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Eliteuniversität

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Unter einer Eliteuniversität versteht man entweder eine Universität zur Ausbildung einer Elite oder eine Universität, zu der nur die Elite einer Gesellschaft Zugang hat.

Inhaltsverzeichnis

Situation in Deutschland

Im Zuge der sog. "Exzellenzinitiative" werden die LMU München, die TU München und die Universität Karlsruhe in den nächsten fünf Jahren mit insgesamt 300 Millionen Euro gefördert. Kritik gab es an dieser Entscheidung sowohl aufgrund der Auswahl ausschließlich südlich gelegener Universitäten als auch aus den Studierendenausschüssen. Letztere beklagen, dass das Geld ausschließlich in die Forschung bestimmter Fachbereiche geht, nicht aber in die Lehre.

Bislang existierten in Deutschland keine Eliteuniversitäten, wie es sie etwa in den USA oder Großbritannien gibt. Dies liegt zum einen daran, dass in Deutschland der Hochschulzugangsberechtigung eine entscheidende Rolle bei der Vergabe von Studienplätzen zukommt. Dadurch wird verhindert, dass die einzelnen Universitäten nur eine gewisse Elite als Studenten zulässt. Zum anderen ist die Ausbildung der Universitäten keine reine Elitenausbildung, sondern eine breitere Akademikerausbildung. So trifft auch die zweite Definition für Deutschland nicht zu.

Eine Elitenausbildung träfe in Deutschland eher auf die außeruniversitäre Forschung zu. Zu dieser zählen vor allem die Max-Planck-Gesellschaft (Jahresetat: 1,3 Milliarden Euro), die Leibniz-Gemeinschaft (Jahresetat: 1,05 Milliarden Euro), die Fraunhofer-Gesellschaft (Jahresetat: 1 Milliarde Euro) und die Helmholtz-Gemeinschaft (Jahresetat: 2 Milliarden Euro), welche sich stark in der Förderung einer Wissenschaftselite engagieren. Daneben existiert noch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (Jahresetat: 1,3 Milliarden Euro), welche in Sonderforschungsbereichen, Schwerpunktprogramm und Graduiertenkollegs ebenfalls zur Forschungsförderung beiträgt. Diese Gesellschaften fördern auch Universitäten und angegliederte Institute. Darüber hinaus arbeiten sie stark mit Universitäten vor Ort bei der Doktoranden- und Masterausbildung zusammen.

Die hier angegebenen Jahresetatzahlen der Gesellschaften sind dabei im Vergleich zu dem Gesamtjahresetat einer großen Universität wie der LMU München zu sehen. Diese hat ein Jahresbuget von 1 Milliarde Euro, wobei jedoch allein ca. 60% davon auf das Uniklinikum entfallen. [1]

Im Bereich der direkten Förderung der universitären Forschung versucht die Bundesregierung mittels einer einmaligen Exzellenzinitiative mit einer Fördersumme von insgesamt 1,9 Milliarden Euro bis 2011 vom Wissenschaftsrat und der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgewählte Forschungen beziehungsweise Universitäten zu unterstützen. Diese Summe wird zu 75 % vom Bund und zu 25 % von den Ländern beigesteuert.

Diese Förderung erfolgt in 2 Phasen 2006 und 2007, sowie in 3 Förderlinien. Diese Förderlinien sind:

  • Exzellenzcluster bekommen im Schnitt 6,5 Millionen Euro im Jahr (bis 2011). Dies sind Zentren einer bestimmten Forschungsdisziplin, die auch mit außeruniversitären Einrichtungen zusammenarbeiten. Es sollen 30 Excellenzcluster entstehen.
  • Graduiertenschulen bilden den wissenschaftlichen Nachwuchs aus. Sie sollen alle Möglichkeiten für junge Leute bieten, die eine wissenschaftliche Karriere anstreben. Ihnen stehen im Schnitt 1 Millionen Euro pro Jahr bis 2011 zur Verfügung und es sollen 40 zusätzliche entstehen. Daneben existieren aber auch die regulär von der DFG geförderten Graduiertenkollegs.
  • Zukunftskonzepte universitärer Spitzenforschung. Sie werden im Schnitt mit 21 Millionen Euro im Jahr gefördert (bis 2011).

Eine Liste der potentiell geförderten Universitäten befindet sich unter Links.

Förderung der Elitenausbildung der Bundesländer

Bayern

Im Herbst 2004 begann der Freistaat Bayern mit seinem sogenannten Elitenetzwerk Bayern damit, zehn Elitestudiengänge und fünf internationale Doktorandenkollegs zu fördern. Dieses Förderung wurde im Herbst 2005 um weitere sechs Elitestudiengänge und fünf Doktorandenkollegs aus. Im Herbst 2006 kommt es zu einer dritten und letztmaligen Erweiterung dieses Netzwerkes.

Nordrhein-Westfalen

Das Land Nordrhein-Westfalen fördert die Ausbildung der Wissenschaftselite durch den Aufbau von „NRW Graduate Schools“. Diesen international ausgerichteten Graduate Schools werden erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt um internationale Spitzenforschung in bestimmten Bereichen anzubieten. Außerdem werden in Zusammenhang mit der EU gemeinsam Zentren, wie z. B. das European Research Center for Information Systems gefördert. Daneben werden spezielle Schwerpunkte der Hochschulen explizit gefördert und den Universitäten zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt.

Situation in Frankreich

Explizite Eliteuniversitäten gehören in Frankreich seit jeher zum Bildungssystem und heißen Grandes écoles, deren berühmteste die École normale supérieure, die École Polytechnique, die École Centrale, die École des Hautes Études Commerciales (HEC), das Institut d'Études Politiques de Paris (IEP, Sciences Po) und die École nationale d'administration (ENA) sind. Diese Grandes Écoles heben sich von den normalen Universitäten unter anderem bezüglich der Mittelausstattung, Auswahlprozess der Studenten, Karrierechancen, Interesse der Öffentlichkeit stark ab.

Situation in Österreich

Am 2. Februar 2006 gab Bundesministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP), zu deren Ressort die österreichischen Universitäten gehören, bekannt, die seit längerem geplante „University of Excellence“, eine Eliteuniversität nach US-amerikanischen Vorbild, in Maria Gugging/Niederösterreich einzurichten. Die Entscheidung für Maria Gugging und gegen Wien, wo Grundstücke am Flugfeld Aspern angeboten worden waren, wird offiziell der höheren finanziellen Beteiligung des Landes Niederösterreich und der sofortigen Verfügbarkeit der Baulichkeiten zugeschrieben. Von Beobachtern wird sie aber teils als politisch motiviert betrachtet, da Niederösterreich von einem ÖVP-Landeshauptmann regiert wird, Wien aber einen SPÖ-Bürgermeister hat. Der Quantenphysiker Anton Zeilinger, auf dessen Initiative diese Universität zurückgeht, sowie der Physiker Arnold Schmidt und der Chemiker Peter Schuster traten in Folge dieser Entscheidung von ihren Posten als wissenschaftliche Berater der Regierung für das Projekt zurück. In einer Presseaussendung begründeten sie das damit, dass diese Standortenscheidung eine „suboptimale Lösung“ und kein „möglichst breiter politischer Konsens“ erreicht worden sei.

Die „University of Excellence“ soll in den Gebäuden der früheren Landesnervenheilanstalt Maria Gugging, eingerichtet werden und bereits im Herbst 2006 provisorisch in Betrieb gehen.

Situation in den USA

In den USA sind die akademischen Spitzeninstitutionen über einen Zeitraum von typischerweise mehr als 100 Jahren entstanden. Diese sind bis auf wenige Ausnahmen Privat-Institutionen. Das Spektrum der Institutionen mit hoher Reputation ist fließend und in stetiger Bewegung, so dass, außer für einen traditionellen Kern, die Definition einer klar abgetrennten Gruppe von US-amerikanischen Eliteuniversitäten schwierig ist. Auch gibt es staatliche Eliteuniversitäten, die bundesstaatliche University of California, Berkeley liegt z. B. innerhalb des US-nationalen sowie internationalen Rankings sehr weit vorne und wird z. Zt. (Stand 2003/04) mit ca. 480 Millionen US-Dollar pro Jahr vom Bundesstaat Kalifornien subventioniert. Diese staatlichen Universitäten sind jedoch hinsichtlich ihrer Struktur und insbesondere der Autonomie ihren privaten Vorbildern relativ ähnlich.

Anders als in manch anderen Ländern (z. B. die meisten der Grandes Écoles in Frankreich) sind die US-amerikanischen Spitzeninstitutionen keine reinen „Kaderschmieden“, sondern erhielten ihre Reputation primär durch die jahrhundertelange Wissenschaftspflege in der ganzen Breite. Obwohl oft ihre hohen Studiengebühren (engl. tuition, typischerweise 25 000–35 000 US-Dollar im Jahr) manchmal in der Öffentlichkeit außerhalb der USA als überzogen wahrgenommen werden, zahlt nur ein geringer Teil der Ivy League-Studenten die kompletten Kosten, sondern beziehen finanzielle Unterstützung, die sich nach der individuellen Situation der Familie richtet. Dementsprechend decken die Gebühren auch nur einen relativ kleinen Teil des Gesamthaushalts ab. Die meisten Einnahmen sind Forschungsmittel aus verschiedenen Quellen, die auch forschungsbezogen ausgegeben werden. Studiengebühren und Kapitalanlagen der Institutionen dienen oft nur zur Deckung der grundlegenden Betriebskosten. Diese Einrichtungen sind typischerweise auch nicht als „luxuriös“ zu bezeichnen, jedoch höchst effizient im entsprechenden Wissenschaftsbetrieb.

Viele Faktoren begünstigten den Erfolg des US-amerikanischen Systems, das sich stark an die nationalen Gegebenheiten angepasst hat. Neben der stark ausgeprägten, philanthropischen Spendenbereitschaft in der US-Gesellschaft (als die größte Spende in der US-Hochschulgeschichte erhielt 2001 die California Institute of Technology 600 Millionen US-Dollar von Gordon Moore) gibt es einen enormen und über Generationen ungebrochenen Fluss an Fördermitteln aus den staatlichen Quellen für die Grundlagenforschung und angewandte Forschung, zum anderen einen dagegen vergleichsweise geringeren Anteil aus der Wirtschaft. Die staatliche Förderung wird dann auch über einen viel stärkeren Wettbewerbsmechanismus ausgegeben, zum Teil wird die Ausgabe auch so gestaltet, dass Wettbewerb erst recht entsteht (z. B. durch mehrfache Vergabe). Das System betont das Tenure-Track, d. h. während dieser Zeit man zwar die akademische Unabhängigkeit eines Professors, aber unterliegt einer ständigen Leistungsanforderung, um durch diese Leistung eine Aussicht auf feste Anstellung zu erhalten. Ein Hochschullehrer steht einer Wettbewerbssituation sogar innerhalb des eigenen Fachbereichs gegenüber, die beträchtlichen Studiengebühren der eigenen Doktoranden müssen erst durch Fördermitteln erwirtschaftet werden.

Auffällig ist im US-amerikanischen System auch, dass die Konkurrenz auf globaler Ebenen stattfindet, sowohl um die Lehrstühle als auch um die Studienplätze an US-amerikanischen Hochschulen, in beiden Fällen zusätzlich erleichtert durch recht moderat gehaltene Anforderungen an die Kenntnisse der Englischen Sprache. Hier spielt ein bidirektionales System zum Erhalt der Qualität eine wichtige Rolle, hierbei wirbt die Hochschule um die besten Studenten und die Studenten bemühen sich um die Aufnahme an einer guten Hochschule.

Im Gegensatz zu den Graduiertenstudien (graduate study) werden die Studenten im undergraduate study jedoch nicht nur nach ihrer akademischen Qualifikation ausgewählt. Kinder von Absolventen der jeweiligen Universität werden bevorzugt. Jedes Jahr werden z. B. an der Harvard University hunderte von Studenten aufgrund dieses so genannten Legacy Systems (dt. in etwa: „Erbsystem“) angenommen. Das Legacy System entstand in den 1920er Jahren zunächst an der Yale University und wurde rasch von anderen Universitäten übernommen. Damals ging es darum, den Anteil der jüdischen Studierenden, der nach Ansicht der Universitätsleitung zu hoch war, zu begrenzen. Ein anderer, sehr häufiger Bevorzugungsgrund ist die sportliche Leistung, da das wettbewerbsstarke US-amerikanische interuniversitäre Sportsystem ein hohes Gewicht genießt. Diese Praxis, die nicht selten zu Lasten der akademischen Normen betrieben wird, ist jedoch weniger ausgeprägt innerhalb der Ivy League (eine Sportliga von amerikanischen Universitäten) aufgrund des Ivy League Agreement (dt. „Vereinbarung der Ivy League“).

Argumentation

Ob speziell in Deutschland Eliteuniversitäten wirklich von Vorteil sind, ist strittig.

Pro

Befürworter führen an, dass Deutschland durch das Fehlen von Eliten gerade im Forschungsbereich immer weiter zurückfällt. Spitzenforscher wandern an anglo-amerikanische Universitäten ab, da ihnen in Deutschland die entsprechende Unterstützung fehlt. Außerdem kommen hochqualifizierte Absolventen der Volkswirtschaft zugute. Zwar sind Eliteuniversitäten fast immer mit hohen Studiengebühren verbunden, aber diese gehen Hand in Hand mit großzügigen Stipendien für finanziell Schwächere. Diese Praxis erlaubt es beispielsweise vielen US-amerikanischen Eliteuniversitäten Bewerber allein auf der Basis ihrer Leistungen auszuwählen; Bewerber mit reichen Eltern finanzieren sozusagen ärmere Bewerber mit, indem erstere die vollen Studiengebühren zahlen und letztere hohe Stipendien erhalten.

Contra

Gegner argumentieren, dass sie lediglich dem Prestige dienen, während andere Universitäten und ihre Abschlüsse durch Einrichtung von Eliteuniversitäten abgewertet werden. Zudem lässt insbesondere ein Vergleich mit Frankreich und seinem ausgeprägt elitären Bildungssystem nicht hoffen, dass Eliteuniversitäten zu einer wesentlichen Verbesserung der Wirtschaftslage beitragen. Außerdem müsste eine Förderung sehr langfristig angelegt sein, da der gute Ruf von gern als Vorbild angeführten Universitäten wie Harvard insbesondere durch die Kontinuität ihrer Leistungen über viele Jahre hinweg aufgebaut wurde. Außerdem werden Eliteuniversitäten kritisiert, da sie wegen ihrer hohen (geplanten) Studienkosten die bereits bestehende in Deutschland international gerügte soziale Ungleichheit noch weiter verschärft. Im Vergleich zu anderen OECD-Staaten wird in Deutschland relativ wenig Geld für Bildungsaufgaben zur Verfügung gestellt und dieser Etat ist zudem ungleich verteilt, in dem relativ zu anderen Staaten die Primärbildung unterversorgt ist, während die quartäre Ausbildung (Promotionen) überdurchschnittlich gefördert wird. Die Bildungsausgaben müssten erhöht werden, nicht aber in die Spitzenforschung fließen, sondern in die Lehre und hier in der Reihenfolge Kindergärten, Grundschulen und Sekundarstufen I.

Siehe auch

Literatur

Quellen

  1. Zahlen und Fakten der LMU München Stand: 2004 (gelesen 8.08.2006)

Weblinks

Andere Sprachen
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