Ave verum
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Ave verum sind die Anfangsworte eines Reimgebetes in lateinischer Sprache. Es spricht die leibliche Gegenwart des Erlösers in der Eucharistie an und empfiehlt den Gläubigen diese Begegnung als vorweggenommenes Erlebnis ihrer Todesstunde.
Die Vertonung durch Wolfgang Amadeus Mozart ist eins seiner bekanntesten Werke und gab dem Text weite Verbreitung auch außerhalb kirchlicher Anlässe.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Text
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- Ave verum corpus natum
- de Maria virgine.
- Vere passum, immolatum
- in cruce pro homine.
- Cuius latus perforatum
- unda fluxit, sanguine.
- Esto nobis praegustatum
- in mortis examine.
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[Bearbeiten] Übersetzung
- Gruß dem wahren Leib, geboren von Maria, der Jungfrau. Wirklich hat er gelitten, geopfert wurde er am Kreuz für den Menschen. Seine Seite wurde durchbohrt und floss von Wasser und Blut. Er muss uns Vorgeschmack sein in der Prüfung des Todes!
[Bearbeiten] Übertragungen
[Bearbeiten] rhythmisch
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- Gruß dem wahren Leib, geboren
- aus Maria, reinem Weib.
- Echt gefoltert, hingeopfert
- am Kreuz für des Menschen Heil.
- Mit der Lanze aufgestochen,
- Wasser floss heraus und Blut.
- Sollen wir gekostet haben,
- wenn der Tod uns prüfen wird.
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[Bearbeiten] gereimt
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- Wahrer Leib, o sei gegrüßet,
- den die Jungfrau uns gebar.
- Du hast unsre Schuld gebüßet
- sterbend auf dem Kreuzaltar.
- Blut und Wasser sind geflossen,
- als dein Herz durchstochen war.
- Hilf uns streiten, hilf uns hoffen
- in der Todesnot Gefahr!
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- (älteres Kirchenlied)
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Der folgende Text kann, leicht angepasst, auf Mozarts Vertonung gesungen werden.
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- Gruß dir, Leib des Herrn, geboren
- aus Marias reinem Schoß!
- Heimzuführen, was verloren,
- trugst du Kreuz und Todeslos.
- Von der speerdurchbohrten Seite
- flossen Blut und Wasser rot.
- Sei uns Vorgeschmack im Streite,
- Himmelskraft in Sterbensnot!
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[Bearbeiten] Geschichte
Nach Blume und Bannister stammt die älteste Handschrift aus Florenz, datiert auf ca. 1293. Der Text wurde im Kloster Reichenau überliefert.
Mozart komponierte die 46 Takte für Chor, Streicher und Orgel (KV 618) knapp ein halbes Jahr vor seinem Tod, während er zugleich an der "Zauberflöte" und dem "Requiem" arbeitete. Das Autograph ist datiert auf den 17. Juni 1791. Die Komposition war bestimmt für das Fronleichnamsfest in Baden bei Wien, wo Mozarts Frau Constanze sich im neunten Ehejahr auf ihre sechste Niederkunft vorbereitete.
Der Text betrachtet entsprechend der christlichen Glaubenslehre die leibliche Gegenwart des Heilands in der Eucharistie und soll eigentlich vorgetragen werden, während die Kommunion verteilt wird. Die letzten Zeilen verweisen auf das Vorbild des sterbenden Erlösers für seine gläubigen Nachfolger. Das wissen zwar nur noch wenige; trotzdem wählen Hinterbliebene als musikalische Begleitung für Trauerfeiern oft diese besinnliche, spannende und zuletzt tröstliche Musik Mozarts.
Auch andere Komponisten haben den Text vertont, so William Byrd und Edward Elgar. Peter Tschaikowski und Francis Poulenc zitieren Mozarts Motette instrumental in eigenen Kompositionen
[Bearbeiten] Zitat
- Zu einem Andante [für Chorstimmen] in gehaltenen und sanften Tönen wird [der Tonsetzer] nur die Töne der Mittellage verwenden, da diese allein die geeignete Klangfarbe haben, mit Ruhe und Reinheit angegeben und ohne die geringste Anstrengung pianissimo ausgehalten zu werden. So hat es auch Mozart in seinem himmlischen Gebet "Ave verum corpus" getan.
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- Hector Berlioz. Instrumentationslehre, ergänzt und revidiert von Richard Strauss. Edition Peters Leipzig 1904 und Frankfurt am Main 1955: Seite 376.
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