP) in Rheinland-Pfalz.
[Bearbeiten] Hussong-Bauten
Hermann Hussong wirkte 1909 bis 1933 im Stadtbauamt von Kaiserslautern. Er war als Architekt und Stadtplaner tätig und hat mit seinen zahlreichen qualitätvollen Bauten das Kaiserslauterer Stadtbild bis heute geprägt.
[Bearbeiten] Wohnanlage Fischerstraße
Die schlossähnliche Wohnanlage in der Fischerstraße umfasst zwei beiderseits der Fischerstraße gelegene Straßenquartiere und erstreckt sich bis in die Bismarckstraße, Friedrichstraße, Wilhelmstraße und Kanalstraße. Die Anlage wurde 1919 von dem damaligen städtischen Oberbaudirektor Hussong nach einem einheitlichen Plan konzipiert, bestehende Bebauung ließ jedoch den Ausbau zu einer geschlossenen Anlage nicht zu. Der Komplex wurde durch das Deutsche Reich als Reparationsleistung an Frankreich finanziert und war ursprünglich für die Offiziere und Unteroffiziere der französischen Besatzungsarmee vorgesehen (daher der großbürgerliche Zuschnitt der Wohnungen mit bis zu sieben Zimmern). Als bald nach Baubeginn 1922 jedoch die pfälzischen Separatistenaufstände begannen, verzichteten die Franzosen auf die Anlage. Nach längeren Verhandlungen kamen die halbfertigen Bauten unter der Auflage, sie zu Ende zu bauen, in den Besitz der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (heute: Gemeinnützige Bau AG). Die Bauarbeiten erstreckten sich bis 1927. Bei der Verbreiterung der Fischerstraße zur Aufmarschstraße wurden 1938 die Erdgeschosswohnungen in den Eckpavillons entfernt und durch Arkaden ersetzt. Nach Kriegsschäden wurde die Anlage 1950 wieder instand gesetzt; bei der umfassenden Renovierung Mitte der 1990-er Jahre wurde der Eingangsbereich im Haupttrakt neu gestaltet. Seither ist in diesem Gebäudeteil die Verwaltung der Bau AG untergebracht, der Rest der Anlage bietet begehrte Großwohnungen.
Die Anlage besteht aus zwei- bis viergeschossigen Putzbauten, die sich nördlich und südlich der Fischerstraße um zwei große Innenhöfe gruppieren. Der Hauptbau, ein viergeschossiger Trakt mit Mittelrisalit und Dreiecksgiebel, schließt mit zwei weit geöffneten, dreigeschossigen Flügeln einen trapezförmigen Hof zur Fischerstraße ein, der südlich der Straße durch eine korrespondierenden zweistöckigen Querbau mit Eckpavillons begrenzt wird. Die Fassadengestaltung zitiert barocke Herrschaftsarchitektur (erkennbar ist der Einfluss des Zweibrücker Schlosses) mit expressionistisch angehauchter, geschossweise variierter Dekoration. Die von Hussong vorgesehene Farbgebung (dunkelblau mit mintgrün abgesetzten Fenstergewänden) ist heute durch eine dezentere Farbe ersetzt. Die schiefergedeckten Dächer sind teils als Walmdach, teils in Mansardform ausgeführt. Der Haupttrakt war durch einen hölzernen Dachreiter (im Volksmund „Maggiflasche“ genannt) geschmückt, der 1939 als „entartet“ entfernt wurde.
Trotz einiger Veränderungen gehört die Anlage mit ihrem baukünstlerischen Anspruch (z. B. expressionistisch anmutende Stuckdecken und Türschmuck) und ihrer städtebaulichen Qualität zu den auch überregional herausragenden Beispielen der Architektur der 1920er-Jahre. Die Anlage steht unter Denkmalschutz.
[Bearbeiten] Bunter Block
Die Wohnsiedlung beiderseits der Königstraße westlich der Marienkirche, die sich auch in einige Nebenstraßen erstreckt, wurde zwischen 1919 bis 1925 im Auftrag der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (heute: Gemeinnützige Bau AG) zur Linderung der Wohnungsnot errichtet. Bereits vorhandene Bebauung verhinderte dabei die Entstehung einer geschlossenen Anlage. Die Federführung hatte Stadtbaudirektor Hussong, es waren aber mehrere Architekten an der Planung beteiligt.
Die meist drei-, teils zweigeschossigen Putzbauten sind zu langgestreckten Zeilen mit jeweils einem gemeinsamen Dach zusammengefasst; die Eckbauten sind überhöht, die Fassaden sind durch Zwerchhäuser, Eingangsrisalite oder Erker gegliedert. Die Formensprache ist expressionistisch inspiriert (z. B. Treppengiebel, überhöhte Fenster u. a.). Die Häuser hatten ursprünglich einen Anstrich in kräftigen Farben, daher die volkstümliche Bezeichnung „Bunter Block“. Die kriegsbeschädigten Bauten wurden bis 1950 instand gesetzt, eine umfassende Restaurierung der Häuser mit Neuzuschnitt der Wohnungen und Sanierung des Wohnumfelds wurde 2005 abgeschlossen. Die Anlage steht als städtebaulich und baukünstlerisch herausragendes Beispiel für den „stark geometrisch charakterisierten Stil der 1920er-Jahre“ unter Denkmalschutz.
[Bearbeiten] Rundbau
Der im Volksmund als „Rundbau“ bezeichnete Gebäudekomplex schließt sich westlich an den „Bunten Block“ an. Charakteristisch ist dabei der aus einem Riegel und einem halbkreisförmigen (genauer: korbbogenförmigen) Bau bestehende Teil nördlich der Königstraße. Die Anlage wurde 1926 bis 1928 nach Plänen von Hermann Hussong zur Bekämpfung der allgemeinen Wohnungsnot durch die städtische Wohnungsbaugesellschaft (heute: Gemeinnützige Bau AG) errichtet.
Die streng kubischen, nicht weiter verzierten vierstöckigen Putzbauten sind mit Flach- bzw. Pultdächern gedeckt; die Fassade wird durch Erker und Risalite rhythmisiert. Die Bauten umschließen begrünte Innenhöfe, die durch Toreinfahrten erschlossen werden; die Wohnungen im eigentlichen Rundbau sind nur vom Innenhof aus zugänglich.
Die ursprüngliche Farbigkeit und Innenausstattung sind nicht erhalten, ansonsten sind die Gebäude aber intakt auf uns gekommen. Als Beispiel für die Neue Sachlichkeit bildet die Anlage eine Denkmalzone.
[Bearbeiten] Ingenieurbauten
[Bearbeiten] Autobahnbrücke Waschmühltal
Die monumentale Brücke über das steil eingeschnittene Waschmühltal nördlich der Stadt wurde 1935 bis 1937 für die Reichsautobahn (heute Autobahn A6) von Saarbrücken nach Mannheim gebaut. Die Pläne stammen von Fritz Todt, dem „Generalinspekteur für den deutschen Straßenbau“, und dem Stuttgarter Architekten Paul Bonatz. Ein Modell der Brücke befindet sich im Deutschen Museum.
Die als Eisenbetonkonstruktion ausgeführte Brücke besteht aus einer Folge von zehn Bögen, die auf mit Sandstein verkleideten konischen Pfeilern ruhen. Die beiden Richtungsfahrbahnen der Autobahn führen in 32 m Höhe über zwei parallel laufende Arkaden.
Der Ingenieurbau fügt sich trotz seiner Monumentalität, die von der Ästhetik der nationalsozialistischen Bauideologie zeugt, gut in die Landschaft ein.
[Bearbeiten] Literatur
- Denkmaltoptographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 14: Stadt Kaiserslautern; Herausgegeben im Auftrag des Ministeriums für Kultur, Jugend, Familie und Frauen vom Landesamt für Denkmalpflege, bearbeitet von Mara Oexner. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1996, ISBN 3-88462-131-9
- Gerhard Westenburger: 75 Jahre Bau AG. Druckhaus Roch, Kaiserslautern 1996, ISBN 3-00-000620-6