Kloster Sankt Mang Füssen
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Das Kloster Sankt Mang Füssen ist ein ehemaliges Kloster der Benediktiner in Füssen in Bayern in der Diözese Augsburg.
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[Bearbeiten] Geschichte
Das Benediktinerkloster St. Mang wurde in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts als Eigenkloster der Bischöfe von Augsburg errichtet. Der Gründungsvorgang reicht jedoch zurück auf das Wirken des Einsiedlers Magnus, der hier eine Zelle und ein Oratorium erbaut hatte und dort an einem 6. September verstarb. Das Todesjahr selbst ist nicht überliefert.
Die von Wundern begleitete Erhebung des unversehrt gebliebenen Leibes von Magnus, was seine Heiligkeit bewies, bildete die spirituelle Grundlage des Klosters.
Die Gründung der Abtei war jedoch nicht nur religiös motiviert, im Hintergrund standen auch handfeste machtpolitische Interessen. Gelegen an einer im Mittelalter bedeutenden Fernstraße von Augsburg über die Alpen nach Oberitalien und an der Füssener Enge, dem Durchbruch des Lechs aus den Alpen, nahm das Kloster eine geographische Schlüsselposition ein. Diesen strategischen Punkt zu besetzen, waren die Augsburger Bischöfe und die kaiserliche Politik bestrebt.
Die Geschichte der Abtei im Mittelalter war geprägt vom Bemühen der Konventualen im Auf und Ab der gesellschaftlichen Entwicklungen um ein getreues Leben nach den Regeln der hl. Benedikt. So schloss sich die Mönchsgemeinschaft im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Reformbewegungen an, die eine Rückbesinnung auf die Wurzeln benediktinischen Lebens zum Ziel hatten. Meist lösten die Reformen einen geistlichen, personellen und ökonomischen Aufschwung aus, der sich dann auch in neuen Baumaßnahmen und Kunstaufträgen niederschlug.
Die gegenreformatorische Energie fand ihren bleibenden Ausdruck im Bau eines mächtigen Barockklosters, das zwischen 1696 - 1726 errichtet wurde. So prägt der Klosterkomplex St. Mang, zusammen mit dem Hohen Schloss, heute wesentlich das Stadtbild Füssens.
Außerordentliches zu schaffen war ja auch das Bestreben des Bauherrn, des Abtes Gerhard Oberleitner (reg. 1696-1714) und seines Konvents, die mit dem Neubau beabsichtigten, den „Neid aller Kunstfreunde zu erwecken“.
Dem Architekten Johann Jakob Herkomer (1652-1717) gelang es, aus der unregelmäßig gewachsenen mittelalterlichen Klosteranlage einen repräsentativen, symmetrisch angeordneten Baukomplex zu entwerfen. Die Umgestaltung der mittelalterlichen Basilika in eine nach venezianischen Vorbildern gestaltete Barockkirche sollte zum architektonischen Symbol der Verehrung des hl. Magnus werden. Das Kirchengebäude stellt ein monumentales Reliquiar des Heiligen dar. Erstmals im süddeutschen Barockbau gibt hier in St. Mang die Lebensbeschreibung des Lokalheiligen das Bildprogramm für den Freskenzyklus der gesamten Kirche vor.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wandte sich aber der Konvent verstärkt gesellschaftlichen Aufgaben zu: der Seelsorge, der Wissenschaft, Musik und dem Bildungswesen.
Obgleich die Abtei nie die angestrebte Reichsunmittelbarkeit erlangen konnte, prägte sie als Herrschafts- und Wirtschaftszentrum, als kultureller Kristallisationspunkt und als Mittelpunkt des Glaubenlebens maßgeblich Füssen und die gesamte Region.
Am 11. Dezember 1802 nahm im Zuge der Napoleonischen Kriege und des Friedens von Lunéville das Fürstenhaus Oettingen-Wallerstein die Herrschaft St. Mang in Besitz. Am 15. Januar 1803 wies Fürstin Wilhelmine Abt Aemilian Hafner an, den Konvent aufzulösen und das Kloster bis zum 1. März 1803 zu räumen.
1839 kaufte der königlich bayerische Kämmerer Christoph Friedrich von Ponickau die Herrschaft St. Mang. Zuvor jedoch, 1837, wurde die ehemalige Klosterkirche in einer Dotation dem „Kultus“, der Pfarrei Füssen, übertragen. Seither ist die ehemalige Benediktinerabtei auf zwei Eigentümer aufgeteilt.
1909 erwarb die Stadt Füssen die ponickausche Gutsherrschaft St. Mang und damit auch das ehemalige Klostergebäude. Im Nordflügel richtete sie hier ihr Rathaus ein. Im Südflügel befindet sich heute das Museum der Stadt Füssen, in dem auch die barocken Repräsentationsräume des Klosters zu besichtigen sind.
[Bearbeiten] Das Barockgebäude
[Bearbeiten] Fürstensaal
Architekt: Carlo Andrea Maini
Freskant: Franz Georg Hermann (1692 – 1768)
Fertigstellung: 1721 - 1723
Der Festsaal der Abtei wurde noch von Baumeister Johann Jakob Herkomer (1652 – 1717) als Mittelpunkt der gesamten Klosteranlage konzipiert. Zugleich liegt der Saal auf der Mittelachse von Klosterkirche und Klostereinfahrt. Architektur und künstlerische Ausstattung als Kolonnadensaal hatten die politische Funktion, herrschaftliche Größe der Abtei vorzuweisen.
Die Polarität von Kirche und Welt bildet auch das Thema der großartigen Deckenfresken, die vom späteren Kemptener Hofmaler Franz Georg Hermann (1692 –1768) geschaffen wurden. Die Planung der Innenarchitektur übertrug der Bauherr Abt Dominikus Dierling dem Architekten Carlo Andrea Maini, der gleichzeitig auch den Kaisersaal in Ottobeuren gestaltete. Mit der architektonischen Konzeption von Maini reihte sich die Abtei St. Mang ein in Kloster- und Schlossbauten, die den „Kaiserstil Karls VI.“ nachahmten. Mit diesem prunkvollen rechteckigen Saal demonstrierte das Kloster sein Streben, den Stand der Reichsunmittelbarkeit zu erlangen.
Zugleich wird in den Deckenbildern die herausragende Rolle des Benediktinerordens in der Kirchengeschichte veranschaulicht. Das gesamte Konzept der Ausstattung des Festsaales unterliegt einer ausgeklügelten Zahlensymbolik. Die Zahlenreihe 2 – 4 – 8 – 16 – 32 durchdringt diese gesamte Gliederung, wobei die Zahl 4 bereits durch den rechteckigen Grundriss vorgegeben als Zeichen für „Welt“ dominiert. So stehen sich im Deckenbild „Kirche“ und „Welt“ gegenüber, symbolisieren je vier große Stuckfiguren einerseits die vier Kontinente, andererseits die vier Kardinaltugenden, gliedern acht vorgestellte Säulen und 16 Pilaster die Wandabwicklung und zentriert eine 32-zackige Windrose das Deckengemälde.
Der Festsaal ist heute im Rahmen des Museum der Stadt Füssen zu besichtigen und dient als Kammermusiksaal für die „Fürstensaalkonzerte“, die seit 1951 alljährlich zwischen Juni und September veranstaltet werden.
[Bearbeiten] Bibliothek und Refektorium
Architekt: Johann Jakob Herkomer (1652 – 1717)
Freskant: Francesco Bernardini
Bildhauer: Anton Sturm (1690 – 1757)
Ölgemälde: Franz Anton Zeiler (1716 – 1794)
Fertigstellung: 1719
Der Bibliotheksbau von St. Mang gilt als der originellste in Bayerisch-Schwaben. Der außergewöhnliche Ovalbau der Bibliothek bildet den Mittelpunkt der Südfront der Barockanlage, der schlossähnlichen Schauseite des Klosters. Der Innenraum überrascht sowohl wegen seiner hohen Überkuppelung also auch besonders aufgrund der großen ovalen Öffnung in der Mitte des Raumes, der eine Sicht hinunter ins Refektorium, dem Speisesaal der Mönche, ermöglicht.
Diese architektonische Konzeption ist wohl als symbolisches Zeichen zu verstehen und versinnbildlicht die Einheit von Geist und Leib, von geistiger und körperlicher Nahrung. Reisende berichteten, dass bei Festessen von oben aus der Bibliothek Musik erklang. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war sogar ein Musikautomat in der Bibliothek aufgestellt.
Im Winter konnte der Durchbruch wegen der großen Kälte mit einem Deckel, der aus einem Ölgemälde bestand, verschlossen werden. Das Gemälde schuf 1781 Franz Anton Zeiler und zeigt den Triumphwagen des Ordensgründers Benedikt, der von den vier Kontinenten gezogen wird.
Im Sommer bot sich den Mönchen vom Refektorium aus ein hohen Blick hinauf zum Kuppelfresko von Francesco Bernardini aus dem Jahr 1719, das vier Frauengestalten als Allegorien der Göttlichen Weisheit, Klugheit, Wahrheit und Erkenntnis zeigt. Die Putti von Bildhauer Anton Sturm auf der Bibliotheksgalerie stellen wie die weiteren Deckenfresken die verschiedenen artes liberales dar.
Aus der Hand von Anton Sturm stammt auch die Skulptur den hl. Magnus darstellend, die auf dem Brunnen im Refektorium steht.
Der gesamte Bücherbestand wurde im Zuge der Säkularisation nach 1803 den neuen Herren, dem Fürstenhaus Oettingen-Wallerstein, in Kisten und Fässern verpackt auf Flößen zugestellt.
Heute befindet sich der Bibliotheksbestand des ehemaligen Klosters St. Mang zum größten Teil in der Universitätsbibliothek Augsburg. Ein kleiner, wertvoller Teil von Handschriften kam als eine Schenkung ins Diözesanarchiv Augsburg.
[Bearbeiten] Liste der Äbte von St. Mang Füssen
Bis zum Jahr 919 gibt es keine urkundliche Erwähnung eines Abtes des Klosters St. Mang. Der Klostertradition nach wurde der heilige Magnus als Gründerabt verehrt, dem der Selige Conrad gefolgt sei.
Abt | Regentschaftszeit | Sterbedatum |
---|---|---|
1. S. Magnus | † 6. September | |
2. Konrad I. | ||
3. Wolpoto | IX. Jh. ? | † 26. April |
4. Bernold | IX. Jh. ? | |
5. Leutolph | IX. Jh. ? | |
6. Gisilo | urk. 919 | |
7. Ortolf | † 5. April | |
8. Heinrich I. | ||
9. Gotebold | ||
10. Berthold | † 23. August | |
11. Adalbert | ||
12. Wilhelm | c. 1030–1040 | |
13. Eberhard | c. 1060–1061 | † 11. Mai 1091 |
14. Swidker | ||
15. Adalhalm | 1086 | † 25. August 1094 |
16. Alberich | † 23. Januar | |
17. Konrad II. | urk. 1160–c.1175 | |
18. Heinrich II. | urk. 1178–urk.1191 | † 19. Februar |
19. Konrad III. urk. 1206 & 1218 | † 14. Juli c. 1218 | |
20. Dieto (Theodo) | urk. 1219 & 1222 | † März 1225 |
21. Rugger | urk. 1227 | |
22. Rudolf von Thalhofen | urk. 1235, 1251 | † 22. Mai |
23. Albert | urk. 1255 | † 13. März 1256 |
24. Hermann I. | urk. 1257, 1262 | |
25. Hiltebold | urk. 1263, 1283 | † 19. Oktober 1284 |
26. Konrad IV. | urk. 1284, 1285 | |
27. Hermann II. | urk. 1287, 1295, 1311 | |
28. Goswin | urk. 1313, 1317 | † 8. Juli ca. 1318 |
29. Heinrich III, | urk. 1319, 1335 | † Dezember ca. 1336 |
30. Ulrich Denklinger | urk. 1336, 1339 | † 18. Januar 1347 |
31. Johannes I. Hochschlitz | c. 1347 | † 11. August |
32. Luiprand | urk. 1374 | |
33. Friedrich | urk. 1390 | † 28. April |
34. Johannes II. Lauginger | urk. 1392, 1396 | † 21. März 1403 |
35. Georg I. Sandauer | 1397–1410 | † 15. Februar 1410 |
36. Yban von Rotenstein | 1410–1426 | † 19. Mai 1439 |
37. Johannes III. Schmerlaib | 1426–1431 | † 16. Mai 1431 |
38. Konrad V. Klammer | 1431–1433 | † 13. März 1433 |
39. Johannes IV. Fischer | urk. 1436–res. 1458 | † 30. März 1460 |
40. Johannes V. Hess | 1458–res. 1480 | † 1481 |
41. Benedikt I. Furtenbach | 1480–res. 1524 | † März 1531 |
42. Joh. Baptist VI. Benzinger | 1524–1533 | † 8. April 1537 |
43. Gregor Gerhoch | 1537–1554 | † 4. Oktober 1554 |
44. Sympert Lechler | 1554–res. 1556 | † 21. November 1560 |
45. Georg II. Albrecht | 1556–1560 | † 2. Februar 1560 |
46. Johannes VII. Kessler | 1560–1567 | † 8. Juni 1567 |
47. Hieronymus Alber | 1567–1573 | † 17. August 1573 |
48. Matthias Schober | 1579–1604 | † 15. August 1604 |
49. Heinrich IV. Amman | 1604–1611 | † 30. Juli 1615 |
50. Martin Stempfle | 1614–res. 1661 | † 26. Februar 1665 |
51. Benedikt II. Bauer | 1661–res. 1696 | † 26. Juli 1696 |
52. Gerhard I. Oberleitner | 1696–1714 | † 20. März 1714 |
53. Dominikus Dierling | 1714–1738 | † 4. September 1738 |
54. Benedikt III. Pautner | 1738–1745 | † 18. Januar 1745 |
55. Leopold Freiherr von Rost | 1745–1750 | † 7. November 1750 |
56. Gallus Zeiler | 1750–1755 | † 7. Januar 1755 |
57. Placidus Zerle | 1755–res. 1763 | † 24. Juni 1770 |
58. Gerhard II. Ott | 1763–1778 | † 1. März 1778 |
59. Aemilian Hafner | 1778–1803 | † 19. Mai 1823 |
[Bearbeiten] Literatur
- Pirmin Lindner: Monasticon Episcopatus Augustani antiqui. Bregenz, 1913.
- Rudibert Ettelt: Geschichte der Stadt Füssen. Füssen 1971.
- David Leistle: Die Aebte des St. Magnusstiftes in Füssen. in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige. 1918-1920.
- Thomas Riedmiller: Das ehemalige Benediktinerkloster Sankt Mang in Füssen. in: Werner Schiedermair (Hg.): Klosterland Bayerisch Schwaben. Lindenberg 2003. [ISBN 3-89870-127-1]
[Bearbeiten] Museum
Im Kloster befindet sich heute das Museum der Stadt Füssen mit folgenden Schwerpunkten:
- Geschichte des Klosters St. Mang
- Geschichte des Lauten- und Geigenbaus in Füssen
- Stadtgeschichte
[Bearbeiten] Weblink
- Weitere Informationen, siehe: Klöster in Bayern
- Historischer Verein Alt Füssen