Antiochenische Schule
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Die Antiochenische Schule ist eine theologische Schule aus der Frühzeit des Christentums. Sie setzte sich eine nüchterne Erforschung des einfachen Sinns biblischer Schriften zur Aufgabe und verwarf die allegorischen Auslegung. Aus ihr sind eine Reihe gründlicher und gelehrter Exegeten hervorgegangen. Sie stellte einen Gegenpol zur Alexandrinische Schule mit ihrer idealistischen und spekulativen, oft ins Phantastische abschweifende Richtung dar.
Als Stifter der Schule werden Dorotheos und Lukian, zwei Presbyter zu Antiochia in Syrien, genannt, und zu ihren bedeutendsten Vertretern gehörten Kyrill von Jerusalem, Diodor von Tarsus und dessen Schüler Theodor von Mopsuestia sowie der Patriarch Johannes Chrysostomos von Konstantinopel. Die letzten namhaften Vertreter der Schule waren Ibas von Edessa und der Kirchenhistoriker Theodoret, Bischof von Cyrus. Der Gegensatz der antiochenischen Schule zu der alexandrinischen war anfangs zwar ein bloß wissenschaftlicher, wurde aber unter den origenistischen und nestorianischen Streitigkeiten zu einem ausgeprägten kirchlich dogmatischen, indem die alexandrinische Schule in Bezug auf das Verhältnis der beiden Naturen in Christus zu einer monophysitischen Auffassung hinneigte, während die Antiochenische Schule an der Trennung derselben festhielt.
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[Bearbeiten] Personen
[Bearbeiten] Frühe Antiochenische Schule
- Theophilos (Bischof 169-188)
- Paulus von Samosata (Bischof 260-268)
- Lukian von Antiochia (250-312)
[Bearbeiten] Spätere Antiochenische Schule
- Eustathius von Antiochien (Bischof 324-334)
- Markell von Ancyra (†374)
- Diodor von Tarsus (†394)
- Flavian von Antiochia (†404)
- Johannes Chrysostomus (†407)
- Theodor von Mopsuestia (†428)
- Nestorius (gest. 451)
- Johannes von Antiochia (†441)
- Theodoret von Kyros (†458)
[Bearbeiten] Weitere
Auch Basilius von Caesarea und Gregor von Nazianz sind in ihrer Exegese der Antiochenischen Schule zuzurechnen. Von Basilius stammt eine der deutlichsten Kritiken der allegorischen Bibelauslegung aus der frühen Kirchengeschichte:
„Ich kenne die Gesetze der Allegorie, weniger von mir selbst als durch die Werke anderer. Es gibt tatsächlich solche, die den normalen Sinn der Schrift nicht anerkennen, für die Wasser nicht Wasser sondern eine andere Substanz ist, die in einer Pflanze oder einem Fisch sehen, was ihre Fantasie wünscht, die die Art von Reptilien und wilden Tieren ändern, damit sie in ihre Allegorien passen, wie Traumdeuter, die Visionen im Schlaf so erklären, dass sie ihren eigenen Zielen dient. Für mich ist Gras, Gras; Pflanze, Fisch, wildes Tier, Haustier, ich nehme alles im wörtlichen Sinn.“
– Hexaemeron, 9. Predigt