GROWIAN
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Die (oft auch der) GROWIAN (von Große Windkraftanlage) war eine öffentlich geförderte Windenergieanlage (WEA), die zur Technologieerprobung in den 1980er Jahren im Kaiser-Wilhelm-Koog bei Marne errichtet wurde. Es handelte sich um einen zweiflügligen Leeläufer (Rotor läuft auf der windabgewandten Seite des Turmes) mit einer Nabenhöhe von etwa 100 Metern.
GROWIAN war lange Zeit die größte Windenergieanlage der Welt. Vieles an der Anlage war neu und in dieser Größenordnung noch nicht erprobt. Da es bei der Gehäuseauslegung zu einem Fehler kam, konnte die Anlage nicht bei voller Leistung betrieben werden. Die Probleme mit Werkstoffen und Konstruktion ermöglichten keinen kontinuierlichen Testbetrieb. Die meiste Zeit zwischen dem ersten Probelauf am 6. Juli 1983 bis zum Betriebsende im August 1987 stand die Anlage still. 1987 wurde GROWIAN demontiert.
Die Anlage besaß einige interessante Details. So konnte zum Beispiel das komplette Maschinenhaus ohne zusätzlichen Kran am Turm auf- und abgefahren werden. Dazu wurden die beiden Rotorblätter in eine horizontale Position gebracht. Dies ermöglichte einen sehr einfachen Zugang zum Rotor. Für die Arbeiten an den Komponenten oder den Tausch von Anlagenteilen brauchten deshalb keine hohen Kräne verwendet zu werden. Dies ist eine Erleichterung, denn der Wind stellt ein häufiges Problem bei Kranarbeiten an den hohen Windenergieanlagen dar.
Naturfreunde waren anfangs keinesfalls ungetrübter Freude. Nach Protesten wurde ein 150 Meter hohes Netz an zwei Masten aufgehängt, um Vögel vor den Rotorblättern zu schützen.
Hauptsächlich auf Grund seinerzeit noch nicht beherrschbarer Materialprobleme war die Anlage jedoch weitestgehend ein Misserfolg. Über die Jahre hatte sie weitaus mehr Reparatur- als Betriebszeiten, sie erreichte nicht einmal einen dauerhaften Testbetrieb.
Trotz seiner Innovationen gilt GROWIAN als einer der größten Fehlschläge in der Geschichte der Windenergieanlagen. Die Anlage konnte die an sie gestellten Erwartungen nicht erfüllen. Die wenigen gewonnenen Erkenntnisse fanden nur geringen Eingang in den WEA-Bau - allerdings wurden etliche Lehren aus den begangenen konzeptionellen Fehlern gezogen, z.B. dass der Ansatz, über einzelne Großanlagen mit konventionellen Kraftwerken konkurrieren zu wollen, zum Scheitern verurteilt war. Dieser Paradigmenwandel war ein Schlüsselereignis bei der Entwicklung des gegenwärtigen in Deutschland verfolgten Konzepts zur Errichtung von Windkraftwerken (kleine oder mittlere Anlagen, in Windenergieparks zusammengefasst).
Trotzdem (bzw. insofern) ist GROWIAN die Keimzelle der modernen, deutschen Windenergie. 1988 entstand auf 20 Hektar am ehemaligen Versuchsgelände der erste kommerzielle Windenergiepark Deutschlands mit 30 kleinen Anlagen. Die Windenergiepark Westküste GmbH bietet interessierten Besuchern ein Informationszentrum rund um die Geschichte der Windenergie.
[Bearbeiten] Technische Daten
Die elektrische Nennleistung der GROWIAN betrug 3.000 kW (3 MW), der Rotor hatte eine Pendelnabe und einen Durchmesser von 100,4 m. Die zwei Rotorblätter waren mechanisch-elektrisch verstellbar. Sie rotierten mit etwa 18,5 Umdrehungen pro Minute.
Die Einschaltwindgeschwindigkeit lag bei 5,4 m/s, die Nennwindgeschwindigkeit bei 12 m/s, die Abschaltwindgeschwindigkeit bei 24 m/s und die Überlebenswindgeschwindigkeit bei 60 m/s. Der projektierte Jahresertrag lag bei einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von 9,3 m/s bei etwa 12 GWh.
Die mechanische Kopplung von Rotor und Asynchron-Generator lief über ein Getriebe mit einer Stirnradstufe und zwei Planetenradstufen.
Die Rotorblätter waren in Stahlholmbauweise gefertigt. Der tragende Holm im Inneren des Profilquerschnitts bestand aus Stahl, Rippen zur Versteifung des hinteren Bereichs sowie die Außenhaut aus glasfaserverstärktem Kunststoff.
Der Turm und eines der Rotorblätter sind im Technik-Museum Sinsheim ausgestellt.
[Bearbeiten] Weblinks
- www.ifb.uni-stuttgart.de - Technische Daten der GROWIAN