Österreichische Bibliothek (Insel)
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[Bearbeiten] Editionsgeschichte
1915, inmitten des Ersten Weltkriegs, erschien mit Grillparzers politisches Testament das erste Bändchen einer neuen Reihe des Insel Verlags, die als Österreichische Bibliothek von Hugo von Hofmannsthal als Seitenstück zur Insel-Bücherei herausgegeben wurde. Es gehörte zur ersten Serie der Reihe mit sechs Bändchen und wurde im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel (Bbl) am 30. Juli 1915 angekündigt. Die zweite und dritte Serie mit jeweils weiteren sieben Bändchen kamen dann am 23. November 1915 und am 10. Juni 1916 in den Buchhandel. Der Verleger Anton Kippenberg wollte die Reihe bereits nach der dritten Serie einstellen, jedoch führte die Intervention seiner Ehefrau, Katharina Kippenberg, zu einer Fortsetzung der Reihe bis zur vierten Serie mit nochmals sechs Bändchen, die knapp vor dem 30. Mai 1917 ausgeliefert wurde. Hofmannsthal reagierte auf eine Offerte von Katharina Kippenberg zur Fortsetzung der Reihe bei einer von ihm erfolgenden Papierbeschaffung nicht mehr, da er wohl kein Interesse an der Fortführung dieses Projekts mehr hatte. So endete die mit einem so umfangreichen Editionsplan Hofmannsthals gestartete Österreichische Bibliothek bereit nach 2 Jahren mit dem Titel Schubert im Freundeskreis (ÖB 26). Die Hauptgründe waren mangelende personelle Kapazitäten im Verlag, kriegsbedingt gestiegene Druckkosten, die nicht über den Verkaufspreis weitergegeben werden konnten, und vor allem das Fehlen ausreichender Verkaufszahlen.
Der Verkaufspreis der Bändchen betrug zunächst in Österreich 80 Heller und in Deutschland 60 Pfennige. Nicht zuletzt durch die infolge des Versailler Vertrages entstandenen politischen Veränderungen in Österreich und Deutschland, den Hauptabsatzgebieten für diese Reihe, verringerte sich nach dem Kriegs der schleppende Absatz dieser Buchreihe weiter derart, dass die Restbestände schließlich broschiert verbilligt verkauft werden mussten. Einige wenige Titel, die in das Verlagskonzept der Insel-Bücherei passten, wurden in diese mit deren Ausstattung übernommen.
[Bearbeiten] Inhalt
Die Entstehung der Reihe stand in engem Zusammenhang mit dem durch den ersten Weltkrieg wieder stärker in den Blickpunkt der österreichischen Politik gerückten (deutsch-österreichischen) Nationalgedanken, der aufgrund der extrem differenzierten ethnischen Zusammensetzung des Volkes im Österreichischen Kaiserreichs kaum zu umfassender Präsenz im ganzen Lande gelangen konnte und den Hofmannsthal mit dieser in deutscher Sprache gehaltenen Reihe stärken wollte. So plante er ausweislich der von ihm verfassten achtseitigen Vorankündigung (Programm - siehe Bilder rechts) zu dieser Reihe einen repräsentativen Querschnitt insbesondere durch Österreichs Geschichte und sein Geistesleben im weitesten Sinne. Es sollten neben mittelalterlichen Stadtchroniken, Briefwechseln und Äußerungen bedeutender österreichischer Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kunst, Politik und Militärwesen sowie Abhandlungen über die geographische und ethnische Vielfalt der Doppelmonarchie auch Werke der Lyrik und der kleinen Prosa von österreichischen Autoren, allerdings zumeist des 19. Jahrhunderts und früher, erscheinen.
[Bearbeiten] Ausstattung
Die Reihe entsprach in ihrer Ausstattung im wesentlichen der Insel-Bücherei, hatte jedoch einheitlich schlichte gelbe Pappeinbände mit zunächst schwarzen Titelschildern (Farben des Österreichischen Kaiserreichs). Ab ÖB 14 kamen grün gerahmte Titelschilder zur Verwendung. Die aufgrund ihrer spezifisch österreichischen Thematik nicht in die Inselbücherei übernommenen Restbestände einzelner Titel wurden mit einem rotem Broschureinband, einem rot eingerahmten Titelschild und einem kleinen Rückenschild ohne Hinweis auf die Österreichische Bibliothek versehen, so dass sie nicht mehr ohne weiteres als Reihenbändchen erkennbar waren. Lediglich der auf einigen Seiten unten eingedruckte Bogenzähler wies die Reihenzugehörigkeit aus.
[Bearbeiten] Literatur
- Hans-Eugen Bühler u.a. (Hrsg.): Inselbücherei. Mitteilungen für Freunde. Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 1990 ff. (2006 Nr. 25, Abk. IBM)
- Andreas Radzioch: "Die Österreichische Bibliothek" des Insel-Verlages. Die Editionsgeschichte einer Buchreihe während des Ersten Weltkrieges. Magisterarbeit (Philosophie), Universität Erlangen-Nürnberg 1992
- Ralf Schnabel, Thilo Krau: Die Feld- und Lazarettausgaben der Österreichischen Bibliothek im Ersten Weltkrieg. IBM 23, S. 73 ff.
- Gerhard Schuster: Hugo von Hofmannsthal und der Insel-Verlag, in: IBM 7/ S. 7 ff.