Aeolsharfe
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Die Aeolsharfe (auch Geister-, Wind- oder Wetterharfe) ist ein harfenartiges Saiteninstrument, dessen Saiten durch Einwirkung des natürlichen Luftstromes zum Klingen gebracht werden. Ihr Name leitet sich von Aeolos, dem griechischen Gott des Windes, her.
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[Bearbeiten] Funktionsweise
Eine Aeolsharfe besteht aus einem langen, schmalen Resonanzkasten meist mit gelegentlich aber auch ohne Schalllöcher, auf dem eine (beliebig große) Anzahl im Einklang abgestimmter Saiten geringer Dichte (zum Beispiel Naturdarm- oder Nylonsaiten) über zwei Stege aufgespannt ist. Die Saiten sind in der Regel gleich lang, auf denselben Grundton gestimmt, aber unterschiedlich dick und haben gegebenenfalls unterschiedliche Oberflächenbeschaffenheit. Der Wind streicht über die Saiten, wobei Luftwirbel (siehe auch Kármánsche Wirbelstraße) die Saitenschwingungen anregen und verstärken. Je nach Windgeschwindigkeit entstehen Melodiefolgen oder auch Akkorde, wenn die Obertöne der verschiedenen Saiten des Instruments angeregt werden. Der Klang ist von zauberischer Wirkung, da je nach der Stärke des Windes die Akkorde vom Pianissimo zum Forte anschwellen und wieder verhallen. Durch entsprechende Leitwerke über den Saiten kann die Windgeschwindigkeit und somit der Effekt einer Windharfe verstärkt werden.
[Bearbeiten] Geschichte
Äolsharfen waren schon in der Antike bekannt. König David soll seine Kithara über sein Bett gehängt haben, um nachts dem Klang der durch den Wind angeregten Saiten lauschen zu können. Von Harfen, die durch den Luftzug erklingen, berichtet auch das Mittelalter, wo der Klang der Äolsharfe häufig mit Zauberei in Verbindung gebracht wurde. Der heilige Dunstan von Canterbury (10. Jahrhundert) soll ihre Wirkungsweise verbessert haben. Theoretisch begründet hat die Aeolsharfe zuerst Athanasius Kircher (1602 - 1680) in seiner Phonurgia nova (1673). Später haben sich auch Pope (1792), Heinrich Christoph Koch (Kaufmann aus Dresden) und Ignaz Josef Pleyel (1757 - 1831) mit Äolsharfen beschäftigt und diese weiter verbessert.
In Verbindung mit einer Klaviatur spricht man bei einer Äolsharfe auch von einem Anemochord.
Das einzige andere angeblasene Saiteninstrument ist die südafrikanische Goura.
[Bearbeiten] Bekannte Windharfen
Die zur Zeit größte Windharfe Europas steht im Rittersaal des Alten Schlosses in Baden-Baden. Die 1999 aufgestellte Harfe hat eine Gesamthöhe von 4,1 Meter und 120 Saiten, sie wurde von dem in der Region ansässigen Musiker und Harfenbauer R. Oppermann entwickelt und gebaut. Die Nylonsaiten werden vom Luftzug zu den Grundtönen C und G angeregt. Bereits von 1851 – 1920 gab es im Alten Schloss eine kleine Windharfe im Rittersaal.
[Bearbeiten] Lyrik
Eduard Mörike war vom Klang einer Äolsharfe so angetan, dass er ihr mit einem Gedicht ein Denkmal gesetzt hat, das sowohl von Johannes Brahms als auch von Hugo Wolf in Form eines Liedes mit Klavierbegleitung vertont worden ist:
Angelehnt an die Efeuwand
Dieser alten Terrasse,
Du, einer luftgebor'nen Muse
Geheimnisvolles Saitenspiel,
Fang' an,
Fange wieder an
Deine melodische Klage!
Ihr kommet, Winde, fern herüber,
Ach, von des Knaben,
Der mir so lieb war,
Frischgrünendem Hügel.
Und Frühlingsblüten unterweg(e)s streifend,
Übersättigt mit Wohlgerüchen,
Wie süß, wie süß bedrängt ihr dies Herz!
Und säuselt her in die Saiten,
Angezogen von wohllautender Wehmut,
Wachsend im Zug meiner Sehnsucht,
Und hinsterbend wieder.
Aber auf einmal,
Wie der Wind heftiger herstößt,
Ein holder Schrei der Harfe
Wiederholt mir zu süßem Erschrecken
Meiner Seele plötzliche Regung,
Und hier, die volle Rose streut geschüttelt
All' ihre Blätter vor meine Füße!
[Bearbeiten] Literatur
- Brauers, Jan: Von der Äolsharfe zum Digitalspieler. 2000 Jahre mechanische Musik - 100 Jahre Schallplatte, Klinkhardt und Biermann, München 1984, 279 S.
- Brink, C.: Harps in the Wind, New York (1947)
- Dalberg, Johann Friedrich Hugo von: Die Aeolsharfe, Erfurt 1801 ISBN 3-598-50516-7
- Hecker, M.:Äolsharfe, Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft XXI (1936)
- Kastner, Jean-Georges: La harpe d'éole et la musique cosmique - Etudes sur les Rapports des Phénomènes sonores de la Nature avec la science et l'art - suivies de "Stephen" ou la Harpe d'Eole, grand monologue lyrique avec choeurs, Paris Brandus/Renouard (1856)
- Kircher, Athanasius: Phonurgia Nova sive Conjugium Mechanico-physicum Artis & Naturae paranympha phonosophia Concinnatum, Rudolphum Dreherr, Campidonae (Kempten i.Allgäu) MDCLXXIII (1673)
- Kircher, Athanasius: Neue Hall- vnd Thon-Kunst, Oder Mechanische Gehaim-Verbindungen der Kunst und Natur, durch Stimme und Hall-Wissenschafft gestifftet, Worinn ingemein der Stimm, Thons, Hall- und Schalles Natur, Eigenschafft, Krafft und Wunder-Würckung ... in gleichen wie die Sprach- und Gehör-Instrumenta, Machinen und Kunst-Wercke ... verfertiget werden. Übers. von Agatho Carione (d. i. Tobias Nisslen), Schultes, Nördlingen 1684, S. 104 ff.
- Koch, Heinrich Christoph: Musikalisches Lexikon, Frankfurt am Main (1802)
- Langen, A.: "Zum Symbol der Äolsharfe in der deutschen Dichtung, Festschrift J. Müller-Blattau, Kassel (1966)
- Minssen, Mins, Krieger, Georg, u.a.: Äolsharfen. Der Wind als Musikant, Erwin Bochinsky, Frankfurt 1997, 211 S. ISBN 3-923639-14-7