Juliett-Klasse
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Bei der Juliett-Klasse handelt es sich um die NATO-Bezeichnung für das Projekt 651 der sowjetischen Marine, den größten diesel-elektrischen betriebenen Unterseebooten der Welt.
Die Boote der Juliett-Klasse waren primär mit Marschflugkörpern bewaffnet und sind daher als SSG zu klassifizieren.
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[Bearbeiten] Design
Das U-Boot wurde in den späten 1950er Jahren in Auftrag gegeben. Sie sollten eine Bedrohung für US-amerikanische Städte an der Ostküste bilden. Dafür besaßen sie 4 Marschflugkörper in je zwei vor und hinter dem Turmaufbau befindlichen, horizontalen Abschussvorrichtungen. Zum Start eines Flugkörpers mussten diese um ca. 20° nach oben ausgefahren werden. Die Konstruktion ist ein Zweihüllenboot, unterteilt in 8 Sektionen. Zur Signalreduzierung besteht der Rumpf aus schwach-magnetischem Spezialstahl, welcher wiederum mit 5 cm dicken Hartgummiplatten belegt ist.
Nachdem die SLB-Raketen der ausdauernden Atom-U-Boote die Aufgabe der Juliett-Klasse besser erfüllen konnten, wurden die Boote mit Antischiffsflugkörpern (SS-N-12) zur Bekämpfung von US-Trägerkampfgruppen umgerüstet.
[Bearbeiten] Technische Daten
- Länge: 85,90 m
- Breite: 9,70 m
- Tiefgang:6,90 m
- Wasserverdrängung: 3174 t aufgetaucht, 4137 t getaucht
- maximale Tauchtiefe: 300 m
- Zerstörungstiefe: 600 m
- Reichweite: max. 18.000 sm aufgetaucht bei 8 kn, 810 sm getaucht bei 2,8 kn
- Überwassergeschwindigkeit: max. 15,9 kn
- Unterwassergeschwindigkeit: mit E-Motoren max. 18 kn
- Antrieb: diesel-elektrisch, 2 Wellen
- Dieselmotoren: 2 x 4000 PS D-43 Hauptaggregate, 1 x 1720 PS 2D-42 Hilfsaggregate, Schnorchel für Luftzufuhr
- Elektromotoren: 2 x 6000 PS PG-141 Haupt- und 2 x 200 PS PG-140 Schleichfahrtaggregate
- Akkumulatoren: Silber-Zink-Zellen, Gewicht 300 t (Energie für maximal 90 Minuten bei 17,5 kn)
- Autonomie: 90 Tage
- Tauchdauer: max. 33 Tage
- Treibstoffvorrat: max. 670 t
- Frischwasser: 44 t
- Hochdruck-Pressluft mit 200 kg/m² 37,8 m³
- Proviant: 17,4 t
- Besatzung: 78-82 Mann
- Toiletten: 3 Stück
- Dusche: 1
- Elektronik: „Snoop Slab“ Oberflächensuchradar, „Stop Light“ für elektronische Unterstützungsmaßnahmen, 1 Unterwassertelefon, 1 Mittelfrequenztorpedokontrollsonar
- Sonar: passives Sonar im Bug und aktives Sonar oberhalb des Bugs
- Fk-Feuerleitradar: „Front Door“ und „Front Piece“ für Feuerleitung der SS-N-3; „Front Series“
[Bearbeiten] Einsatz
Sieben Boote dieses Typs fuhren in der Nordflotte und unternahmen dort Übungs- und Patrouillenfahrten mit scharfen Waffen im Nordatlantik. Im Seeeinsatz wurde hauptsächlich mit Schnorchel gefahren. Dafür lief das Boot in ca. acht Metern Tiefe, damit die Dieselaggregate den notwendigen Sauerstoff über die Schnorchelanlage beziehen konnten. Bei vielen Einsätzen wurde die projektierte Autonomie von 90 Seetagen teils weit überschritten.
[Bearbeiten] Bewaffnung
- 6 Bugtorpedorohre (533 mm) gegen Überwasserschiffe, 6 Torpedos in den Rohren
- 4 Hecktorpedorohre (400 mm)zur U-Boot-Abwehr, 4 Torpedos in den Rohren und Nachlademöglichkeit für 8(?) weitere.
- 4 SS-N-3c „Shaddock“ Marschflugkörper P-5 , später 4 zielsichere P-6 SS-N-3a; zuletzt SS-N-12 „Sandbox“ (P-500 4K-80 Bazalt) zur Schiffsbekämpfung; nukleare oder konventionelle Sprengköpfe
Die Marschflugkörper konnten nur aufgetaucht bei langsamer Fahrt eingesetzt werden, was das Boot für den gesamten Zeitraum zwischen Abschuss und Zielkontakt angreifbar machte. Die Feuerleitung erfolgte durch die Flugkörper-Feuerleitanlage „Argument“ NATO-Kennung „Front Door“ bzw. „Front Piece“ am vorderen Bereich des Turmes. Im Einsatz wurde die Anlage um 180° in Gefechtsstellung gedreht. Nach dem Auftauchen wurde die Feuerbereitschaft in rund 5 Minuten hergestellt, danach erfolgte der Abschuss in zehnsekündigen Intervallen. Für den Schuss auf Ziele hinter dem Horizont wurden der Kurs von Seeaufklärern Typ „Bear-D“ per Radar überwacht und diese Daten an das U-Boot übermittelt, damit falls nötig Kurskorrekturen vorgenommen werden konnten.
[Bearbeiten] Einheiten
72(?) Einheiten wurden geplant, 16 gingen zwischen 1965 und 1968 in Dienst. Bis auf K-85 liefen die U-Boote bei der Werft Krasnoye Sormovo in Gorki vom Stapel. Zu Beginn der 1980er wurden sie das erste Mal außer Dienst gestellt. Nach der Reaktivierung 1985, gingen die Boote bis 1988 in Reserve. Die endgültige Außerdienststellung erfolgte in der ersten Hälfte der 1990er.
So ging U-461 1991 außer Dienst und liegt heute in Peenemünde als Museum. K-77 wurde ebenfalls demilitarisiert und verkauft, heute ist es in Providence, USA für Besucher zugänglich.