Balibo

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Der Ort Balibo im Westen des Distrikts Bobonaro

Die osttimoresische Stadt Balibo (Balibó) liegt etwa 10 km von der indonesischen Grenze entfernt im äußerten Nordwesten des Landes im Distrikt Bobonaro. Sie ist Hauptstadt des gleichnamigen Subdistrikt Balibo. Der Ort erlangte traurige Berühmtheit aufgrund der sogenannten Balibo Deklaration und dem Tod der Balibo Five.

[Bearbeiten] Die Stadt Balibo

Human Rights Watch schätzt, dass während der Unruhen von 1999 etwa 70 % der Stadt durch Milizen zerstört wurden. Internationale Hilfsorganisationen haben beim Wiederaufbau Hilfe geleistet, so beim Schulwohnheim für Schüler aus abgelegenen Ortschaften, das vollkommen zerstört war.

In der Stadt liegt eine 400 Jahre alte Festung, die zum Schauplatz mehrerer Gefechte während der indonesischen Invasion 1975 wurde. Während der INTERFET-Mission (International Force for East Timor) wurde die Festung nach dem indonesischen Abzug 1999 von 1.000 Mann der UN-Truppen als Stützpunkt benutzt. Im selben Jahr gab Kylie Minogue im Rahmen ihrer Tour of Duty series of concerts hier ein Konzert für die UN-Truppen.

[Bearbeiten] Der Subdistrikt Balibo

Im Subdistrikt Balibo leben 13.602 Menschen (2004). Er teilt sich in sechs Sucos:

Balibo Kota
Batugade
Cová
Leohitu
Leolima
Sanirin

Balibo war früher eines der traditionellen Reiche Timors, die von einem Liurai regiert wurden.

[Bearbeiten] Die Balibo Deklaration

In der Balibo Deklaration verurteilen angeblich die Führer der osttimoresischen Parteien UDT, APODETI, KOTA und der Arbeiterpartei die Unabhängigkeitserklärung Osttimors von 1975 und rufen zum Anschluss des Landes an Indonesien auf. Die Deklaration wurde jedoch vom indonesischen Geheimdienst ausgearbeitet und auf Bali und nicht in Balibo unterzeichnet. Xanana Gusmão, der spätere erste Präsident Osttimors nach der indonesischen Besetzung, nannte sie die Balibohong Declaration, ein Wortspiel mit dem indonesischen Wort für „Lüge“.

Die Balibo Deklaration wurde später von der Indonesischen Regierung als Rechtfertigung für ihre Invasion benutzt.

[Bearbeiten] Die „Balibo Five“

In Balibo kam es am 16. Oktober 1975 zur Ermordung von fünf Fernsehjournalisten (Balibo Five) durch indonesische Soldaten. Am Tag ihres Todes filmten sie von der Festung aus den Einmarsch indonesischer Streitkräfte. Diese Einfälle Indonesiens in das damalige Portugiesisch-Timor dienten zur Vorbereitung der eigentlichen Invasion am 7. Dezember 1975.

Die Balibo Five waren die Australier Greg Shackleton (Reporter) und Tony Stewart (Kameramann) vom Melbourner Sender HSV-7 (Seven Network), die Briten Brian Peters und Malcolm Rennie und der Neuseeländer Gary Cunningham. Die letzten Drei arbeiteten für den Fernsehsender TCN-9 (Nine Network) aus Sydney.

Als die Männer den bevorstehenden Angriff der indonesischen Truppen bemerkten, glaubten sie, sie würden als australische Journalisten nicht in Gefahr geraten. Filmaufnahmen zeigen, wie Greg Shackleton an die Wand ihres Hauses die australische Flagge und das Wort „AUSTRALIA“ malte.

Das indonesische Militär rechtfertigte die Tötung der Kamerateams damit, dass die Männer Kommunisten und Sympathisanten der FRETILIN gewesen seien. Die meisten Historiker gehen aber davon aus, dass sie getötet wurden, um eine vorzeitige Entdeckung der indonesischen Einfälle zu verhindern.

Die sterblichen Überreste der Balibo Five wurden verbrannt und ohne das Einverständnis ihrer Familien in Jakarta begraben. Die Witwe von Greg Shackleton, Shirley, wurde in Australien zu einer ausgesprochenen Unterstützerin für die Unabhängigkeit Osttimors. Andere Verwandte der Opfer wurden so traumatisiert, dass sie sich für viele Jahre nicht mehr mit dem Thema beschäftigten. Erst 1994 engagierte sich Maureen Tolfree, die Schwester von Brian Peters, für Osttimor, als sie von einer Demonstration gegen den Verkauf von BAE Hawk Kampfflugzeugen an Indonesien in ihrer Heimatstadt Bristol hörte.

Nach siebenmonatiger Verfahrensvorbereitung durch die CivPol wurden 2001 internationale Haftbefehle wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen drei Personen ausgestellt: Mohammad Yunus Yosfiah, ein ehemaliger indonesischer Minister, Cristoforus da Silva sowie Domingos Bere. Die indonesische Regierung weigert sich jedoch, laut Aussagen von Außenminister Alwi Shihab, Yunus auszuliefern

2003 kaufte die Regierung vom australischen Bundesstaat Victoria das Haus indem die Balibo Five gewohnt hatten. Das baufällige „Balibohaus“ wurde renoviert und dient nun als Kinderhort, Bücherei und Berufsausbildungszentrum.