Mönchengladbach-Rheydt
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Rheydt ist eine ehemalige Stadt in Nordrhein-Westfalen, die im Zuge der Gebietsreform zum 1. Januar 1975 mit der Stadt Mönchengladbach und der Gemeinde Wickrath zur heutigen Stadt Mönchengladbach vereinigt wurde.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Zwischen 985 und 999 tauschten die Bistümer Köln und Lüttich mehrere Pfarreien, darunter die parochiam Reithe, untereinander aus. Die Herkunft des Namens liegt im Dunkeln, leitet sich aber möglicherweise vom althochdeutschen riuti (=roden) ab. Das Gebiet am Niederrhein wurde ursprünglich keltisch besiedelt, in römischer Zeit ist ebenfalls eine Besiedlung nachgewiesen. Zu dieser Zeit war der germanische Stamm der Ubier hier von den Römern angesiedelt worden.
Rheydt gehörte gegen Ende des 14. Jahrhunderts zum Herzogtum Jülich-Berg, zuvor regierten die Markgrafen Walram von Jülich (1277-1297), Gerhard VII. von Jülich (1297-1328) und Wilhelm VI. von Jülich (1328-1356). 1348 kommt das Herzogtum Berg zu Jülich. Danach entwickelte sich Rheydt zur Unterherrschaft mit eigener Verwaltung.
Die zur preußischen Rheinprovinz und zum Kreis Gladbach gehörige Stadt (Titularstadt seit 1827, endgültige Stadtrechte seit 1856) wurde zum 1. April 1907 eine kreisfreie Stadt (Stadtkreis) im preußischen Regierungsbezirk Düsseldorf, an der Niers. Die Stadt beherbergte 1919: Amtsgericht, Oberrealschule mit Reformgymnasium, Lyzeum, Lehrerseminar, Handels- und Gewerbeschule für Mädchen; Textil-, Eisen-, Papierindustrie und Kabelwerke.
Am 1. August 1929 wurde Rheydt mit der kreisfreien Stadt München-Gladbach, der Stadt Odenkirchen (Stadtrechte seit 1856) und der Gemeinde Giesenkirchen (mit Schelsen) zur kreisfreien Stadt Gladbach-Rheydt vereinigt, jedoch bereits 1933 auf Veranlassung des damaligen Reichspropagandaministers Dr. Joseph Goebbels wieder getrennt. Danach umfasste das Rheydter Stadtgebiet die Orte Rheydt, Odenkirchen, Giesenkirchen und Schelsen. 1968 überschritt die Einwohnerzahl Rheydts die 100.000-Grenze, wodurch sie zur Großstadt wurde. Doch wurde die junge Großstadt 1975 mit Mönchengladbach vereinigt.
Zu den Religionen in Rheydt siehe den Artikel Mönchengladbach.
[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1833 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter beziehungsweise der Stadtverwaltung selbst. Die Angaben beziehen sich ab 1843 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1843 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.
|
|
|
¹ Volkszählungsergebnis
Im Jahre 2000 hatte Rheydt (ohne die bis 1974 zu Rheydt gehörigen Orte Odenkirchen, Giesenkirchen und Schelsen) insgesamt 66.283 Einwohner. Diese verteilten sich wie folgt:
- Rheydt-Mitte 42.206 (mit Schloss Rheydt 29, Bonnenbroich-Geneicken 7.015, Rheydt 12.535, Mülfort 9.788, Heyden 8.382, Geistenbeck 4.457)
- Rheydt-West 24.077 (mit Pongs 2.088, Schrievers 7.784, Grenzlandstadion 3.003, Schmölderpark 7.446, Hockstein 3.756)
[Bearbeiten] Politik
An der Spitze der Gemeinde Rheydt standen nach der gutsherrlichen Verfassung die Gerichtsschöffen und die Vorsteher der sechs zur Gemeinde gehörigen Honnschaften. Sie vertraten die Gemeinde Rheydt gegenüber dem Landesherrn. In französischer Zeit, ab 1794, gab es drei Mitglieder der Munizipalität. In preußischer Zeit leitete ein Bürgermeister die Stadtverwaltung, der nach 1889 meist den Titel Oberbürgermeister trug. Ihm stand ein Rat zur Seite.
Während der Zeit der Nationalsozialisten wurde der Oberbürgermeister von der NSDAP ernannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte die Militärregierung der Britischen Besatzungszone mit dem nebulösen Dr. Carl Marcus (zur NS-Zeit ein deutsch-britischer Doppelagent [1] und 1947 „Entdecker“ des Grenzlandrings) einen neuen Oberbürgermeister ein und 1946 führte sie die Kommunalverfassung nach britischem Vorbild ein. Danach gab es einen vom Volk gewählten „Rat der Stadt“, dessen Mitglieder man als „Stadtverordnete“ bezeichnet. Der Rat wählte anfangs aus seiner Mitte den Oberbürgermeister als Vorsitzenden und Repräsentanten der Stadt, welcher ehrenamtlich tätig war. Des Weiteren wählte der Rat ab 1946 einen ebenfalls hauptamtlichen Oberstadtdirektor als Leiter der Stadtverwaltung. Dieser Verwaltungsaufbau bestand bis zur kommunalen Neugliederung am 1. Januar 1975.
[Bearbeiten] Bürgermeister bzw. Oberbürgermeister 1808–1974
- 1808–1823: Dietrich Lenßen
- 1823–1857: Johann David Büschgens
- 1857–1877: Carl Theodorf von Velsen
- 1877–1893: Emil Pahlke, ab 1889 Oberbürgermeister
- 1893–1901: Dr. Wilhelm Strauß, ab 1897 Oberbürgermeister
- 1901–1905: Dr. Karl August Tettenborn, Oberbürgermeister
- 1906–1920: Paul Lehwald, ab 1909 Oberbürgermeister
- 1920–1929: Dr. Oskar Graemer
- 1929–1930: Franz Gielen, ab 1. Juli 1929 kommissarischer Oberbürgermeister von Gladbach-Rheydt
- 1930–1933: Dr. Johannes Handschumacher, Oberbürgermeister von Gladbach-Rheydt
- 1933: Wilhelm Pelzer, kommissarisch
- 1934–1936: Edwin Renatus Robert August Hasenjaeger, Oberbürgermeister
- 1936–1940: Heinz Gebauer, Oberbürgermeister
- 1940–1945: Dr. Alexander Doemens, Oberbürgermeister
- 1945: August Brocher, Oberbürgermeister
- 1945–1948: Dr. Carl Marcus, Oberbürgermeister
- 1948–1950: Heinrich Pesch, Oberbürgermeister
- 1950–1956: Johannes Scheulen, Oberbürgermeister
- 1956–1961: Wilhelm Schiffer, Oberbürgermeister
- 1961–1963: Dr. Friedrich Hinnah, Oberbürgermeister
- 1963–1964: Fritz Rahmen, Oberbürgermeister
- 1964–1969: Wilhelm Schiffer, Oberbürgermeister
- 1969–1974: Fritz Rahmen, Oberbürgermeister
[Bearbeiten] Oberstadtdirektoren 1946–1974
- 1946: Ernst Alex
- 1946–1949: Dr. Heinrich Raskin
- 1949–1950: Dr. Peter Heck
- 1950–1956: Dr. Carl Rüther
- 1956–1968: Dr. Josef Orth
- 1968–1974: Helmut Freuen
[Bearbeiten] Verkehr
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
(Folgende Persönlichkeiten sind in Mönchengladbach-Rheydt geboren. Die Auflistung erfolgt chronologisch nach Geburtsjahr. Ob sie ihren späteren Wirkungskreis in Mönchengladbach-Rheydt hatten oder nicht, ist dabei unerheblich.)
- 1859, 3. Februar, Hugo Junkers, † 3. Februar 1935 in Gauting, Unternehmer und Flugzeugkonstrukteur
- 1876, 4. September, Ernst Jakob Christoffel, † 23. April 1955 in Isfahan, Gründer der Christoffel-Blindenmission
- 1894, 29. August, Werner Gilles, † 22. Juni 1961 in Essen, Künstler
- 1894, 24. Februar, Josef Arndgen, † 20. September 1966 in Wiesbaden, deutscher Politiker (CDU) und Gewerkschafter, MdB, Hessischer Minister für Arbeit und Wohlfahrt (1947–49), Landesvorsitzender des ADGB in Hessen (1920–30)
- 1897, 29. Oktober, Joseph Goebbels, † 1. Mai 1945 in Berlin, NS-Propagandaminister
- 1898, 24. Juli, Peter Erkens, † 22. Oktober 1972 in Mönchengladbach, Politiker, Landesminister in Nordrhein-Westfalen
- 1910, Emil „Teddy“ Vorster, † 1976, Unternehmer, Rennfahrer, Initiator der Grenzlandring-Rennen und Motorsport-Funktionär
- 1917, 2. Juni, Heinz Sielmann, † 6. Oktober 2006 in München, Tierfilmer
- 1926, 19. Oktober, Heinz Kremers, † 25. Mai 1988 in Moers, Theologie-Professor und Träger der Buber-Rosenzweig-Medaille
- 1930, 16. Mai, Karl Heinz Beckurts, † 9. Juli 1986 in Straßlach bei München (ermordet), Kernphysiker, Direktor des Instituts für angewandte Kernphysik im Kernforschungszentrum Karlsruhe (1963–70)
- 1932, 25. August, Alexander Arnz, † 30. September 2004 in Köln, Fernsehregisseur
- 1936, 9. August, Uwe Erichsen, Autor (Krimis, Drehbücher)
- 1955, 20. März, Peter Riemer, dt. Altphilologe und Professor an der Universität des Saarlandes
- 1958, 18. Januar, Volker Pispers, Kabarettist
- 1963, 31. Dezember, Bernd Kardorff, Dr. med., Hautarzt, Buchautor, Medizinjournalist
- 1967, 18. Mai, Heinz-Harald Frentzen, ehemaliger Formel-1-Fahrer, DTM-Fahrer
- 1969, 5. April, Gregor Schneider, Künstler
- 1977, 10. Mai, Nick Heidfeld, Formel-1-Fahrer
- 1978, 18. März, Charlotte Roche, geboren in Wimbledon, London, Fernsehmoderatorin
[Bearbeiten] Literatur
- Rheydt, so wie es war - von Günter Erckens, Droste-Verlag, ISBN 3-7700-0501-5
- Christoph Waldecker: Rheydt 1815-1974, in: Loca Desiderata. Geschichte der Stadt Mönchengladbach Band 3/1. Köln 2003. S. 241-372.
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.moenchengladbach.de/ - Die Seite der Stadt Mönchengladbach
[Bearbeiten] Quellen
Rheindahlen | Hardt | Stadtmitte | Volksgarten | Neuwerk | Rheydt-West | Rheydt-Mitte | Odenkirchen | Giesenkirchen | Wickrath
Koordinaten: 51° 09' 59" N, 6° 26' 46" O