Farne
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Polypodiophyta | ||||||||||||
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Die als Farne (Pteridopsida oder auch Polypodiopsida) bezeichneten Gewächse bilden eine formen- und artenreiche Abteilung der Gefäßsporenpflanzen (Pteridophyta). Im Volksmund tragen sie viele verschiedene Namen, wie beispielsweise "Hexenleiter".
Heute sind je nach Expertenmeinung zwischen 9.000 und 12.000 Arten bekannt, die in etwa 250 Gattungen eingeteilt sind. In Mitteleuropa sind etwa 100 Arten beheimatet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Im Erdzeitalter Karbon vor etwa 400 Millionen Jahren bildeten Farne zusammen mit Schachtelhalm- und Bärlapppflanzen riesige Wälder und schufen somit die Basis für die heutigen Steinkohle-Vorkommen. Sie sind älter als die Samenpflanzen und gehören zu den ältesten Pflanzen der Erde.
[Bearbeiten] Erkennungsmerkmale
Je nach Art weisen die Pflanzen ein- bis mehrfach gefiederte, selten ganzrandige Blattwedel auf, die sommergrün oder auch winter- bzw. immergrün sein können. Die Fortpflanzung erfolgt mit Hilfe von Sporen, die auf der Unterseite der Wedel in bestimmter Weise gebildet werden.
[Bearbeiten] Generationswechsel
Der Generationswechsel der Farnpflanzen ist auffällig. Eine Meiospore keimt heran und es entwickelt sich der Gametophyt, bei Farnen Prothallium oder auch Vorkeim genannt. Er hat meist die Form eines kleinen, herzförmigen Lappens. Auf der Unterseite des Prothalliums entstehen die Fortpflanzungsorgane, in welchen die Geschlechtszellen (Gameten) gebildet werden. Spermatozoiden werden in den männlichen Organen (Antheridien) gebildet. Die Befruchtung kann nur stattfinden, wenn Wasser vorhanden ist. Dann schwimmen die Spermatozoiden zu den weiblichen Organen (Archegonien) und befruchten die Eizelle. Aus der befruchteten Eizelle (Zygote) entwickelt sich ein Embryo der zu einem Sporophyten wird. Auf dem Sporophyten wachsen an Blättern zu Sori gruppierte Sporangien, in denen Sporen gebildet werden. Diese Blätter werden Sporophylle genannt. Die Sporen werden nach dem Öffnen der Sporangien durch den Wind verbreitet und keimen aus, wenn sie auf Boden mit günstigen Voraussetzungen gelangen. Der Generationswechsel wird als heterophasisch-heteromorph bezeichnet, da er auf zwei verschiedenen Phasen (Gametophyt, Sporophyt) mit unterschiedlichem Aussehen (Morphologie) beruht.
[Bearbeiten] Vorkommen
Farne sind weltweit verbreitet. Sie kommen bis auf wenige lichtliebende Arten fast ausschließlich an schattigen und feuchten Plätzen im Wald, in Mauerritzen, Felsspalten und Schluchten, an Bachufern o.ä. vor. Den Verbreitungsschwerpunkt haben die Farne in den Tropen. So findet man im tropischen Regenwald zum Beispiel die größten Farnpflanzen, die Baumfarne.
[Bearbeiten] Aberglauben
Früher wurden Farne als Hexenkraut oder Hexenleiter bezeichnet, da man bei ihnen weder Samen noch Keimlinge fand. Man behauptete, dass Farnpflanzen nur in der Johannisnacht (24. Juni) blühen und der Besitz von Farnsamen den Menschen zu Glück und übernatürlichen Fähigkeiten verhelfen können.
In der Literatur ist dieser Glaube in Shakespeares Drama „Heinrich IV.“ verewigt: Wir gehen unsichtbar, denn wir haben Farnsamen bekommen.
So schreibt Hildegard von Bingen über den Farn: "Der Farn ist warm und trocken und hat auch ein mittleres Maß an Saft. Der Teufel flieht die Pflanze, und sie hat gewisse Kräfte, die an die der Sonne gemahnen, weil sie wie die Sonne das Dunkle erhellt. Sie vertreibt so Trugbilder, fantasias, und deswegen lieben sie die bösen Geister nicht. An dem Platze, an dem sie wächst, übt der Teufel sein Gaukelspiel selten aus, und das Haus, an dem der Teufel ist, meidet und verabscheut sie. Blitz, Donner und Hagel fallen dort selten ein, und auf dem Acker, auf dem sie wächst, hagelt es selten. Wer den Farn bei sich trägt, ist sicher vor den Nachstellungen des Teufels und vor bösen Anschlägen auf Leib und Leben."
[Bearbeiten] Systematik
Die biologische Systematik der Farne ist noch nicht vollständig verstanden. Daher finden sich unterschiedliche Anordnungen in Ordnungen und Familien. Die letzte große Analyse, die auch ribosomale DNA einschließt, wurde 1995 veröffentlicht (Kathleen Pryer, Alan Smith, Judith Skog; Fern Journal 85(4) (1995)). Sie enthält allerdings nur einen einzigen Stammbaum, aber kein Klassifizierungsschema.
Die in der Wikipedia benutzte Systematik ist die Systematik der Farne nach der Checklist of World Ferns von Michael Hassler und Brian Swale.
Alle Familien und Ordnungen der Farne werden in die folgenden drei Klassen eingeteilt (für Details siehe Systematik der Farne):
- Marattiopsida
- Marattiales
- Marattiaceae
- Marattiales
- Psilotopsida
- Psilotales
- Natternzungengewächse (Ophioglossaceae)
- Gabelblattgewächse (Psilotaceae)
- Psilotales
- Polypodiopsida
- Hautfarne (Hymenophyllales)
- Hymenophyllaceae
- Hymenophyllopsidaceae
- Trichomanaceae
- Osmundales
- Königsfarngewächse (Osmundaceae)
- Gleicheniales
- Gleicheniaceae
- Dipteridaceae
- Matoniaceae
- Schizaeales
- Spaltastfarne (Schizaeaceae)
- Marsileales
- Kleefarngewächse (Marsileaceae)
- Schwimmfarngewächse (Salviniaceae)
- Algenfarngewächse (Azollaceae)
- Baumfarne (Cyatheales)
- Becherfarngewächse (Cyatheaceae)
- Metaxyaceae
- Lophosoriaceae
- Loxomataceae
- Plagiogyriaceae
- Dicksoniaceae
- Lindsaeales
- Lindsaeaceae
- Lonchitaceae
- Pteridales
- Acrostichaceae
- Mangrovenfarne (Acrostichum)
- Coniogrammaceae
- Llaveaceae
- Frauenhaarfarngewächse (Adiantaceae)
- Vittariaceae
- Taenitidaceae
- Saumfarngewächse (Pteridaceae)
- Bommeriaceae
- Notholaenaceae
- Cheilanthaceae
- Acrostichaceae
- Dennstaedtiales
- Dennstaedtiaceae
- Monachosoraceae
- Hypolepidaceae
- Adlerfarn (Pteridium aquilinum)
- Aspleniales
- Streifenfarngewächse (Aspleniaceae)
- Athyriales
- Cystopteridaceae
- Eichenfarne (Gymnocarpium)
- Onocleaceae
- Straußenfarn (Matteuccia struthiopteris)
- Rippenfarngewächse (Blechnaceae)
- Rippenfarn (Blechnum spicant)
- Woodsiaceae
- Frauenfarngewächse (Athyriaceae)
- Frauenfarne (Athyrium)
- Lappenfarngewächse (Thelypteridaceae)
- Buchenfarn (Phegopteris connectilis)
- Cystopteridaceae
- Dryopteridales
- Hypodematiaceae
- Lomariopsidaceae
- Wurmfarngewächse (Dryopteridaceae)
- Wurmfarne (Dryopteris)
- Schildfarne (Polystichum)
- Polypodiales
- Davalliaceae
- Oleandraceae
- Tüpfelfarngewächse (Polypodiaceae)
- Nephrolepidaceae
- Tectariaceae
- Drynariaceae
- Grammitidaceae
- Pleurosoriopsidaceae
- Loxogrammaceae
- Hautfarne (Hymenophyllales)
Siehe auch: Systematik des Pflanzenreichs
[Bearbeiten] Literatur
- Manfred A. Fischer: Exkursionsflora von Österreich, Stuttgart 1994, ISBN 3-8001-3461-6
- Marbach / Kainz: BLV Naturführer: Moose, Farne und Flechten, München 2002, ISBN 3-405-16323-4
- Hans Martin Jahns: BLV Bestimmungsbuch: Farne, Moose, Flechten, München 1995, ISBN 3-405-13458-7
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Farne – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- www.farndatenbank.de Projekt zur Farnbestimmung
- www.Bambusarium.de Bilder von Freilandfarnen.
- Zur Problematik der Systematischen Einordnung der Farne (auf englisch)
- Weitere Farnlinks
- [1], "Die Farn-CD"
- Liste der Farn-Gattungen gegliedert nach Familien. (engl.)
- Farne in der Erdgeschichte
- Farne im Harz
- Farnliteratur
[Bearbeiten] Weitere Bilder
Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium), Streifenfarngewächse (Aspleniaceae), Aspleniales |
Sori auf der Blattunterseite des Baumfarnes Dicksonia antarctica |