Antwerpener Manieristen
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Die Gruppe der Antwerpener Manieristen umfasst eine nicht näher zu definierende Anzahl von Malern der Antwerpener St.-Lukas-Gilde zum Beginn des 16. Jahrhunderts. Der wissenschaftliche Name geht zurück auf Max Jacob Friedländer, der seit 1903 in der Vorbereitung seiner großen Publikation über die altniederländische Malerei begann, Werke in verschiedenen öffentlichen und privaten Sammlungen zu erfassen, und stilistisch in Zusammenhang zu stellen. Der erste Artikel zu dieser Gruppierung erschien 1915 und mangels überlieferter historischer Künstlernamen vergab er darin fünf grundlegende Notnamen, oft aus Motiv und Aufbewahrungsort des Werkes abgeleitet, zu denen in späteren Publikationen bis 1937 fünf weitere hinzukamen.
Die Notnamen des Artikels Die Antwerpener Manieristen von 1520 (1915) sind:
- Pseudo-Bles
benannt nach der seit 1911 als später hinzugefügt ausgewiesenen Signatur Henricus Blesius f. auf der Anbetung der Könige in der Alten Pinakothek, München, die zudem die von Karel van Mander für Herri met de Bles als Meisterzeichen überlieferte Eule zeigt. Friedländer ließ das Bild stilistisch als Künstleridentifikation und Kernwerk einer Gruppe bestehen, setzte dem Namen aber das Pseudo davor, da es sich - auch durch die Eule - eben nicht sicher erweisen lässt, dass dieses Bild von Henricus Blesius gemalt wurde. (Lübeck)
- Der Meister der Mailänder Anbetung der Könige (Jan de Beer)
benannt nach dem Triptychon mit der Anbetung der Könige, der heiligen Familie auf der Flucht und der Geburt Christi in der Pinacoteca di Brera, Mailand. Das von Friedländer auch diesem Künstler zugeschriebene Bild in der Sammlung des Wallraf-Richartz-Museum (zuvor Sammlung Kerp und dann Sammlung Dormagen) wird heute als Werk des Jan de Beer ausgewiesen, womit der Meister der Mailänder Anbetung der Könige einen gültigen Namen erhalten hat. Dieses geschah nicht zuletzt durch ein in London bewahrtes Blatt einer Reihe gezeichneter Kopfstudien, für das der Name Jan de Beer überliefert ist. Die Köpfe ähneln den Köpfen der Gemälde stark.
- Der Meister der von Grooteschen Anbetung
benannt nach dem ehemals in der Sammlung von Groote, Kitzburg, bewahrten Triptychon der Anbetung der Könige. Das Gemälde befindet sich heute in Privatbesitz. Friedländer bemerkt, dass das Gleichbleibende innerhalb der hier von ihm aufgestellten Gruppe weniger die gleiche Ausführung, als vielmehr die wiederholte Verwendung der Komposition und der Figurentypen sei. Eine starke Beteiligung der Werkstatt in den von ihm angeführten Werken ist anzunehmen.
- Der Meister der Antwerpener Anbetung
benannt nach dem heute im Antwerpener Koninklijk Museum voor Schone Kunsten bewahrten kleinen Triptychon mit der Anbetung der Könige, dem hl. Georg und der Hl. Margaretha. Friedländer betont die große Ähnlichkeit zu den Werken des Meisters der von Groote'schen Anbetung. Im Ganzen wird die Ausführung - vor allem der proportional verschobenen Gesichter - hier aber mehr als Karikatur gegeben. Auch in dieser Gruppe sind nach Friedländers Einschätzung viele Werke Werkstattarbeiten.
- Der Meister von 1518
benannt nach den Flügelgemälden des Antwerpener Retabels in der Briefkapelle der Marienkirche in Lübeck, auf denen die Jahreszahl 1518 aufgemalt ist. Einige der bei Friedländer angeführten Werke wurden auch immer mal wieder Jan Gossaert zugeschrieben oder verwenden zumindest Gestaltungsdetails seiner Bilder. Auch die Verwendung von Dürers Holzschnitten als Vorlagen ist in Lübeck erkennbar. Eine Werkstattmitarbeitet in den vielen bei Friedländer dieser Gruppe zugeordneten Gemälden ist sicher.
- Der Meister der Antwerpener Kreuzigung
- Der Meister des Martyriums der zwei Heiligen Johannes
- Der Meister des Salomon-Triptychons
- Der mutmaßliche Jan de Cock (s. Jan Wellens de Cock)
- Der Meister von Amiens
Friedländers Absicht mit der Gruppenbezeichnung Antwerpener Manieristen einen Bogen zum italienischen Manierismus zu schlagen, speist sich aus unterschiedlichen Motiven, die heute neu diskutiert und bewertet werden müssen.
[Bearbeiten] Literatur
- Max Jacob Friedländer: Die Antwerpener Manieristen von 1520, Jahrbuch der königlich preußischen Kunstsammlungen 36 (1915), S. 65-91.
- Max Jacob Friedländer: Die altniederländische Malerei, Die Antwerpener Manieristen - Adriaen Ysenbrant, Bd. XI, Berlin 1933
- Peter van den Brink/Maximiliaan P. J. Martens (Hrsg.): ExtravagAnt! A forgotten Chapter of Antwerp Painting 1500-1530, Koninklijk Museum vor Schone Kunsten Antwerpen, 15. Oktober - 31. Dezember 2005, Antwerpen 2005.
