Kompromiss

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Ein Kompromiss ist die Lösung eines Streites durch Verzicht beider Seiten auf einige der gestellten Forderungen. Ein Kompromiss findet entweder dann statt, wenn keine der beiden Seiten genug Kraft besitzt die eigenen Ziele konsequent und vollständig zu verfolgen oder, wenn das vollständige Durchsetzen der Interessen einer Seite keine dauerhafte Lösung darstellt, also zu befürchten ist, dass die Lösung immer wieder in Frage gestellt wird und somit nicht stabil ist (bzw. nur unter sehr hohen Kosten seitens des Gewinners aufrechterhalten werden kann). Darüber hinaus kann ein Kompromiss das Ergebnis einer Situation sein, in der zwar eine Seite sich vollständig durchsetzen könnte und dieses Ergebnis auch aufrecht erhalten könnte, jedoch neben dem Ziel auf welches sich der Kompromiss bezieht, weitere konfliktierende Ziele bestehen. (Ein Beispiel: Land A will 1. politische Herrschaft und 2. finanzielle Mittel. Selbst wenn Land A in der Lage ist, Land B vollständig zu beherrschen und dies auch dauerhaft, könnte dies zu geringerer Zufriedenheit und damit Produktivität in Land B führen, was verminderte Steuereinnahmen aus dem beherrschten Land B zur Folge hätte)

Bei gerichtlichen Verfahren schließen die Streitparteien häufig in Form eines Vergleiches einen Kompromiss. In diesem Fall ist der Kompromiss Ergebnis der Unsicherheit über den Ausgang des Konflikts. Der Kompromiss soll also die Eskalation des Konflikts verhindern, da die möglichen Kosten einer Niederlage höher bewertet werden, als die Nachteile welche durch den Kompromiss entstehen.

Die Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sind ein alljährliches Beispiel für einen Kompromiss: Die Lohnerhöhungen sind meist geringer als die Beschäftigten fordern, aber mehr als die Arbeitgeber anfangs anbieten.

In demokratischen Staaten sind auch häufig Kompromisse zwischen politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern zu beobachten, wobei es einerseits um die Sicherung erreichter sozialer Standards (z.B. Existenzminimum) und andererseits um unternehmerische Interessen (z.B. Profite) geht.

Statt eines Kompromisses kann versucht werden, eine Win-Win-Situation herbeizuführen. Sie ist quasi der Kompromiss schlechthin, da die Lösung des anfänglichen Problems eine vorteilbehaftete Endsituation für beide Seiten darstellt.

Ein Formelkompromiss ist ein fauler Kompromiss (ein nicht durch Konsens errichteter Kompromiss).