Agnes von Meran
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Agnes Marie von Andechs, auch Agnes Marie von Andechs-Meranien (* 1175 in Andechs; † 20. Juli 1201 im Château de Poissy), in verschiedenen französischen Chroniken nur Marie genannt, war Gräfin von Andechs-Meran. Durch ihre Vermählung mit Philipp August wurde sie Königin von Frankreich (1196 - 1200). Die Ehe wurde auf Befehl des Papstes annulliert.
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[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Familie
Agnes Marie von Andechs-Meran erblickte ungefähr um 1175 als Tochter des Herzogs Berthold IV. von Andechs-Meranien und seiner zweiten Gemahlin Agnes von Rochlitz in Andechs das Licht der Welt.
Berthold IV. von Andechs-Meranien war Graf von Andechs und seit 1183 Herzog von Meran. Andechs war ein Schloß und eine Gegend nahe dem Ammersee in Bayern. Meran war eine Region in Tirol, das seinen Namen von Bertholds Schloß Tirol abgeleitet hat. Dieses Schloß stand über den Hügeln von Meran. Berthold war ein direkter Vasall des Kaisers und somit von den großen Herzogtümern in Deutschland unabhängig. Der Herzog wurde zum Erzbischof von Kalocsa in Ungarn und 1218 zum Patriarch von Aquileia ernannt.
Agnes von Rochlitz war die Tochter von Graf Dedo V. von Rochlitz (Markgraf Dedi V., der Feiste, von der Ostmark aus dem Hause Wettin) und seiner Gemahlin Mathilde von Heinsberg, Tochter von Graf Goswin II. von Heinsberg. Dedo V. von Rochlitz und seine Gemahlin Mathilde hinterließen sechs Kinder: Konrad, der seinem Vater in der Markgrafenwürde folgte, Dietrich, der spätere Graf von Groitzsch, Philipp, der vor 1190 Propst des Stiftes St. Viktor in Xanten war, Heinrich, Goswin und Agnes.
Agnes wurde die Ehefrau des Herzogs von Meran und brachte drei Söhne, nämlich den Herzog von Meran, den Markgrafen von Österreich (Markgraf von Istrien-Krain) und Bischof Eckbert von Bamberg, sowie drei Töchter zur Welt, deren Ehemänner König Philipp von Frankreich (Philipp II. August), der König von Ungarn (Andreas II.) und Herzog Heinrich von Schlesien waren. Agnes Schwestern waren folglich Königin von Ungarn und Herzogin von Schlesien.
[Bearbeiten] Königin von Frankreich
Die Töchter von Berthold waren Hedwig, Gertrud und Agnes Marie und wurden von ihrem Vater mit Mitgliedern der damals bedeutendsten Adelsfamilien verheiratet, um die Stellung der Familie im römischen Reich zu stärken. Agnes Marie heiratete am 1. Juni 1196 in Compiègne König Philipp II. August von Frankreich.
Der französische König war zu dieser Zeit noch mit Ingeborg von Dänemark verheiratet. Die Ehe bestand jedoch seit drei Jahren nur noch formell, da Philipp II. August seine Frau bald nach der Hochzeit im Jahre 1193 verstoßen hatte und eine Auflösung der Ehe anstrengte. Der König hatte sich zwar von Ingeborg scheiden lassen. Die Scheidung war jedoch noch nicht vom kirchlichen Oberhaupt und der päpstlichen Kurie bestätigt worden. Der französische König war folglich zwischen 1196 und 1200 kirchenrechtlich mit zwei Frauen gleichzeitig verheiratet und lebte somit in Bigamie. Ingeborg von Dänemark wollte sich allerdings nicht scheiden lassen und versuchte ihren Anspruch als rechtmäßige Gemahlin des französischen Königs durchzusetzen. Papst Innozenz III. unterstützte die dänische Königstochter in ihrem Vorhaben und zwang den französischen König zur Trennung von Agnes Marie. Als Argumente für die Trennung führte er die unrechtmäßige Ehe und die zu enge Blutsverwandtschaft zwischen den beiden Ehepartner an. Philipps Urgroßvater, Markgraf Engelbert II. von Istrien, und die Ururgroßmutter von Agnes, Richardis, waren Geschwister.
Philipp II. August reagierte zuerst nicht auf den päpstlichen Befehl. Die Lage eskalierte schließlich und der Papst legte folglich am 15. Januar 1200 den Kirchenbann über den französischen König und Frankreich. Der Papst erzwang die Trennung schließlich durch ein Interdikt. Erst als der Papst nach neun Monaten mit einer Exkommunikation drohte, stimmte der König einer Trennung am 7. September 1200 zu und versöhnte sich mit Ingeborg von Dänemark. Agnes Marie zog sich auf Schloß Poissy zurück und starb dort ein Jahr später am 20. Juli 1201 nach der Geburt ihres Sohnes Tristan. Ihr Leichnam wurde im Benediktinerkloster St. Correntin-les-Mantes nordwestlich von Paris beigesetzt. Philipp II. August ließ den Namen von Agnes Marie und den Namen ihres Vaters in das Totenbuch der Königsabtei Sankt Denis eintragen.
Agnes Maria wird von ihren Zeitgenossen als außergewöhnliche Schönheit beschrieben. Philipp II. August scheint Agnes Marie sehr geliebt zu haben, da die Herzogstochter während der kurzen Ehedauer einen wesentlichen Einfluss auf die politischen Entscheidungen von Philipp II. August hatte. Der Ehe entstammten die zwei überlebenden Kinder Philipp und Marie, die auf Bitten des französischen Königs vom Papst am 2. November 1201 legitimiert wurden. Das Schicksal von Agnes Marie wurde von François Ponsard in seiner Tragödie "Agnès de Méranie" verarbeitet.
[Bearbeiten] Nachkommen
- Marie (* 1198; † 20. August 1223), Prinzessin von Frankreich, verheiratet seit 1210 in erster Ehe mit Philipp I., Graf von Namur und seit dem 22. August 1213 in zweiter Ehe mit Heinrich I., Herzog von Brabant
- Philipp Hurepel (* 1200; † 19. Juli 1234), Graf von Clermont und von Boulogne, verheiratet seit 1216 mit Mathilde de Dammartin
- Tristan, (* † Juli 1201)
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Agnes Marie von Andechs |
ALTERNATIVNAMEN | Agnes Marie von Andechs-Meranien |
KURZBESCHREIBUNG | Gräfin von Andechs-Meran und Königin von Frankreich |
GEBURTSDATUM | 1180 |
GEBURTSORT | Andechs |
STERBEDATUM | 1201 |
STERBEORT | Schloss Poissy |