Bätyl
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Bätyle (auch Bätylien, Baitylien, Betyle genannt) sind kultisch verehrte Steine, oft Meteoriten, die in der Antike entweder den Göttern geweiht waren oder selbst als göttlich betrachtet wurden. Die Herkunft der Meteorite „vom Himmel“ war bekannt. Im Griechischen nannte man diese Steine Baitýlia oder Baítyloi, abgeleitet von aramäisch bet el („Haus Gottes“, vgl. hebräisch Bethel). Der Begriff Bätyl ist erstmals im 2. Jahrhundert n. Chr. bei Herennios Philon (Philon von Byblos) bezeugt. Herennios spricht von „beseelten Steinen“ (líthoi émpsychoi). Der entsprechende Ausdruck in der punischen Sprache ist Abaddir.
Berühmte Bätyle:
- der Stein von Emesa (Homs in Syrien), der dem Gott Elagabal heilig war. Durch den römischen Kaiser Elagabal wurde der Kult dieses Gottes 219 in Rom als Staatskult eingeführt und der Stein dorthin überführt. Nach der Ermordung des Kaisers 222 wurde der Stein nach Emesa zurückgebracht.
- der auf einen goldenen Sockel gestellte schwarze, viereckige, unbehauene Stein des Gottes Dusares, den die Nabatäer in Petra verehrten
- der dem Gott Apollon heilige, von einem Flechtwerk aus Wolle bedeckte Stein Omphalos im Apollon-Heiligtum von Delphi
- der in Silber gefasste schwarze Stein der Göttermutter Kybele von Pessinus in Phrygien, der auf Veranlassung eines Orakels der Sibylle 205/204 v. Chr. nach Rom gebracht und dort in einem eigenen Tempel auf dem Palatin untergebracht wurde
- der schwarze Stein in der Kaaba in Mekka, der schon in vorislamischer Zeit verehrt wurde
- der Stein von Bethel (nördlich von Jerusalem), den die dort lebenden Kanaaniter als Wohnsitz des Gottes El verehrten; auch viele Israeliten beteiligten sich am Kult dieses Gottes, den sie mit Jahwe identifizierten
- der Stein des Zeus in der Stadt Gythio, dem Hafen von Sparta
- der Stein des Zeus Kasios in Seleukia Pieria (Syrien)
- der Meteor von Aigospotamoi auf der Chersonesos in Thrakien
- der Stein des Mondgottes Sin in Carrhae (Harran)
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Uta Kron: Heilige Steine, in: Kotinos. Festschrift für Erika Simon, Mainz 1992, S. 56–70, ISBN 3-8053-1425-6.