Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel
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Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel ist eine autokephale, orthodoxe Kirche. Ihr gehören etwa 3,5 Millionen orthodoxe Christen an, vor allem in der heutigen Türkei (wo jedoch nur noch wenige tausend Orthodoxe leben), ein Teil der Diözesen in Griechenland (östlicher Landesteil um Thessaloniki und Inseln; ansonsten Griechisch-Orthodoxe Kirche) und die griechischsprachigen orthodoxen Diaspora-Gemeinden in aller Welt, so in Westeuropa (Frankreich, Deutschland, Schweiz, Italien), sowie einige russisch-stämmige Diaspora-Gemeinden, vor allem in Frankreich.
An ihrer Spitze steht der Patriarch von Konstantinopel. Dieser ist das symbolische Oberhaupt (Erster unter Gleichen) der gesamten orthodoxen Christenheit; das besagt der Titel ökumenisch (er hat hier also keine interkonfessionelle Bedeutung). Allerdings hat er - anders als der Papst in der katholischen Kirche - keine Weisungsbefugnisse gegenüber den anderen Patriarchaten und sonstigen autokephalen Kirchen und setzt dort auch keine Bischöfe ein. Zur Zeit hat das Amt Seine Allheiligkeit Bartholomäus I. inne. Sein Sitz befindet sich im Phanar in Istanbul. Die türkische Regierung erkennt den Patriarchen nur in seiner Eigenschaft als Oberhaupt der griechischen Orthodoxie in der Türkei an, nicht jedoch als Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie.
Nach dem Vertrag von Lausanne muss der Patriarch türkischer Bürger sein. Wegen der sehr geringen Zahl in der Türkei verbliebener Orthodoxer, unter denen natürlich auch nur ein kleiner Teil für ein solches Amt qualifiziert ist, ist nach dem Tode des heutigen Patriarchen möglicherweise mit Nachfolgeschwierigkeiten zu rechnen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Ausbildung von Priestern zur Zeit in der Türkei nicht möglich ist. Das einzige verbliebene griechisch-orthodoxe Priesterseminar in der Türkei auf der Prinzeninsel Heybelıada (griech. Halki) im Marmarameer wurde 1971, als die Türkei alle privaten Hochschulen verstaatlichte, vom Staat geschlossen. Der Grund war, dass die Türkische Regierung eine formelle Anbindung des Priesterseminars an die Religiöse Fakultät der Universität von Istanbul verlangte, das Patriarchat aber auf Unabhängigkeit bestand. Eine Wiedereröffnung wurde von der türkische Regierung immer wieder zugesagt, dies wurde jedoch bis heute nicht in die Tat umgesetzt. Priester und Theologen sind daher darauf angewiesen, im Ausland zu studieren. Manche Orthodoxe schlagen daher eine Verlegung des Amtssitzes des Patriarchen nach Thessaloniki vor, andere dagegen spekulieren, dass durch die Annäherung der Türkei an die Europäische Union und die damit erhoffte einhergehende größere Religionsfreiheit dies nicht nötig sein wird.
[Bearbeiten] Literatur
- Samim Akgönül: Le Patriarcat grec orthodoxe : de l'isolement à l'internationalisation de 1923 à nos jours, Institut français d'études anatoliennes / Maisonneuve & Larose, Paris 2004, ISBN 2706818077
- Lina Murr Nehmé: 1453 : Mohamet II impose le Schisme Orthodoxe, François-Xavier de Guibert, Paris 2003, ISBN 2868398162
- Alban Doudele: Les Orthodoxes grecs, Brepols (col. Fils d'Abraham), Bruxelles 1996, ISBN 2503504671
- Jean-Pierre Valognes: Vie et mort des Chrétiens d'Orient, Fayard, Paris 1994, ISBN 2213030642