Vulgata
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Die Vulgata (v. lat.: vulgatus, -a, -um = allgemein verbreitet; d.h. die allgemein übliche Textfassung) ist der lateinische Bibeltext, der seit dem 5. Jahrhundert die bis dahin gebräuchlichen, in Umfang und Qualität verschiedenen, älteren lateinischen Übersetzungen der Bibel (Vetus Latina) abgelöst hat.
[Bearbeiten] Geschichte
Unter Papst Damasus I. begann Hieronymus 382 eine Revision der schon vorhandenen neutestamentlichen Texte und wandte sich ab 390 der Übersetzung des Alten Testaments zu – nicht wie die meisten anderen frühchristlichen Bibelübersetzungen aus der griechischen Septuaginta, sondern unter Benutzung des hebräischen Urtexts, der Masoretischer Text genannt wird. Im Falle der Psalmen erstellte er zwei Versionen, eine Überarbeitung des Vetus-Latina-Textes (zum Gottesdienstgebrauch, damit die Liturgie nicht so stark verändert werden musste) und eine komplette Neuübersetzung aus dem Hebräischen (vor allem für Studienzwecke).
Die Vulgata brauchte einige Jahrhunderte, bis sie die Vetus Latina überall abgelöst hatte. Erst ab dem 8. bis 9. Jahrhundert war sie im ganzen westlichen Christentum im Gebrauch. Ungefähr ab dem 9. Jahrhundert wurde sie im Westen als einzig gültige Bibel angesehen, die Bibelübersetzung in die Volkssprachen kam bis zur Reformation komplett zum Erliegen.
Das Konzil von Trient erklärte 1546 die Vulgata für authentisch und veranlasste die Vorbereitung einer offiziellen Ausgabe.
Sixtus V. veranlasste jedoch 1590 die Herausgabe der Sixtina, welche nach seinem Tod eingezogen und 1592 durch die von Clemens VIII. betriebene Sixto-Clementina ersetzt wurde.
1889 begann man mit der Herausgabe einer kritischen Oxforder Ausgabe.
Pius X. beauftragte 1907 den Benediktinerorden mit einer kritischen Edition.
1979 erschien eine nach dem aktuellen Stand der Textkritik erarbeitete Neuedition der Vulgata auf Grundlage der Originaltexte der Bibel, die Nova Vulgata. Die Erstellung einer solchen Neuedition war ein Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils.