Justizvollzugsanstalt Stadelheim
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Justizvollzugsanstalt Stadelheim gehört zum Münchner Stadtteil Giesing. Sie gehört mit 14 ha zu den größten Justizvollzugsanstalten in Deutschland.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Zahlen
- Gesamtkapazität: rd. 1500 Plätze; in Notständen bis zu 2100
- Gefangenenrekord: 9. November 1993 mit 1969 Gefangenen
- Hinrichtungen: 1895 bis 1927 14; 1933 bis 1945 mindestens 1035
[Bearbeiten] Geschichte
Dauernde Überfüllung der Münchner Gefängnisse Anger, Baaderstraße und Lilienberg führten 1892 zu Überlegungen, der permanenten Überfüllung und den baulichen Mängeln durch ein neues Zentralgefängnis abzuhelfen. So entstand auf dem ehemaligen landwirtschaftlichen Areal Stadelheim in Giesing vor den Toren Münchens der sogenannte Nordbau 1894 als erster Bauabschnitt für 465 Gefangene. Sieben Jahre später, 1901, eröffnete der Südbau. Ab April 1901 wurden hier die Hinrichtungen ausgeführt. Beide Bauten stehen heute unter Denkmalschutz. Im Volksmund auch St. Adelheim genannt, ist der „Stadelheimer“ umgangssprachlich in München ein Vorbestrafter.
[Bearbeiten] Einstiger Rundfunksender
Stadelheim war von 1926 bis 1932 Standort des Zentralsenders des Bayerischen Rundfunks. Am 1. März 1926 nahm er den Probebetrieb und am 1. April 1926 den endgültigen Betrieb auf. Als Antenne verwendete der neben der Haftanstalt gelegene Sender eine an zwei 100 Meter hohen, freistehenden Stahlfachwerktürmen befestigte T-Antenne. Als Sender kamen ein Röhrensender und ein Maschinensender der Firma Carl Lorenz AG zum Einsatz. Allerdings bereitete der Betrieb des Maschinensenders zahlreiche technische Probleme.
Da die Sendeantenne sehr schnell den Anforderungen nicht mehr genügte, wurden im Herbst 1926 die beiden Stahltürme durch zwei 75 Meter hohe Holzfachwerktürme ersetzt. In der Nacht vom 22. zum 23. November 1930 knickte ein Sturm beide Türme ab, wobei auch einige Gebäude beschädigt wurden. Noch am gleichen Tag wurde der Sendebetrieb mit einer Notantenne, die zwischen den Turmstümpfen gespannt wurde, wieder aufgenommen. Als Ersatz für die zerstörten Türme baute man zum Jahreswechsel 1930/31 zwei Holztürme in größerem Abstand zu den Gebäuden, die eine T-Antenne trugen.
Nach der Inbetriebnahme der Sendeanlage Ismaning am 3. Dezember 1932 diente der Sender Stadelheim noch als Reservesender für den Sender Ismaning. Er dürfte im November und Dezember 1933 zum letzten Mal regulär in Betrieb gewesen sein, als der Sender Ismaning wegen Umbauarbeiten stillgelegt wurde.
[Bearbeiten] Zwischenfälle
Am 22. August 1986 nahm ein Häftling einen Rechtsanwalt als Geisel, der im Besprechungszimmer der JVA auf einen Mandanten wartete. Der Anwalt konnte befreit werden, wurde jedoch durch eine selbstgebastelte Bombe des Geiselnehmers verletzt. Aufgrund ungenügender Sicherheitsmaßnahmen in der JVA erhielt er ein Schmerzensgeld vom Freistaat Bayern.
[Bearbeiten] Prominente Inhaftierte
- Ludwig Thoma verbüßte 1906 eine sechswöchige Haftstrafe wegen Beleidigung der Sittlichkeitsvereine
- Ernst Toller
- Eugen Leviné wurde am 5. Juni 1919 hier getötet
- Gustav Landauer wurde am 2. Mai 1919 hier getötet
- Anton Graf von Arco auf Valley, der Attentäter auf Kurt Eisner
- Adolf Hitler wurde vom 24. Juni bis 27. Juli 1922 wegen Landfriedensbruch inhaftiert
- Ernst Röhm, ehemaliger SA-Stabschef, wurde am 1. Juli 1934 in seiner Zelle erschossen
- Dieter Zlof, der Entführer von Richard Oetker, war bis zu seiner Verlegung nach Straubing hier inhaftiert
- Karl-Heinz Wildmoser Senior, Ex-Präsident von 1860 München
- Marcel Avram, Chef der Agentur Mama Concerts & Rau (wurde u. a. von Michael Jackson, Joe Cocker und Siegfried & Roy in Stadelheim besucht), Geschäftspartner von Fritz Rau
Im Dritten Reich wurden hier 1943 unter vielen anderen führende Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose (wie z.B. Willi Graf) durch das Fallbeil hingerichtet und auf dem angrenzenden Friedhof Am Perlacher Forst bestattet.
[Bearbeiten] Weblinks
- JVA Stadelheim im Bayerischen Justizportal
- Altbau der Justizvollzugsanstalt Stadelheim beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
Koordinaten: 48° 5' 59" N, 11° 35 ' 31" O