Arthur Cravan
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Arthur Cravan ist das Pseudonym des britischen Dichters, Amateurboxers und Dada-Vorläufers Fabian Avenarius Lloyd (* 22. Mai 1887 in Lausanne, zuletzt gesehen im November 1918 in Puerto Angel, Mexiko und wahrscheinlich wenig später im Pazifischen Ozean ertrunken).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Herkunft und Familie
Fabian Lloyd wurde als zweiter Sohn von Otho Holland Lloyd und Hélène Clara St. Clair in der Schweiz geboren und dort an einer Privatschule in St. Gallen, später im englischen Worthing erzogen. Die Schwester seines Vaters, Constance Mary Lloyd, war die Ehefrau des irischen Dichters Oscar Wilde und Mutter seiner beiden Söhne. Fabian erfuhr von dieser Verwandtschaft erst nach Wildes Tod, da die Familie sich des wegen Homosexualität zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilten Schwagers schämte. Für Fabian war diese Entdeckung eine Offenbarung: er verwarf seine Pläne, Ingenieur zu werden und wollte ein Leben als Dichter führen und dem berühmten Onkel nacheifern.
Nach Auslandsaufenthalten in den USA und Deutschland, wo er für erste Skandale sorgte, lebt er ab 1909 in Paris. Im folgenden Jahr nimmt er an den französischen Amateurmeisterschaften im Boxen teil und wird Landesmeister, ohne einen einzigen Kampf auszutragen, da sämtliche Herausforderer verzichten.
[Bearbeiten] Wahl des Pseudonyms
1912 ändert Lloyd seinen Namen in Arthur Cravan. Über diese Namenswahl ist viel spekuliert worden. Der Vorname Arthur mag mit Bezug auf den Dichter Arthur Rimbaud ausgesucht worden sein, an dessen Stil sich die Gedichte des jungen Lloyd anlehnen. Aber auch die ursprüngliche Namensbedeutung „Bär” (von keltisch „Artorius”) ist im Hinblick auf die außergewöhnliche Körpergröße und Kraft Lloyds denkbar. Der Nachname Cravan spielt auf das Dorf Cravans im Département Charente-Maritime im Südwesten Frankreichs an: den Geburtsort von Lloyds Freundin Renée Bouchet, die er entgegen anderslautender Quellen niemals geheiratet hat. Auch gibt es Bezüge zum englischen Substantiv „craven” („Feigling”, „Memme”). Da Cravan jedoch in Frankreich lebte und arbeitete und seine Muttersprache nicht mehr perfekt beherrschte, dürfte ihm dieser Zusammenhang nicht unbedingt aufgefallen sein.
[Bearbeiten] Mutmaßungen über Oscar Wilde
Nach der Namensänderung publiziert er in loser Folge die Zeitschrift „Maintenant” im Selbstverlag. Sie enthält Gedichte, Beschimpfungen etablierter Pariser Künstler und Gerüchte über die Person von Oscar Wilde. Höhepunkt ist im Jahr 1913 ein Artikel, in dem er behauptet, sein Onkel Oscar Wilde sei noch am Leben und habe ihn in Paris besucht. Eine detaillierte Personenbeschreibung liefert er gleich mit. Außerdem deutet er an, daß sich in Wildes Grabstätte in Paris unveröffentlichte Werke des Dichters im Sarg befänden statt eines Leichnams und fordert die Exhumierung. Dieses Gerücht wird von der New York Times geglaubt, deren Pariser Korrespondent erfolglos nach Zeugen sucht, die jemals den toten Wilde gesehen haben.
[Bearbeiten] Aktivitäten
Ab 1913 tritt Cravan auch als Conférencier in Paris auf und bereitet mit chaotischen Soiréen den Boden für die Dada-Bewegung. Seit Ausbruch des Ersten Weltkriegs reist er mit gefälschten Pässen durch Europa, um sich der britischen Wehrpflicht zu entziehen. 1916 flüchtet er ins neutrale Spanien. In Barcelona trägt er am 23. April einen Boxkampf gegen den ehemaligen Schwergewichts-Weltmeister Jack Johnson aus und geht - verabredungsgemäß - in der sechsten Runde k.o. Mit dem Auftrittshonorar finanziert er die Überfahrt nach New York auf dem Dampfer "Montserrat" am Ende des Jahres. Auf dieser Reise macht er die Bekanntschaft von Leo Trotzki, der Cravan in seiner Autobiographie erwähnt.
1917 bewegt er sich in der künstlerischen Avantgarde New Yorks. Er trifft die britische Dichterin Mina Loy, die er im folgenden Jahr heiratet. Auf der Flucht vor den Behörden irrt er zwischenzeitlich einen Monat durch Kanada.
Das letzte Jahr seines Lebens verbringt er mit seiner Frau in Mexiko. In der Hauptstadt Mexiko-Stadt eröffnet er eine Boxschule und trägt am 15. September seinen letzten Kampf gegen Jim Smith aus. Auch in diesem verliert er durch K.O. Im November schickt Cravan Mina Loy mit einem Schiff nach Buenos Aires und will ihr auf eigene Faust nachreisen. In Salina Cruz an der Pazifikküste chartert er ein Boot und bricht mit einem Begleiter zu einer Probefahrt auf. Sie kehren nie zurück; 1920 wird Cravan offiziell für tot erklärt. Gerüchte über sein Fortleben halten sich noch lange, doch er bleibt für immer verschollen. Seine einzige Tochter, Fabienne, wird am 5. April 1919, nach Mina Loys Heimkehr, in England geboren. Ihre Nachkommen leben in Aspen, Colorado.
[Bearbeiten] Literatur
- Borràs, Maria Lluisa: Arthur Cravan. Une stratégie du scandale. Paris 1996. ISBN 2-85893-194-1
- Cravan, Arthur: Œuvres: Poèmes, articles, lettres. Paris 1987. ISBN 2-85184-179-3
- Squarzoni, Philippe: Portrait inédit d'Arthur Cravan, authentique neveu d'Oscar Wilde, poête boxeur, licencié ès lettres. Paris 2002. ISBN 2-84456-043-1
[Bearbeiten] Filme
- Cravan vs. Cravan; Dokumentation, Regie und Buch Isaki Lacuesta, Spanien 2002
[Bearbeiten] Weblink
- Ausführliche Biographie und zahlreiche Bilder (französisch)
- University of Iowa Libraries: Maintenant, Paris, 1912-1915 als PDF-Datei zum Download
- Arthur Cravan — Die Niedertracht der Tafelrunde von Alexander Emanuely, Context XXI, 5/2000
Personendaten | |
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NAME | Lloyd, Fabian Avenarius |
ALTERNATIVNAMEN | Arthur Cravan |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Dichter |
GEBURTSDATUM | 22. Mai 1887 |
GEBURTSORT | Lausanne |
STERBEDATUM | zuletzt gesehen im November 1918 in Salina Cruz, Mexiko |