Dritter Stand
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Dritter Stand (frz. tiers état) war in der im Frankreich des Ancien Régime und anderswo geltenden Ständeordnung die Sammelbezeichnung für alle Personen, die nicht zu den beiden privilegierten Ständen (Klerus und Adel) gehörten. Alle drei Stände waren in den Generalständen (frz. Etats généraux) vertreten - einer Ständeversammlung, deren Hauptaufgabe die Steuerbewilligung war.
Der dritte Stand war sozial sehr heterogen und umfasste vom Großbürgertum über Handwerkerschaft, Bauern und [[Tagelöhnbis zu den städtischen Unterschichten alle Personen, die nicht zu den ersten beiden Ständen gehörten. Dies waren 1789, im Jahr der französischen Revolution, etwa 98% der Bevölkerung: 25 Millionen gegenüber 500.000 Aristokraten und Klerikern.
Die Generalstände wurden [1302] zum ersten Mal von Philip dem Schönen einberufen und erreichten den Höhepunkt ihres Einflusses im 15. Jahrhundert. Danach verloren sie an Bedeutung und wurden zwischen 1614 und 1789 nicht mehr einberufen.
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[Bearbeiten] Die Rolle des Dritten Stands zu Beginn der Französischen Revolution
Um einen drohenden Staatsbankrott abzuwenden, erklärte sich König Ludwig XVI. auf Drängen seines Finanzministers Jacques Necker mit der Einberufung der Generalstände einverstanden. Zwar wurden dem dritten Stand aufgrund seines gewachsenen Selbstbewusstseins und seines wirtschaftlichen Bedeutung die doppelte Anzahl an Abgeordneten zugebilligt, aber es blieb unentschieden, ob die Generalstände nach Ständen oder nach Köpfen abstimmen sollten. Eine Abstimmung nach Ständen hätte von vorneherein eine Mehrheit für Adel und Klerus bedeutet. Bei einer Abstimmung nach Köpfen konnte das Bürgertum hoffen, Teile des Adels und besonders des einfachen Klerus auf seine Seite zu ziehen.
Als Ludwig XVI. dem Ansinnen einer Abstimmung nach der Kopfzahl nicht nachgab, erklärten sich die Abgeordneten des Dritten Standes am 17. Juni 1789 zur Nationalversammlung und schwor nicht eher auseinander zu gehen bis eine Verfassung für Frankreich geschaffen sei (Ballhausschwur).
[Bearbeiten] Der Dritte Stand in der zeitgenössischen Publizistik
Bereits die Ankündigung der Generalstände hatte eine große Zahl von Flugschriften hervorgerufen, deren bekannteste und einflussreichste die des Abbé Emmanuel Joseph Sieyès war. Sieyès schrieb in der Einleitung zu "Qu'est-que le Tiers Etat?":
- Was ist der Dritte Stand? Alles und noch mehr.
- Was ist er bis jetzt in der politischen Ordnung gewesen? Nichts.
- Was verlangt er? Etwas zu sein und so zu bestehen wie er immer sein wird.
Im weiteren Verlauf erklärt Sieyès, dass der Dritte Stand auf Grund seiner Bedeutung alleine dazu berechtigt sei den Willen der Nation zu vertreten und eine Nationalversammlung zu bilden.
[Bearbeiten] Begriffswandel
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts bezieht sich der Begriff Dritter Stand nur noch auf das Bürgertum. Das Industrieproletariat tritt als Vierter Stand dazu.