Kieler Schloss
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Das Kieler Schloss in Kiel in Schleswig-Holstein gelegen, war eine der Nebenresidenzen der Gottorfer Herzöge. Es brannte während des Zweiten Weltkrieges aus und wurde anschließend größtenteils abgetragen und durch einen Neubau ersetzt.
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[Bearbeiten] Die Baugeschichte des Kieler Schlosses
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ließ Adolf IV. von Schauenburg und Holstein eine Burg in der Holstenstadt tom Kyle - dem späteren Kiel - erbauen, die sich zeitgleich mit dem Ort entwickelte. Über die Gestalt dieser ersten Burg, die 1502 nieder gerissen wurde, gibt es kaum Überlieferungen. An der Stelle der Festung errichtete Friedrich I. bis 1512 einen Neubau, der als "Neues Haus" bezeichnet wurde und den Adolf I. knapp fünfzig Jahre später beträchtlich erweiterte. Das Schloss wurde von 1558 bis 1568 zu einem aufwendigen Renaissancesitz ausgebaut, dem "Neuen Haus" wurde nun ein Bau von der Form eines großen Kubus entgegen gestellt. Dieser war mit einem Kranz von zwölf Ziergiebeln umgeben und mit zwei schlanken Treppentürmen geschmückt, im Inneren fanden zahlreiche gewölbte Säle und Kabinette sowie die prächtig ausgestattete Schlosskapelle ihren Platz. Nach Beendigung dieser Bauarbeiten hatte das Schloss einen dreiflügeligen Grundriss, der auch heute noch nachempfunden werden kann. 1685 stürzte der ältere, unter Friedrich I. erbaute Flügel ein und wurde von 1695 bis 1697 im Auftrage Friederike Amalies, der Frau Herzog Christian Albrechts, durch einen Neubau, den heutigen Rantzauflügel, ersetzt. Baumeister war hierbei Domenico Pelli. Mitte des 18. Jahrhunderts befand sich das Schloss in einem schlechten Zustand und wurde auf Veranlassung Katharina II., die nicht nur Zarin von Russland, sondern auch Herzogin von Schleswig-Holstein-Gottorf war, umgebaut. Die geschmückten Renaissancegiebel wurden entfernt und stattdessen 1763 durch Ernst Georg Sonnin ein mächtiges Mansardendach auf das Hauptgebäude gesetzt, dessen optische Wirkung dadurch vollständig verändert wurde. Auch an den Innenräumen nahm Sonnin diverse Veränderungen vor. 1838 vernichtete ein Brand weite Teile des Gebäudes und der Schlosskapelle, die daraufhin bescheidener erneuert wurden.
Das Schloss erlitt im Zweiten Weltkrieg starke Zerstörungen und brannte nach einem Angriff am 04. Januar 1944 bis auf die Grundmauern aus. In der Nachkriegszeit wurden die Reste des Schlosses abgetragen und bis auf den Rantzauflügel und Teile eines Turmes durch einen modernen Neubau ersetzt.
[Bearbeiten] Geschichte im Kieler Schloss
Das Kieler Schloss wurde von den Gottorfer Herzögen hauptsächlich als Nebenresidenz und Witwensitz genutzt.
1665 wurde im Schloss die Gründungsfeier zur Stiftung der Christiana-Albertina, der Kieler Universität, begangen. Das Schloss war der Geburtsort von Karl Peter Ulrich, dem späteren russischen Zaren Peter III. Nach dem Verzicht Katharinas der Großen infolge des Vertrags von Zarskoje Selo auf ihre Ansprüche in Schleswig-Holstein wurde am 16. November 1773 auf dem Schloss zu Kiel der Übergabeakt an die dänische Krone vollzogen. Von 1888 bis 1918 diente es als Wohnsitz des Prinzen Heinrich von Preußen.
Nach dem Ersten Weltkrieg verlor das Schloss seine Bedeutung. In den 1930er Jahren wurde geplant, das Gebäude zu einem Haus der Landeskultur zu machen, die Bombennächte des Zweiten Weltkrieges beendeten dieses Vorhaben jedoch.
[Bearbeiten] Der Neubau
Nach dem Krieg wurden für das schwer zerstörte Kiel und auch das Schloss verschiedene Konzepte entwickelt. Anfänglich war geplant, weite Bereiche der erhaltenen Mauern in den Neubau einzubeziehen, der, den Vorkriegsplänen folgend, ein Kulturzentrum beherbergen sollte. Letztlich wurden die alten Teile jedoch mit Ausnahme des Rantzauflügels abgetragen. Von 1961 bis 1963 wurde durch die Architekten Sprotte und Never ein neuer Kubus aus Backstein errichtet, der zwar die Dimensionen des Vorgängerbaus imitiert, sonst aber keine Ähnlichkeit mit dem Schloss hat. Der Bau steht auf dem erhaltenen Fundament des ehemaligen Hauptgebäudes, des Ostflügels. Anstelle des vernichteten südlichen Verbindungstrakts zum sog. Rantzaubau (Westflügel) entstand ein aufgestelzter Flachbau (Historische Landeshalle). Das Kulturzentrum "Kieler Schloss" sollte von nun an unter anderem einen Konzertsaal, das Landesarchiv (kam nach Schleswig) und die Landesbibliothek aufnehmen. Auch der NDR fand hier Platz für eines seiner Regionalstudios.
Das Kulturzentrum wurde 2003 privatisiert, die Landesbibliothek zog in den weiter südlich gelegenen Sartori-Speicher um. Jährlich finden hier um die 300 verschiedenen Veranstaltungen mit bis zum 200.000 Besuchern statt. Allerdings ist seit einigen Jahren auch ein Abriss des architektonisch anspruchslosen Baus und Ersetzung durch ein Hotel im Gespräch.