Reichsexekutionsordnung
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Die Reichsexektionsordnung von 1555 war der letzte Versuch im Heiligen Römischen Reich das Landfriedensgebot des Ewigen Landfriedens institutionell zu verankern und durchzusetzen. Die Reichsexekutionsordnung war ein Teil des Augsburger Reichs- und Religionsfrieden und wurde auf dem Reichstag zu Augsburg 1555 beschlossen.
[Bearbeiten] Geschichte
Anlass für die Verabschiedung war der im fränkischen Raum von 1552 bis 1554 tobende Zweite Markgrafenkrieg des Kulmbacher Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach. Albrecht erpresste Geld und sogar Gebiete von verschiedenen fränkischen Reichsgebieten. Kaiser Karl V. verurteilte dies jedoch nicht, sondern nahm Albrecht sogar in seine Dienste und legitimierte damit den Bruch des Ewigen Landfrieden. Da sich die betroffenen Territorien weigerten den vom Kaiser bestätigten Raub ihrer Gebiete hinzunehmen, verwüste Albrecht deren Gebiete. Im nördlichen Reich formierten sich derweilen Truppen unter Moritz von Sachsen um Albrecht zu bekämpfen. Ein Reichsfürst und später König Ferdinand und nicht der Kaiser hatte militärische Gegenmaßnahmen gegen den Friedensbrecher eingeleitet. Am 9. Juli 1553 kam es daraufhin zur blutigsten Schlacht der Reformationszeit im Reich, der Schlacht bei Sievershausen, bei der Albrecht starb.
Bis zu diesem Krieg hätte jeder selbstverständlich den Kaiser in der Rolle des Friedenswahrers gesehen. Denn dies war eine der wichtigsten Aufgaben des Reichsoberhauptes. Aber Kaiser Karl V. war nicht eingeschritten, sondern ein Reichsfürst hatte auf eigene Faust gehandelt und den Frieden wiederhergestellt. Diese Führungsschwäche des Kaisers sollte durch die Exekutionsordnung nicht behoben, sondern als Dauerzustand fortgesetzt werden, indem dem Kaiser die Zuständigkeit für den Landfrieden entzogen wurde. Das war die Lehre aus dem Markgrafenkrieg.
[Bearbeiten] Inhalt
Die Reichsexekutionsordnung beinhaltete somit die verfassungsmäßige Schwächung der kaiserlichen Gewalt, die Verankerung des reichsständischen Prinzips und die volle Föderalisierung des Reiches. Die Reichskreise und damit die lokalen Reichstände wurden nun neben ihren bisherigen Aufgaben auch zuständig für die Handhabung des Landfriedens und für die Durchsetzung der Urteile des Reichskammergerichtes. Weiterhin wurden die Kreise zuständig für die Besetzung der Beisetzer des Gerichtes und erhielten neben dem Münzwesen weitere wichtige bisher kaiserliche Aufgaben übertragen.
Vorgesehen war eine Stufenfolge von immer stärkeren Reaktionen auf eventuelle eskalierende Landfriedensbrüche. Zunächst sollte die Obrigkeit der jeweiligen Territorien die Friedensstörungen ahnden. Sollte dies nicht gelingen oder sie war damit überfordert, sollte der Reichskreis des Territoriums einschreiten und den Frieden sichern bzw. Urteile des Reichskammergerichtes durchsetzen. Eventuell waren Truppen des Kreises unter Leitung des Kreisobristen einzusetzen. Weiterhin konnte der Kreis bis zu vier Nachbarkreise um Mithilfe bitten, das Kommando verblieb aber beim Obristen des betroffenen Kreises.
In besonders schwerwiegenden Fällen sollte der Erzkanzler einen Reichsdeputationstag einberufen auf dem über noch stärkere Maßnahmen beraten werden sollte und eventuell alle zehn Reichskreise mobilsiert werden konnten. Zu diesem Deputationstag konnte der Kaiser Abgesandte entsenden.
Der Kaiser war an der Reichsexekution nur noch beteiligt, wenn es der Einberufung eines Reichstages bedurfte, um das Landfriedensproblem zu bewältigen. Der Kaiser kam also nach der Reichsexekutionsordnung nur noch in besonders drastischen Fällen ins Spiel. Die Exekutive des Reiches war also faktisch „kaiserfrei“ und prinzipiell nur durch die Reichstände getragen.
[Bearbeiten] Literatur
- Axel Gotthard: Das Alte Reich 1495–1806. Darmstadt 2003, ISBN 3534151186.