Höflichkeit
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Die Höflichkeit ist eine Tugend, deren Folge eine höfliche Verhaltensweise ist, die den Respekt vor dem Gegenüber zum Ausdruck bringen soll. Ihr Gegenteil ist die "Grobheit". Sozial gehört sie zu den Sitten, soziologisch zu den sozialen Normen. Das Wort hat sich aus dem Begriff "höfisch" weiter entwickelt, das die Lebensart am mittelalterlichen Hofe bezeichnete.
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[Bearbeiten] Allgemeines
Im Gegensatz zur Freundlichkeit, mit der man vertraute Menschen behandelt, ist die Höflichkeit betont distanziert und stark durch gesellschaftliche Normen und Umgangsformen geprägt. Diese sind kulturell und epochal oft unterschiedlich. Historisch wurde sie im "Prozess der Zivilisation" (Norbert Elias) im Mittelalter zuerst bei Hofe entwickelt, wo die Rohheit und Gewalttätigkeit des Feudaladels zur Höflichkeit (Courtoisie) des Hofadels gebändigt wurde.
Eine gerade nicht distanziert-kühle Höflichkeit wird auch als "Herzenshöflichkeit" bezeichnet (vgl. das Taktgefühl).
Einige wenige Beispiele von Höflichkeitsnormen, die zumindest in westlichen Gesellschaften allgemein gängig sind:
- Man hält sich mit negativen Meinungsäußerungen gegenüber einer Person zurück und neigt eher dazu, das Positive zu betonen.
- Man bringt andere nicht in Verlegenheit oder peinliche Situationen.
- Man begrüßt und verabschiedet sich von anderen (siehe Gruß).
- Man bevorzugt Frauen und ältere Menschen gegenüber Männern und jüngeren Menschen, etwa bei der Reihenfolge der Begrüßung oder der Erteilung von Hilfe.
- Man drückt sich sprachlich in distanzierter und respektvoller Weise aus. Einige Sprachen unterscheiden in der 2. Person zwischen Höflichkeitsform ("Sie") und allgemeiner Form ("Du") bzw. eines vertraulichen Sprachgebrauchs wie das Duzen.
- Man dankt einem anderen für etwas, weicht aber einem Dank taktvoll aus.
[Bearbeiten] Moralphilosophische Definitionen und Empfehlungen
Der Moralphilosoph Friedrich Paulsen gab folgende klare und prägnante Definitionen und Empfehlungen:
Höflichkeit als Beachtung des jeweiligen Verkehrszeremoniells:
Sei höflich, d.h. gewöhne dich daran, das Verkehrszeremoniell zu beachten, das die Gesellschaft, d.h. hier die Gesamtheit derer, die durch geselligen Verkehr miteinander verbunden sind, wie jede Organisation hervorbringt. Durch das Verkehrszeremoniell wird allgemein verbindlich vorgeschrieben, wie der einzelne sich im geselligen Verkehr benehmen soll, wann und wie er
- zu reden und zu schweigen,
- zu nehmen und zu geben,
- Besuche zu machen und zu empfangen,
- zu essen und zu trinken,
- sich zu kleiden und zu verbeugen,
- Briefe zu schreiben und
- Anreden zu machen habe.
Es ist die Aufgabe des Verkehrszeremoniells, den Störungen vorzubeugen, die im geselligen Verkehr durch Ungeschick und disziplinlose Selbstsucht hervorgerufen würden.
Anstand:
Wahre den Anstand, d.h. verletze niemand. Der Anstand gebietet, zu vermeiden, was dem anderen abstoßend, widerwärtig, ekelhaft sein könnte.
Höflichkeit im engeren Sinne (humanitas):
Erstrebe Höflichkeit im engeren Sinne (humanitas). Der Höfliche kommt dem Fremden mit Zeichen von Achtung und Wohlwollen entgegen und erklärt damit, dass er mit ihm auf einen friedlichen und freundlichen Verkehr einzugehen bereit sei.
Rücksichtslosigkeit und ihre Unterarten:
Meide Rücksichtslosigkeit, das Gegenteil der Höflichkeit. Sie zeigt sich entweder in
- Rohheit oder Ungeschliffenheit, in Mangel an Erziehung oder in der Naturanlage begründet;
- Grobheit, d.h. absichtlicher Vernachlässigung der Höflichkeitspflichten.
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Höflichkeit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- Häufig gestellte Fragen zur Höflichkeit
- http://www.benehmen-sie-sich.de/ - Ratgeber für Stil & Etikette
[Bearbeiten] Literatur
- Höflichkeit - Aktualität und Genese von Umgangsformen von Felderer, Brigitte [Hrsg.], Macho, Thomas [Hrsg.].